Warum nordkoreanische Zwangsarbeiter sich in Polen zu Tode schuften können—unsere Reportage ,Cash for Kim':
Nordkoreanische Zwangsarbeiter in Polen: Was wir aus der Recherche wissen
Im Kontext: Nordkoreanische Zwangsarbeiter weltweit: Was über Europa hinaus bekannt ist
Bei der Bandbreite an Nachrichten und bunten Meldungen, die das Regime in Pjöngjang seit Jahrzehnten provoziert, kommen einem Zwangsarbeiter aus Nordkorea wie eine Anekdote vor, von der man gefühlt nur schwer sagen kann, ob man sie schon gehört hat oder ob man nur von ihrer Aktualität nicht mehr überrascht wird. Tatsächlich ist nicht neu, dass man Männer und Frauen von Kim Jong-uns Gnaden an vielen Orten außerhalb Europas finden kann. Nordkoreaner gibt es in China, Kuwait, Oman, Libyen, Angola, in russischen Forstbetrieben, auf den Baustellen der FIFA-Fußballtempel in Katar und in mindestens zehn weiteren Ländern in Asien, Afrika und dem Nahen Osten. Laut The Asan Institute for Policy Studies handelt es sich dabei um den Austausch menschlicher Ressourcen, die noch aus Comecon-Zeiten herrührt und Nordkoreaner vermutlich 1967 zum ersten Mal zur Arbeit ins Ausland geführt hat.
Die Bürokratie: Wie Nordkoreaner legal an Arbeit in Polen kommen
Jacqueline Sánchez-Pyrc, stellvertretende Büroleiterin des Woiwodschaftsamts Masowien, der Behörde, die für ausländische Arbeiter in der Region um Warschau zuständig ist, wusste VICE gegenüber nicht zu beantworten, warum polnische Behörden in Anbetracht der Berichtslage überhaupt Arbeitserlaubnisse an Nordkoreaner ausstellt. Hingegen bestätigen konnte sie, dass die Behörde ebenfalls nicht wisse, seit wann und wie viele Arbeitserlaubnisse überhaupt an Nordkoreaner ausgestellt werden, da die entsprechende Datenbank erlaube, Nord- und Südkoreaner schlicht als Koreaner zu erfassen.Im Kontext: Warum in Malta von sklavenartigen Zuständen die Rede ist
Dass es in einem EU-Mitgliedstaat nordkoreanische Arbeiter gibt, ist für sich genommen keine Sondermeldung mehr. Wenig beachtet, aber hinreichend belegt ist, dass Polen mit seinen Nordkoreanern in Europa nicht alleine ist. Maltas Regierung hat durch die Blume bestätigt, dass im Inselstaat sowohl auf dem Bau als auch in mindestens einer Textilfabrik Nordkoreaner arbeiten. Weiter ins Detail gehen wollte der zuständige Minister für Inneres und Nationale Sicherheit Carmelo Abela weder im Europamagazin-Interview noch zu einem anderen Zeitpunkt. Maltesischen Zeitungen zufolge könnte das unter anderem mit verhafteten Fabrikgeschäftsführern und Katrine Camillieri zu tun haben. Die Anwältin vertritt einen Mann aus China und neun Vietnamesen, die in besagter Textilfabrik unter Extrembedingungen 14 Stunden täglich, 14 Tage am Stück gearbeitet haben sollen, es im Gegensatz zu den nordkoreanischen Kollegen aber aus der Fabrik heraus in ein Anwaltsbüro geschafft haben.
Die Zwangsarbeiter: Wie Nordkoreaner in Polen arbeiten
Im Kontext: Warum Tschechien seit 2006 keine Visa mehr ausstellt
Was mit der Prager Regierung ein EU-Land indes faktisch anerkennt, ist, dass nordkoreanischen Tomatenpflückerinnen, Schweißern und Dachdeckern in Europa mehr als Bußgeldbescheide aus Nordkorea drohen, sollten sie aus der Reihe tanzen. Nach Anhörung des ehemaligen nordkoreanischen Diplomaten Kim Tae San, der mit der Vermittlung seiner Landsleute betraut gewesen war, hat Tschechien 2006 offiziell die Vergabe von Arbeitsvisa an Nordkoreaner eingestellt.
Wie Nordkoreaner in Polen leben
Wie Nordkoreaner in Polen verdienen
Wie Nordkorea an seinen Arbeitern in Polen verdient
Welche Nordkoreaner sich in Polen ausbeuten lassen dürfen—und wollen
Die Unternehmen: Für welche Art Firmen Nordkoreaner in Polen arbeiten
Das nach dem größten Stadion der Welt benannte Unternehmen untersteht direkt der nordkoreanischen Arbeiterpartei unter Kim Jong-un und existiert nach VICE vorliegenden Unternehmensbroschüren seit 1973. In einem umfassenden Bericht vom Februar verdächtigt die Sachverständigengruppe der UN den Mischkonzern („Mineralwasser, Fischereiprodukte, Perlmuttknöpfe"), neben dem Verleih von Arbeitern weltweit in den Schmuggel von Luxusgütern nach Nordkorea und von Scud-Raketenteilen nach Ägypten verwickelt zu sein.Ich weiß, wie es in [Nord-] Korea ist. Aber ich mische mich nicht in die Politik ein. Das ist die Aufgabe des Staates