Welche Musik hören eigentlich Polizisten?

Mit Polizisten ist das immer so eine Sache. Entweder du erwischst einen von der dunklen Seite der Macht, der deine Homeparty crasht und die Anlage konfisziert, oder dein Freund und Helfer versucht dich zu trösten, wenn dir mal wieder einer das Handy und die neuen Air Max abgezogen hat. Da greift das Blockbuster-Motto „guter Bulle, böser Bulle“ auch im realen Leben. Aber wenn am 1. Mai wieder Steine schmeißen angesagt ist, wie bekommst du dann raus, welchen Cop du lieber verschonen solltest und welchen nicht?

Ich denke, dass man über den Musikgeschmack eines Menschen ganz gut herausfinden kann, mit wem man es zu tun hat. Da ihr am 1. Mai natürlich keine Zeit haben werdet, jeden Cop vorher zu fragen, habe ich mich für euch von Norden nach Süden durch ganz Deutschland telefoniert und erfragt, was euer Bulle vor Ort auf Heavy Rotation hört. Das habe ich rausgefunden:

Davidwache, St. Pauli, Hamburg.

Noisey: Hallo. Ich bin Musikredakteur bei Noisey und ich versuche gerade rauszufinden, was Polizisten in Deutschland so für Musik hören. Was hören sie denn so ganz gerne?
Polizei: [Lacht] Ok. Ich höre alles was gut ist. Das ist eine doofe Aussage, ne? Naja. Gibt’s vielleicht ein paar bestimmte Interpreten? Hamburg hat ja da zum Beispiel die Hamburger Schule rund um Tocotronic und so zu bieten.
Um Gottes Willen. Geh'n Sie mir bloß weg midder Hamburger Schule. Da habe ich überhaupt nix mit am Hut.

Was geht denn so eher in ihre Richtung?
Mhhh… Sagen wir mal: dreckiger, alter Motown/New Brunswick-Soul. Aber ich glaube, da bin ich allein auf weiter Flur hier. Ich wird auf jeden Fall immer komisch angeguckt, wenn ich oben in meinem Sportraum so 'ne Musik höre. Welche Interpreten besonders?
Naja so Motown-Sachen. Wie Chairmen of the Board oder Jackie Wilson. Aber wie gesagt, ich bin da überhaupt nicht repräsentativ, was das angeht.

Torgelow, Mecklenburg-Vorpommern, an der Grenze zu Polen.

Was hören Sie denn gern für Musik?
Na wenn Se hier Radio anmachen, dann haben se bestimmt MDR 1 an und das hören wir, das reicht. Was spielt denn MDR 1?
SCHLAGER, Schlager, OLDIES. Kommt aber auf den Jahrgang an, den Se erwischen.

Gibt’s Interpreten, die Ihnen besonders gefallen?
Na, fangen wa an bei Lena und hör'n bei Andrea Berg uff.

Was war die letzte CD, die Sie sich gekauft haben?
Semino. Rossi.

Alles klar, dann wünsche…
[will gar nicht aufhören zu erzählen] Ansonsten Hits von 70 bis 90 klappt immer. Auch wenn wa schon 60 sind.

… ich noch fünf schöne Jahre bis zur Pension!

Berlin, Kreuzberg.

Was ick für Musik höre?

Ja.
Ick leg mich da nich' so fest. Ja, Oldies, ja.

Und haben Sie da ein paar Referenzen?
Beatles, Stones. Ja.

Bochum, Ruhrpott, NRW.

Wir machen eine Umfrage, was unsere Freunde und Helfer so für Musik hören.
Ich höre alles Mögliche, kreuz und quer. Nur die Melodie muss mir gefallen.

Und welche Melodie gefällt Ihnen da gerade besonders?
Linkin Park im Moment. Könnt ich jetzt gar nicht weiter sagen. Sei mir bitte nicht böse, ich habe hier Anrufer dran und die muss ich bearbeiten. Ich kann dir aber gerne mal unsere Presseabteilung geben, die geben dir da bestimmt eine andere Auskunft.

Nee, danke. Schönen Tach noch!

Bottrop, auch Ruhrpott, NRW.

Ich telefoniere wahllos Polizeiwachen durch, um herauszufinden, was Polizisten für Musik hören.
[lacht] Was ICH gerne höre?

Japp.
Ähh, nein, das kann ich jetzt so gar nicht sagen. Fällt mir jetzt spontan gar nichts so ein.

Was war denn die letzte CD, die sie sich gekauft haben?
Teddy Thompson, das sagt Ihnen wahrscheinlich gar nichts. Das ist eher so Country-mäßig.

Erfurt, Thüringen.

Und, was hören Sie denn so für Musik?
Oh, ganz breit gefächert.

Das wäre?
Ska, Rap, ein bisschen Rock.

Das ist ja mal außergewöhnlich für einen Polizisten. Haben Sie bestimmte Interpreten, die Ihnen besonders gefallen?
Oh gut, ähm. Die Mumford & Sons da war ich beim Konzert, die waren ganz gut. Dann Tupac Shakur ist ganz gut. Und dann vielleicht noch was Allgemeines: ähm, Rolling Stones.

Köln, NRW.

Guten Tach, wir machen eine Umfrage, was Polizisten so für Musik pumpen.
Wer sind Sie? [Notiert sich meinen Namen] Ich höre alles.

Gibt es vielleicht bestimmte Interpreten, die sie bevorzugen?
Auf keinen Fall. Ich mach das Radio an und das was da läuft ist ok.

Und welchen Radiosender hören Sie gerne?
Pfff… 1Live hör ich, WDR 2.

