Schwingen gilt als beliebtester Volkssport der Schweiz—wobei sich grosse Teile der Menschen in Zürich, Genf oder Basel dagegen wehren dürften, zu diesem traditionell ländlichen Verständnis von Volk gezählt zu werden. Trotzdem strömten gemäss den Veranstaltern 255.000 Menschen von Freitag bis Sonntag ins 5.000-Seelen-Dorf Estavayer-le-Lac, wo sich beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest—dem bedeutendsten Schwinganlass der Welt—die bulligen Typen in Zwilch-Shorts quetschten, sich gegenseitig in das Sägemehl rangeln und nach einem Sieg ihrem Gegner die Sägespäne vom Rücken klopfen.
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Dieses Jahr musste Glarner Matthias—der Nachname wird bei Schwingern vor dem Vornamen ausgesprochen, warum auch immer—seinen Gegnern am seltensten den Rücken zukehren und nahm als offizieller "Schwingerkönig" nicht nur den Status eines Schweizer A-Promi-Sportlers, sondern auch einen Stier mit nach Hause. Das Siegermuni, wie der Stier, den es für den Erstplatzierten zu gewinnen gibt, genannt wird, heisst in diesem Jahr Mazot de Cremo. Oder de Cremo Mazot, wir sind nicht sicher, ob sich die Regel auch auf Tiere anwenden lässt.Die Schwinger gelten trotz dieser Hosenlupf-Prominenz als Männer des Volkes. Den Sport machen sie nicht professionell, sondern arbeiten hauptsächlich in bodenständigen Berufen—der aktuelle Schwingerkönig etwa als Sportlehrer, der Sieger des letzten "Eidgenössischen" vor drei Jahren als Landwirt und Metzger. Wo sich Männer des Volkes spektakulär gegenseitig aufs Kreuz legen, ist selbstredend auch das Volk nicht weit. Mit seinen drei insgesamt wohl wichtigsten Utensilien ausgestattet (T-Shirts mit "kreativen" Sprüchen, Bier und Sonnencrème), verbrachte es die vermutlich letzten Sommertage bei brennendem Sonnenschein im Stadion von Estavayer. Wir haben den Fotografen Jojo Schulmeister gebeten, Bilder von den Menschen zu machen, die sich das nach Angaben der Organisatoren grösste Sport-Event der Schweiz, live reinziehen.
