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Sex

Wie du es schaffst, mit deinem Ex befreundet zu sein

Menschen, die einem viel bedeutet haben, sollte man nicht einfach ziehen lassen. So wird aus einer Partnerschaft eine Freundschaft.

Foto: Guilherme Yagui | Flickr | CC BY 2.0

Wenn wir über eine längere Zeit eine mehr oder weniger zufriedene Beziehung führen, ist der Junge, mit dem wir zusammen sind, nicht nur unser Lover und liebster Zeitvertreib, sondern oft auch einer unserer besten Freunde und engsten Vertrauten. Diese freundschaftliche Vertrautheit ist ein Segen für jede Beziehung, aber ein Fluch, wenn uns die Fetzen unserer geplatzten Liebe irgendwann um die Ohren fliegen. Liebeskummer ist eins der beschissensten Dinge, die es gibt auf der Welt. Vielleicht nicht ganz so schlimm wie Rheuma oder eine akute Nierenbeckenentzündung, aber sehr nah am Tod eines geliebten Haustieres und schlimmer als Heimweh, Menstruationsbeschwerden und Zahnschmerzen zusammen.

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Plötzlich fühlen wir uns sehr, sehr allein, und das ist vollkommen verständlich. Aber das Ende einer Liebe muss keine Trennung für immer bedeuten. Das Scheitern einer Beziehung ist schlimm genug, können wir es uns dabei leisten, eine Person für immer aus unserem engeren Umfeld zu verbannen, die uns so nahe steht? Denn keiner der Bekannten, mit denen wir Party machen, um uns abzulenken, kennt uns am Ende so gut wie der, von dem wir uns abzulenken versuchen. Und manchmal brauchen wir eben keine Partys, keine Flirts, keine hochdosierten Drinks und keinen Smalltalk, sondern einfach jemanden, der uns versteht.

Wenn sich die Wogen aus Hass und Enttäuschung irgendwann geglättet haben, kann aus einer gescheiterten Beziehung etwas Neues entstehen, nämlich eine echte Freundschaft. Und eine echte Freundschaft hat neben der deutlich verringerten Wahrscheinlichkeit, dass ein rachelüsterner Ex intime Videos von euch im Netz verbreitet, auch noch eine Menge weiterer Vorteile. Damit eure neue platonische Beziehung am Ende jedoch nicht das gleiche traurige Schicksal ereilt wie die welken Rosen eurer Liebe, solltet ihr euch folgende gut gemeinte Ratschläge zu Herzen nehmen.

Lasst euch Zeit

Nach der Liebe kommt der Hass. Die Wut, die Trauer, meinetwegen auch der Wunsch, den Menschen, der uns das Herz gebrochen hat, niemals, niemals wiederzusehen. Ja, Liebe tut am Ende oft verdammt weh. Und ja, es dauert, bis man nach einer emotionalen Talfahrt wieder auf die Beine kommt und wieder klar denken kann. Manchmal Wochen, manchmal Monate, manchmal Jahre. Wochen, Monate und Jahre, in denen du deinen Ex hassen und verfluchen kannst, so viel du willst. Vom Team Liebe von einem Tag auf den anderen sofort zu Team Freundschaft wechseln zu können, ist utopisch und würde lediglich bedeuten, dass bei euch in Sachen Leidenschaft ohnehin nicht mehr viel los war. Lasst euch also alle Zeit, die ihr braucht, bis das Schlimmste vorbei ist. Manches, was unverzeihlich schien, lässt sich mit einem gewissen Abstand oft differenzierter betrachten.

Vielleicht stellst du fest, dass der Typ, mit dem du fast jede Nacht das Bett geteilt hast, ein kompletter Vollidiot war. Vielleicht stellst du aber auch fest, dass du deinen Ex immer noch für einen ziemlich super Menschen hältst, der dir als Person in deinem Leben fehlt. Gut für dich. Denn die Erkenntnis, einen kompletten Vollidioten zum Freund gehabt zu haben, ist dann doch ziemlich unangenehm.

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Foto: Helga Weber | Flickr | CC BY-ND 2.0

Seid ehrlich zueinander

Wenn ihr schließlich so weit seid und euch kein gekränkter Stolz und keine verletzten Gefühle mehr im Wege stehen, könnt ihr nach der selbst verordneten Funkstille langsam wieder den Kontakt herstellen. Dabei solltet ihr euch von Anfang an im Klaren darüber sein, wie ihr in Zukunft miteinander umgehen wollt, und welche Rolle der jeweils andere für euch spielt. Tut euch einen Gefallen: Seid ehrlich zueinander und packt die Karten auf den Tisch. Weil ihr keine Angst mehr haben müsst, dass ihr sofort alleine da steht, nur weil ihr mit eurer Meinung mal etwas expliziter werdet, habt ihr die Freiheit, viel ungezwungener über alles zu sprechen.

Macht einander nichts vor, auch euch selbst nicht. Wenn es für einen von euch noch zu früh ist, hat das Projekt „Platonische Harmonie" keine Zukunft. Solange sich ein Part immer noch Hoffnung macht, während für den anderen längst alles gegessen ist, wird der Hoffende immer leiden und jede freundschaftliche Geste als Zeichen der Liebe interpretieren. So hart es klingt, die Hoffnung auf eine wieder neu zu entfachende Liebe muss tot und begraben sein. