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Campus, Sex und Ravioli

Wie du an der Uni von Anfang an alles richtig machst

Wir haben kluge Ratschläge von Leuten gesammelt, die ihr Studium (fast) hinter sich haben und alles besser wissen als du.
Foto: StartupStockPhotos | Pixabay | Public Domain

Das Wintersemester steht vor der Tür und vor dir liegt ein aufregender neuer Lebensabschnitt voller Abenteuer und voller Probleme, die niemand versteht, der nicht all das erlebt hat, was dir als Erstsemester in den ersten Wochen und Monaten an der Uni bevorsteht. Auf die Euphorie, der Schule und dem eigenen Elternhaus entkommen und endlich im Erwachsenendasein angekommen zu sein, folgt schnell die ernüchternde Einsicht, dass du von nun an selbst für dich und dein Leben verantwortlich bist. Freiheit und Selbstständigkeit klingen in der Vorstellung vielleicht ganz wundervoll, fühlen sich in der Realität aber mit einem Mal gar nicht mehr so fantastisch an. Die tiefgreifenden Veränderungen, mit denen du als Neu-Studierende/r klarkommen musst, sind nicht immer leicht zu verkraften. Genauso wenig wie die Angst davor, den neuen Anforderungen nicht gewachsen zu sein und dich zum Idioten zu machen, der vor lauter Unwissenheit und Überforderung seine Mensakarte in den Kopierer steckt.

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Aber keine Angst, aller Anfang ist schwer. Um euch den Start etwas zu erleichtern, haben wir einige Leute, die ihr Studium (fast) hinter sich haben, gebeten, uns zu erzählen, was sie während ihrer Zeit an der Uni besonders genossen haben, was sie bereuen und was sie heute anders machen würden, damit ihr euch diese Erfahrungen zu Nutze machen könnt.

Foto: Michael Riedel | Flickr | CC BY 2.0

Lass dich nicht einschüchtern

Du bist gerade bei deinen Eltern ausgezogen, musst dich in einem völlig neuen Lebensumfeld zurechtfinden und hast immer noch nicht so ganz kapiert, wie man den Automaten im Waschsalon bedient. Offensichtlich ist dein Leben schon schwer genug, aber denk ja nicht, dass du deswegen im ersten Semester eine ruhige Kugel schieben und dich entspannt an die neuen Umstände gewöhnen kannst. Im ersten Semester ist das Arbeitspensum hoch und die Ansprüche an deinen Intellekt noch höher. Du musst nicht nur hochkomplizierte wissenschaftliche Texte lesen und für verschiedene Prüfungen lernen, sondern nebenbei auch noch deinen Stundenplan organisieren und das verwirrende Punkte-System verstehen. Die Professoren setzen dich zusätzlich unter Druck und machen sich oft nicht mal die Mühe, sich deinen Namen zu merken, da sie davon ausgehen, dass die Hälfte ihrer Studenten nach den ersten paar Monaten ohnehin verzweifelt das Handtuch werfen wird. Lass dich davon nicht einschüchtern.

Das erste Semester ist hauptsächlich dazu da, allen zu zeigen, dass die Uni keine Chill-Out-Lounge für Hänger ist, und dazu, diejenigen wieder loszuwerden, die sich nur mangels verlockenderer Alternativen für ein Studium entschieden haben. Wenn du es ernst meinst, in den Seminaren gut aufpasst und dich ab und zu an einer Diskussion beteiligst, wird dir auch nichts passieren. Dass heißt allerdings nicht, dass du absolut alles, was dein Professor sagt, mitschreiben oder jeden einzelnen Text von vorne bis hinten lesen musst. Vertraue darauf, dass du ein erwachsener Mensch bist, der seine Prioritäten selber setzen kann. Und gönn dir zwischendurch auch mal eine Pause.

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Lerne so viele Leute kennen, wie du kannst

Der Campus ist riesig und das Studentenleben (wenn es dich nicht gerade in ein kleines Universitätsstädtchen verschlagen hat) größtenteils ziemlich anonym. Ein Seminar mit über 50 Teilnehmern sorgt nicht unbedingt für eine heimelige Atmosphäre und als Einzelner in der Masse wirst du dir schnell verloren vorkommen, wenn du nicht schnell etwas gegen deine soziale Isolation unternimmst. Versuche also so viele Leute kennenzulernen wie möglich. Dabei geht es erst einmal nicht um Spaß, sondern ums reine Überleben. Geh zu allen Einführungsveranstaltungen, zu schlimmen Ersti-Partys und meinetwegen zum Hochschulsport. Versuche mit jedem, der neben dir in der Vorlesung sitzt, ins Gespräch zu kommen, auch wenn dir seine Frisur und seine Diddl-Federtasche nicht passen.

Was du jetzt brauchst, sind keine Freunde fürs Leben, sondern Schicksalsgemeinschaften und Leidensgenossen. Menschen, mit denen du dich zusammen auf dem Weg ins Seminar verlaufen oder gemeinsam in der Mensa essen kannst. Egal, ob am Ende eine wahre Freundschaft daraus wird oder nicht, zu zweit ist alles einfacher. Das Unileben kann verdammt hart sein und die Pausen endlos, wenn du niemanden zum Reden hast. Um so leichter wird dir alles fallen, wenn es auch nur eine Person auf dem Campus gibt, die sich darüber freut, dich zu sehen, dir einen Platz im Hörsaal freihält oder deine Unterschrift fälscht, wenn du es mal nicht in die Vorlesung geschafft hast.

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Geh in die verdammte Bibliothek!

Auch wenn diese Tempel des Wissens selten so aussehen wie die prunkvollen Privatbibliotheken, die man in alten Schlössern findet, sondern eher den Charme von neonbeleuchteten Stasi-Untersuchungsgefängnisssen versprühen, empfiehlt es sich, deinen Lebensmittelpunkt in akuten Lernphasen hierhin zu verlegen. Das Bibliothekssystem selbst ist eine Wissenschaft für sich, aber sobald Ausleihe, Fernleihe und Campus-Katalog keine Fremdwörter mehr für dich sind, wirst du das Angebot zu schätzen wissen. Deine Augen werden es dir danken, wenn sie nicht immer nur auf einen grell erleuchteten Bildschirm starren müssen, sondern auch mal auf vergilbtes Papier. Komm gar nicht erst auf die Idee, zu Hause zu lernen, denn du wirst dich niemals auf deine Bücher konzentrieren, solange es etwas Besseres zu tun gibt.

Wenn du in der Bibliothek lernst, kannst du hingegen irgendwann Feierabend machen und guten Gewissens deinen Laptop zu Hause nur noch für entspannende Dinge wie Netflix oder Pornhub nutzen. Die Bib ist nicht dein Feind, sondern dein Freund, mach dir das so schnell wie möglich klar. Außerdem ist es ziemlich peinlich, wenn du irgendwann im achten Semester zu ersten Mal ein Buch ausleihen willst und dabei bemerkst, dass dein Bibliotheksausweis seit zwei Jahren abgelaufen ist.

Foto: Daniel Friesenecker | Flickr | CC BY 2.0

Scheiss auf Mindeststudienzeit

Du bist an der Uni, um zu lernen. Und zwar—um an dieser Stelle einen der größten Gemeinplätze aller Zeiten zu bedienen, an dem schon deine Großmutter ihre helle Freude gehabt haben dürfte—nicht nur für die Prüfungen, sondern fürs Leben. Weisheit und Erfahrung kommen nicht über Nacht, also nimm dir alle Zeit, die du brauchst. Das gilt für dein Studium genauso wie für alle Dinge, die dir außerdem wichtig sind. Auch wenn sich das Studienangebot spätestens seit der Bologna-Reform immer weiter vom Humboldt'schen Bildungsideal entfernt hat, gibt es immer noch genug Möglichkeiten, über den Tellerrand des eigenen Fachbereichs zu schauen und auch mal eine Veranstaltung aus einem völlig anderen Studiengang zu besuchen. Und zwar nicht, weil es dafür irgendwelche Credit Points gibt, sondern weil es dich einfach interessiert.

Wir müssen aufhören, unser Studium zu romantisieren.

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Scheiß auf die Regelstudienzeit! Ganz im Ernst: Keiner mag Streber, die sich über nichts mehr freuen, als nach sechs Semestern der effizienten Selbstaufopferung endlich als vollwertiges Mitglied der Leistungsgesellschaft anerkannt zu werden. Schalte lieber einen Gang runter und versuche, dir in den Semesterferien trotz Hausarbeiten und anderer Verpflichtungen auch mal Zeit für dich zu nehmen. Egal, ob du die Welt bereisen, dich politisch engagieren oder einfach Zeit mit deinen Freunden verbringen willst. All diese Dinge wirst du niemals bereuen.

Frage dich ab und an, ob du wirklich die richtige Wahl getroffen hast

Niemand zwingt dich, direkt nach der Schule mit dem Studium anzufangen. Wenn du schon mit 18 oder 19 einen Masterplan hast und genau weißt, was du mit dem Rest deines Lebens anfangen willst, herzlichen Glückwunsch. Wenn nicht, nimm dir lieber etwas Zeit, um deine Freiheit zu genießen, ein Praktikum zu machen und dir über dich selbst und deine Ziele Gedanken zu machen. Jeder von uns macht Fehler und einmal die falsche Entscheidung getroffen zu haben, bedeutet nicht, dass du für immer darunter leiden musst. Wenn dir also im dritten Semester BWL plötzlich auffallen sollte, dass du eigentlich schon immer viel lieber mit Kindern arbeiten wolltest, sollte dich nichts davon abhalten, einen Neustart zu wagen und es noch einmal mit Erziehungswissenschaften zu probieren. Nichts ist frustrierender, als einen Abschluss in der Tasche zu haben, mit dem du nicht das machen kannst, was du wirklich willst.

Foto: justine-reyes | Flickr | CC BY 2.0

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Beschwer dich nicht die ganze Zeit

Viele Leute betrachten die Studienzeit als die schönste Zeit ihres Lebens, nach der sie sich bis ans Ende ihrer Tage zurücksehnen—was nicht heißen soll, dass die Uni ein rosarotes Märchenschloss ist, in dem du gezwungen bist, von morgens bis abends nichts anderes als unglaublichen Spaß zu haben. Nimm deine Probleme ernst, wenn dir alles zu viel wird. Du möchtest nicht an einen Punkt kommen, an dem dich schon die Entscheidung zwischen Schokopudding mit Haut oder dem vertrockneten Kuchen in der Mensa in eine tiefe emotionale Krise stürzt. Du bist nicht allein und niemand wird dich dafür verurteilen, dass du dein Problem erkennst und dir Hilfe suchst.

Noisey: Welcher Song ist deine Studienrichtung?

Trotzdem solltest du dich so gut wie möglich mit deinem Studium arrangieren und versuchen, die Zeit zu genießen. Egal, wie sehr Prüfungsstress, Geldsorgen und Zukunftsangst dich plagen—der Tag wird kommen, an dem auch du dich nach all dem zurücksehnen wirst. Wenn du auf dem Weg zur Arbeit davon träumst, dich wieder in die Bibliothek zu setzen oder im Wartebereich des Jobcenters feststellst, dass du kein Student mehr bist, sondern nur noch ein ziemlich gut ausgebildeter Hartz-IV-Empfänger, der die Stadt nicht ohne Erlaubnis verlassen darf. Nutze also die Zeit und all die Möglichkeiten, die sich dir jetzt bieten. Du bist jung und die Welt steht dir offen. Es liegt an dir, deine eigenen Entscheidungen zu treffen und deine eigenen Fehler zu machen. Zu feiern, zu experimentieren, Pläne zu schmieden, Risiken einzugehen und dabei auch mal auf die Schnauze zu fallen. Beschweren kannst du dich immer noch, wenn du für alles andere längst zu alt bist.

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Titelfoto: StartupStockPhotos | Pixabay | Public Domain