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War’s das schon? Die erste Osmanen-Germania-Gruppe hat sich wieder aufgelöst

Der Grund dafür ist allerdings richtig peinlich.
Foto: Grey Hutton

Foto: Grey Hutton

Vor Kurzem galten sie noch als die aggressiven Neuen, die die Rocker-Szene in Deutschland aufmischen, Revierkämpfe entfachen und sogar einen ausgewachsenen "Rockerkrieg" auslösen könnten: Die Osmanen Germania. In Nordrhein-Westfalen musste die frisch gebackene Gruppe jetzt allerdings einen herben Rückschlag einstecken: Das Dortmunder Chapter der Osmanen hat sich komplett aufgelöst, berichten die ruhrnachrichten. Aber fast noch peinlicher ist der Grund dafür: Offenbar haben die örtlichen Bandidos ein Machtwort gesprochen.

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Die Osmanen, die Anfang 2015 in Hessen gegründet wurden, hatten im Januar dieses Jahres bundesweit Aufmerksamkeit erregt, als sie eine Reihe von Großversammlungen in verschiedenen Städten abhielten. Seit ihrer Entstehung sind die Osmanen schnell gewachsen, mittlerweile sollen sie an die 20 Chapter in ganz Deutschland gegründet haben. Weil die Osmanen-Mitglieder sich wie Rocker kleiden und dieselben Rangabzeichen verwenden, wurde in den Medien spekuliert, dass die neue Gruppe im Rockermilieu mitmischen wollte—und den etablierten Gruppen Terrain streitig machen könnte. Dazu passte auch ein ziemlich martialisches Musikvideo, in dem die Osmanen mit allerlei Waffen herumfuchteln und ankündigen, dass sie kommen, um "das ganze Land" zu übernehmen.

Die Osmanen selbst beharrten aber stets darauf, mit Rockern nichts zu tun zu haben. "Was die Medien da so schreiben, das ist alles Müll, erstunken und erlogen", hatte der Präsident des Berliner Chapters in einem Interview mit VICE erklärt. "Wir sind ein Boxclub. Bei uns geht es um Sport, um nichts anderes." Mit Drogenhandel oder Prostitution, den für Rockerbanden üblichen Betätigungsfeldern, habe man gar nichts zu tun, und auf Krieg mit anderen Gruppen sei man auch nicht aus. Aber: "Wenn was kommen sollte, stehen wir unseren Mann bis zum letzten Tropfen Blut."

Tiger, der Präsident des Berliner Chapters, im Februar

In Dortmund hat das jetzt nicht so gut funktioniert: Das Chapter soll sich aufgelöst, nachdem die Bandidos einmal vorbeigeschaut und mit den Mitgliedern geredet haben. Die Bandidos gelten mit 750 Mitgliedern als die unbestritten stärkste Gruppierung in Nordrhein-Westfalen. Einige der Osmanen sollen nach dem Treffen zu den Bandidos übergelaufen sein, andere ihre Kutten endgültig abgelegt haben.

Was dieser Rückschlag für die weitere Entwicklung der Osmanen bedeutet, ist unklar. Eigentlich hätte so etwas gar nicht passieren dürfen: Die Osmanen haben sich (wie andere Rocker und rocker-ähnliche Gruppen) Loyalität und Zusammenhalt ganz oben auf die Fahnen geschrieben.

Stephan Strehlow, der Leiter des Dezernats zur Bekämpfung der Rocker- und Rotlichtkriminalität im LKA Berlin, dürfte von der Entwicklung nicht allzu überrascht sein. "Wir haben immer wieder Neugründungen, die sich nach kurzer Zeit wieder auflösen", hatte er schon im Februar gegenüber VICE erklärt, als er um eine Einschätzung der Osmanen gebeten wurde. Viele der Mitglieder, die sich solchen neuen Gruppen anschließen, seien eher "erlebnis- oder geschäftsorientiert" und deshalb auch schnell zu einem "Patchover" (Seitenwechsel) bereit, wenn die Machtverhältnisse sich änderten. Der Präsident der Berliner Osmanen war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Ob das bei den Osmanen auch der Fall ist oder ob die Führung dafür sorgen kann, dass die Dortmunder eine unrühmliche Ausnahme bleiben, werden die nächsten Wochen zeigen.