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Warum Björn Höcke jetzt sogar für die AfD zu rechts ist

Für den AfD-Politiker sind Afrikaner „lebensbejahende Ausbreitungstypen"—vor denen sich Europäer schützen müssen.

Foto: imago | Stefan Zeitz

Der thüringische AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke zählt spätestens seit seinem provokanten Auftritt bei Günther Jauch zu Deutschlands bekanntesten Rechtspopulisten. Nun, nach der Veröffentlichung einer nationalistischen Rede, ist die Welt wieder um einen zweifelhaften Auftritt Höckes „reicher".

Bei einem Kongress des „Instituts für Staatspolitik" in Sachsen-Anhalt machte der Geschichtslehrer keinen Hehl um seine rassistische Weltanschauung. So propagierte er unter anderem folgende Lehre: „Die Evolution hat Afrika und Europa, vereinfacht gesagt, zwei unterschiedliche Reproduktionsstrategien beschert." Demnach gibt es verschiedene Menschentypen. In Afrika dominiere der sogenannte „lebensbejahenden Ausbreitungstyp" und in Europa der „Platzhaltertyp", der die Kapazität des Lebensraums optimal ausnutzen möchte.

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Seine kruden Ansichten versuchte Höcke mit der r- und K-Fortpflanzungsstrategie sogar noch wissenschaftlich zu begründen. In Afrika herrsche die „r-Strategie" vor, die auf eine möglichst hohe Wachstumsrate abziele. Während man in Europa überwiegend die „K-Strategie" verfolge. „Solange wir bereit sind, diesen Bevölkerungsüberschuss aufzunehmen, wird sich am Reproduktionsverhalten der Afrikaner nichts ändern", resümiert Höcke deshalb.

In der Ökologie bezeichnet man Lebewesen wie zum Beispiel Blattläuse, die möglichst viele Eier legen, damit zumindest einige wenige überleben, als „r-Strategen". Bei Säugetieren wie Löwen, die nur wenige Nachkommen produzieren, spricht man hingegen von „K-Strategen".

Für uns klingt das alles irgendwie nach „Rassenlehre". Und nicht nur für uns. Selbst die AfD ist plötzlich um ihr Image besorgt. Laut Welt Online nannte der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen Höckes Aussagen „eine inhaltliche wie politische Torheit". Seine Ausführungen seien sachlich unsinnig, entbehren wissenschaftlicher Substanz und luden zu Fehldeutungen als rassistische Aussagen geradezu ein. Auch empfahl der AfD-Boss Höcke, „in sich zu gehen und sich in seinen öffentlichen Auftritten künftig deutlich zu mäßigen."

Kritik gab es aber natürlich nicht nur aus den eigenen Reihen. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow erlaubte sich sogar einen Scherz und twitterte laut Spiegel Online am Sonntagmittag schadenfroh:

"#AfD ist mit Afrikanischen Verbreitungsvirus infiziert! Höcke & Petry je 4 Kinder, Muhsal 3 Kinder. Höcke, Muhsal, Petry Genetische Afrikaner?"

Inzwischen ist der Tweet jedoch wieder gelöscht und durch einen ähnlichen ersetzt worden.

Höcke,Petry&Muhsal selber 'Klein r' als Verbreitungsstrategie (3-4Kinder)also keine 'groß KTypen' - — Bodo Ramelow (@bodoramelow)December 13, 2015