Was spielen die denn so?
Komplett Charts hoch und runter. Wo haben Sie denn überhaupt unsere Telefonnummer her?

Aus dem Internet.
Sie wissen, mit wem Sie hier verbunden sind?

Nö. Mit dem Polizeipräsidenten? Ich habe auch keine bösen Intentionen.
[Schweigen]

Naja, ich danke Ihnen und wünsche noch einen schönen Tag.

Mannheim, Baden-Württemberg.

Gibt es bestimmte Musik, die Sie hören?
[außerordentlich nervtötende, jazzige Warteschleifen-Musik] Ich? Oh, mein Musikgeschmack ist eigentlich recht breit gefächert.

Das sagen alle—von wo bis wo reicht breit gefächert bei Ihnen ungefähr?
Das reicht von Klassik über Pop bis zu Techno.

Gibt es bestimmte Interpreten, die sie ganz gern mögen?
Ohh je…

Sind jetzt Mozart-Fan, wenn sie Klassik mögen?
Da habe ich eigentlich keine bestimmte Vorliebe.

Und in der Popmusik?
Das ist eigentlich durch die Bank durch, kann man sagen. Also ich bin da jetzt nicht festgelegt auf irgendwelche Interpreten.

Welche CD legen Sie denn im Auto ein?
Im Auto läuft generell gar keine Musik, da fahr ich immer ohne. Wenn dann zu Hause.

Mannheim hat ja schon eine bekannte Musikszene. Was ist denn so mit den Söhne Mannheims?
Ja gut, Söhne Mannheims höre ich natürlich auch gern, dis is klar. Den Xavier Naidoo höre ich auch gern.

Nürnberg, Franken.

Was hören Sie denn so für Musik?
OH. HILFE! Alles außer Jazz oder Klassik zum Beispiel. [lacht]

Haben Sie vielleicht gerade einen Ohrwurm?
Ach Gott. Zur Zeit hab I a Indianer-Lied im Ohr, aber das ist was ganz anderes.

Was ist das denn für ein Indianer-Lied?
Ahh. Gott, ich weiß jetzt den Namen der Interpretin net a mal. Ja mein Gott, Internet, Musik in Anführungszeichen mit Thema eben Indianer. Aber des is einfach nur a momentane Laune. HILFE [lacht]. Ich werde ausgefragt.

Sie fragen doch auch immer alle aus. Was war denn die letzte CD, die sie sich gekauft haben?
Die war von Enya.

Die CD mit „Only Time“ drauf?
Nee, des war scho später. I kann me net mehr an den Titel erinnern.

München, Bayern.

[Lacht] Ja, querbeet. Ich hör eigentlich Radio halt. Bayern 3.

Hören Sie bestimmte Künstler da ganz gern?
Nee, nicht speziell, nicht speziell eigentlich. Also wie g’sagt, ich hör halt meistens während der Arbeit Musik und dann Bayern 3. Es ist jedenfalls keine Volksmusik, oder volkstümliche Musik oder keine Schlager.

Was war denn die letzte CD, die sie sich gekauft haben.
Kuschelrock, die neueste Kuschelrock.

Geil.

Bad Tölz.

Guten Tag, wir machen ein Umfrage, welche Musik Polizisten in Deutschland hören.
Ähh. Woas für a Magazin sän‘ Sie?

Vom VICE-Magazine bin ich, aus Berlin.
Weiß-Mägasin?

Genau.
Das kenn ich gar nicht. Und wie kommen Sie auf die Polizei in Bad Tölz?

Wir telefonieren hier gerade quer durch Deutschland und Bad Tölz haben wir gerade als südlichsten Ort ausgewählt.
Jetzt sprechen sie halt einen musikinteressierten Beamten, gä? [lacht und fragt einen Kollegen, ob er gern Musik hört – der bellt zurück: Nein!]

Was hört ihr denn da unten, hört ihr gern Schlager, oder so?
Bei uns gibt’s Radio Alpenwelle, des is a örtlicher Sender in Bad Tölz. Da läuft eigentlich, ähh Musik, auch mittags bay‘rische Musik. Also Sonntagmittag oder Sonntagvormittag. Des läuft dann eigentlich bei uns immer. Und ansonsten ist des Musik, sag I einmoal, so wie auch auf Bayern Drrrei. Also es san a gängige Lieder, die halt net ganz niveaulos san und auch net ganz modern san, sondern diese Bandbreite zwischen Manfred Mann und a bissle rockig. So diese G’schichten halt, gä? Wo man halt so leicht hör'n kann.

Schließt das auch Schlager mit ein?
Schlagermusik hamma eigentlich weniger. Da schalten wa eigentlich weg, weil Schlagermusik ist bei uns eigentlich der Radiosender Bayern 1 und des hörn bei uns eigentlich nur die ält‘ren Kollegen. [lacht] Aber mia hörn halt was Leicht's, was Eingängiges und net unbedingt des Aktuellste, sondern was halt auch ein bissl Bestand hat, gä?

Also: Wenn ihr nachher also wieder Steine schmeißen gehen müsst, dann erinnert euch an den Musikgeschmack des Berliner Polizisten aus Kreuzberg und kombiniert das mit den Songtext von „The End“ seiner Lieblingsband: „And in the end, the love you take is equal to the love you make“. Vielleicht könnte man am 1. Mai auch mal lieber eine schöne Stammtischrunde in der nächsten Eckkneipe aufmachen und darüber diskutieren, ob Sgt. Pepper‘s besser als Abbey Road ist, anstatt Cops als Bastards zu beschimpfen.

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