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Musik

VICE Reviews

Haftbefehl kennt alle eure Mamas persönlich. Und Sex Jams sorgen für Freudentröpfchen!

HAFTBEFEHL
Blockplatin
Azzlacks/Groove Attack
9
„Chabos wissen wer der Babo ist“ war das Beste, was Rap auf Deutsch letztes Jahr passiert ist. Und Kendrick kann ziemlich froh sein, dass Blockplatin erst 2013 rauskommt, sonst wär das mit dem Album des Jahres eine ganze andere Geschichte gewesen. Hafti Abi fickt dein Leben, Talib Kweli und Kid Cudis Mammi. Alles Sachen, die definitiv gefickt gehören. Er hat nicht mal einen Abschluss und soll erst mal Deutsch lernen? Er bangt euch mit einer deutschen P99 Handgun, reicht sein Deutsch dann? Also muckt hier nicht auf, ihr Rudis, denn Blockplatin ist Haftis Life After Death. Wenn du das nicht verstehst, gibt es keinen Grund, warum BIG dir weiterhin erlauben sollte, Rap zu hören, du Martin. Einen Punkt Abzug, weil Farid Bang über die Hook von „Chabos“ labert.
MARTIN RUDI

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Hier geht's zu unserem Interview mit dem Babo

PAUL KALKBRENNER
Guten Tag
Paul Kalkbrenner Music/Rough Trade
0
Zugegebenermaßen machen wir es uns ziemlich leicht, wenn wir das neue Album von Paule mit minimalster Achtung strafen. Aber was will man auch anfangen mit dem Mario Barth der Großraumdisse? Eine ernsthafte Auseinandersetzung würde sowieso ins Nichts führen. Das ist einfach so ein Typ, den man wahrscheinlich nie wieder wegkriegen wird, egal wie sehr man hetzt und wettert, schon alleine, weil er mit seinen Rattenfänger-Presets so effektiv die breite Masse betäubt. Hier lohnt sich wirklich nur noch der passive Widerstand: CD wegschmeißen und hoffen, dass er erst mal wieder für längere Zeit „unsere Jungs am Hindukusch“ bespaßt, bevor das nächste Unglück veröffentlicht wird.
RECYCLING CALLING

SEX JAMS
Trouble, Honey
Siluh Records/Noise Appeal
9
Ihr kennt doch diesen Mythos von der Angst vor dem Nachfolgewerk, welches im Gegensatz zum üblicherweise grandiosen ersten Album meistens in die Hose geht. Sex Jams lachen sich ins Hawaii-Hemd und schütteln mit Trouble, Honey ein monumental schönes und starkes Werk aus dem Handgelenk, so als wär’s ein Sonntagnachmittagswank. Sex Jams sind die coolsten Dudes der Welt und das einzig wahre Vorbild, zu dem man aufschauen sollte. Musikalisch wird weiterhin in Richtung Sonic Youth genickt, und irgendwie höre ich meine geliebten Elastica raus, Justine Frischmann und so. So locker, so easy, so ohrwurmig, mit dem richtigen Schuss 90er Amphetamine Reptile Noise. Die leben das, die können das. Danke Sex Jams. Keine Angst für niemanden weit und breit. Feel the love.
LORD OF THE MINX

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PROXY
Music From the Eastblock Jungles - Part I
Turbo Recordings
2
Liebes 1991: Wir haben gerade aus Versehen ein schlechtes Prodigy-Demo von dir veröffentlicht. Wir konnten noch nicht genau rekonstruieren, wie das passieren konnte, haben jetzt aber hier den Schlamassel, und nicht nur den mit dem Zeitschienen-Paradoxon: Musikhistoriker sind erschüttert und Stadionraver der ganzen Welt in ihrer Evolution um mehr als 20 Jahre zurückgeworfen. Hilft ja nichts: Da müssen wir jetzt durch, Zeitmaschine hin oder her. Vorschlag zur Güte: Wir schicken euch das Ding zurück, ihr macht Prodigy groß und bekannt und denkt euch einen Genrenamen aus, der in die Geschichte eingeht—und so ungefähr zur Jahrtausendwende haben wir den Mist dann wieder vergessen?
FIRE STOPPER

