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Mode

Voodoo Zombies

Die Models dieser magischen Kollektion von Samantha McEwens müssen nur aufpassen, dass ihnen nicht irgendein Hinterwäldler in Panik in den Kopf schießt.
Jamie Clifton
London, GB

Samantha McEwens erste Kollektion beschäftigt sich mit der unheimlichen, südafrikanischen Kultur von Voodoo, rituellen Opferungen und Muti-Morden, bei denen Menschen umgebracht und ihr Körperteile für medizinische Zwecke verwendet werden. Die Absolventin der Edinburgh Heriot-Watt University vermischt makabre Themen mit knalligen Farben und erschafft so eine Kollektion, die einerseits über Religion reflektiert und andererseits eure Frühlings-/Sommergarderobe aufpoliert. Wir haben mit Samantha gesprochen, um herauszufinden, was sie so daran fasziniert, Kleidung zu entwerfern, die uns gleichzeitig Angst und Freude bereitet.

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VICE: Also, warum Voodoo? Warum keine Rüschenkleider mit Blumenmotiven?
Samantha: Nun, es hat alles damit angefangen, als ich 2010 durch Kuba reiste und besessen von den Straßen-Kapellen war. All die Menschen, die mir über diese Zeit an ländlichen Ort begegneten, waren total verrückt angezogen. Schließlich begriff ich ich, dass das alles etwas mit dem Voodoo-Brauch zu tun hatte und obwohl Kuba ein überwiegend katholisches Land ist, ist Soodoo oder auch Santería, wie man es dort nennt, die für gewöhnlich am meisten praktizierte Religion.

Echt? Ich dachte, dieser düstere, magische Kram wäre mittlerweile verboten oder nur noch in Randgruppen vertreten.
Nein, auf keinen Fall. Und was mich so faszinierte, war diese Vorstellung von Menschen, die gegenüber etwas so beängstigendem und erschreckendem, dermaßen offen sind. Ich fing sogar an, quasi in der Minute, als ich wieder englischen Boden betrat, ernstzunehmende Nachforschungen über Voodoo anzustellen und fand alle diese bemerkenswerten Stoffe, die ich dann tatsächlich dank einiger der westafrikanischen Botschaften gekauft habe. Die Farben waren so intensiv, dass es ein Verbrechen gewesen wäre, keine Kollektion aus den Stoffen und all den Eindrücken, die ich gewonnen hatte, zu entwerfen.

Was? Du hast dich also genauso über den westafrikanischen Voodoo informiert, wie auch über den kubanischen?
Ja. Nun, ich habe mit Santería angefangen und das hat mich weiter zu haitischem und afrikanischem Voodoo geführt. Ich bin fest entschlossen mal nach Haiti zu reisen und mir das alles aus nächster Nähe anzusehen, denn 70% der Menschen in Haiti und Afrika sehen Voodoo als ihre Hauptreligion an, also wollte ich Voodoo als einen wichtigen Punkt im modernen Zeitalter darstellen. Außerdem, anstatt der klischeehaft propagierten Horrorfilme und der Medien, wollte ich unter anderem mit der Kollektion die leuchtende Seite von Voodoo einfangen. Ich habe mir eine Menge Inspiraton bei Phyllos Gallembos Fotografien verschiedener Stämme geholt—besonders bei den Porträts von den Opferkostümen und den Priester und Priesterinnen der Voodoo-Gemeinde—und es waren die Farbschemata dieser Kleidung, die mich faszinierten.

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Also wie genau hat das jetzt deine Kollektion beeinflusst?
Es gab so viele Anhaltspunkte, die ich meinen Nachforschungen entnehmen konnte. Es ist also schwer zu sagen, obwohl ich während meiner Nachforschungen zum afrikanischen Voodoo auch auf andere afrikanische Traditionen stieß, die ich in Kleidungsstücke umsetzen wollte, speziell die nigeranische Tradition des aso ebi oder auch „gleich anziehen", bei der ganze Familien sich zu Zeremonien versammeln und exakt die gleichen Outfits aus der jeweiligen familiären Kleidung tragen. Ich wollte diese Vorstellung von familiärer Solidarität wirklich übermitteln und sie in den Streetwear-Markt übertragen.

Wie hast du Voodoo und dessen praktischen Anwendung abgewägt?
Ich war mir immer bewusst, dass die Kolletion themenbezogen sein musste. Ich habe angefangen Kleidungsstücke aus geflochtenen Bastschnüren zu entwerfen, die aus Palmen gemacht sind und andere bizarre Sachen, die bei Riutalen hätten verwendet werden können und mir wurde klar, dass eigentlich niemand irgendeins von diesen Dingern anziehen würde. Damit will ich sagen, dass es auf jeden Fall wichtig für mich war, zu vermitteln, dass einige der grausamsten Elemente von Voodoo in Westafrika immer noch abgehalten werden und Lynchings in Südafrika tatsächlich zunehmen.

Welche dunklereren Elemente hast du miteingebracht? Für mich sieht das eigentlich alles sehr fröhlich aus.
Ich bezog mich auf die Geschichte von Adam, den Jungen, den man 2001 in der Themse fand, als ich gerade meinen Fashion Film drehte. Das ist ein Jahrzehnt her, aber es gab noch andere Fälle ritueller Hinrichtungen und der Verkauf von menschlichem Blut und anderen Materialien verbunden mit Voodoo, steigt in der Tat an. Anstatt sich zu sehr darauf zu konzentrieren, entschied ich mich eine Art Satire über Rituale und Opfergaben zu machen. Diesen Film zu drehen hat auch viel Spaß gemacht. Wir hatten so wenig finanzielle Mittel zur Verfügung, dass wir einfach in einen Garten einbrachen und einen riesigen Altar aufbauten. Am nächsten Tag bekam ich eine Email, in der stand, dass Diane Pernet das Video auf ihrer Seite gepostet hatte. Ich war so glücklich, dass jemand, der sich mit Fashion-Filmen wirklich auskennt, den Humor in unserem Film zu würdigen wußte.