THE GAME
Jesus Piece
Interscope
7
The Game besitzt seit einiger Zeit eine Goldkette von Jesus, die wiederum eine kleine Goldkette von Jesus um den Hals hat. Jedes Mal, wenn wir versuchen, aus dieser Information einen schlüssigen Gedanken zu Rap, Hyperkapitalismus und der Postmoderne abzuleiten, explodiert unser Kopf. Warum auch? Wenn The Game mit seiner Bipolarität klarkommt, da er seine Erfüllung jetzt darin fi ndet, Kendrick Lamars Weed Carrier zu sein, können wir uns auch einfach so über ein weiteres ziemlich okayes Album von ihm freuen. Mit zu vielen Features (zweimal Lil Wayne sind 1 1/2 zu oft in 2013), mit „Ali Bomaye” als einen der Überhits des jungen Jahres und der Einsicht, dass Skateboard als Wort immer scheiße klingt, wenn man es rappt.
FREE C-MURDER

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DRAGGED INTO SUNLIGHT
Widowmaker
Prosthetic/Sony
9
Liverpools sample-freudige Erneuerer des Extreme-Metals füttern spätestens seit der Wiederveröffentlichung ihres Debüts Hatred For Mankind Hoffnungen, dass sie die Band werden, auf die sich alle Horden einigen können. Ihr neues Album ist knappe 40 Minuten kurz, besteht aus einem Song in drei Parts und ist—Überraschung!—nicht extremer als das Debüt, nur anders extrem. Wurden früher Brücken zwischen Death, Black und ähnlichem Geballer gebaut, verblenden sich auf Widowmaker verstärkt Drone, Doom, Post-Metal und alles, was uns Klugscheißer glücklich macht. Die Samples sind geblieben, Tobsucht und Raserei beschränken sich auf kürzere Ausbrüche, der Rest ist gerüttelter Wahnsinn.
WILLIE DYER

NICK CAVE & THE BAD SEEDS
Push The Sky Away
Bad Seed Ltd./Rough Trade
8
Ich habe eine Theorie über Nick Cave. Vor dem Beginn seiner Karriere hat er 20 Songs geschrieben, alles überragende Hits, die zu dem Besten zählen, was die Welt je gehört hat. Die veröffentlicht er nach und nach—nur einen Track auf jedem Album. Weil aber niemand Alben kauft, die fünf Minuten lang sind, lässt er seine Band noch eine gute Portion Instrumentals aufnehmen und brabbelt wirre Geschichten darüber. Ich bin mir sicher, dass er auf diese Weise schon 15 oder 20 Songs verbraten hat. Anders ist es einfach nicht zu erklären, dass auf all seinen Alben immer eine Nummer ist, die so viel besser ist als alle anderen.
JÜRGEN UDO

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MICKEY NAPALM
Toxic Elements 7"
Hirntrust
7
Mickey Napalm ist wie ein tragischer Autounfall in einer verstrahlten Wüste, zu dem sich ein voyeuristischer Schwerenöter seine Wundbrandnudel reibt. Übersetzt heißt das, für irgendwen da draußen ist dieses desaströse Post-human-hash-freak-punk-hop-Plättchen in Schleimgrün bestimmt ein vinylgewordener Feuchttraum. Der Vergleich mit Dälek hinkt wie eine Prostituierte mit Raucherbein, doch zeichnet immer noch ein besseres Bild als meine willkürlich aneinandergereihten Widerwortigkeiten.
GRAF ATOMAR

THE END BAND
Babysounds
ZITA Records/Problembär
7
Aufgrund von tausenden YouTube-Katzenvideos, die sich über die Jahre in mein Gehirn gebrannt haben, beläuft sich meine Aufmerksamkeitsspanne für absolut alles auf 11 Sekunden. Als ich Babysounds zur Berieselung während dem Wäscheaufhängen gehört habe, hat sich aber tatsächlich etwas Emotionales in mir geregt. Ich bin noch ganz durcheinander und weiß bisher noch nichts mit diesen Gefühlen anzufangen, aber es ist ein Durchbruch. Danke, The End Band.
THE CURL GIRL

ULTRAÍSTA
Ultraísta
I Am Fortified/Rough Trade
1
Wenn ich das Wort „Multimedia“ lese, entsichere ich meine Waffe und stürme als Elvis in einem „einfachen surrealistischen Akt“ auf die Straße, um blindlings in die Menge zu schießen. Ästhetisch verbrämte Gewaltfantasien sind wenigstens etwas, was das „Projekt“ des „sechsten Mitglieds von Radiohead“… Ach bitte, machen wir es kurz und klar: Der Plan war, so etwas wie Stereolab für Besserverdienende zu machen. Der verendete jedoch schon beim Versuch, den Maschinen etwas anderes als Überdruss zu entlocken. Das dümmlich-dünnliche Stimmchen ist nur der schräge Tüpfel auf dem Í.
ANDRÉ BRESSO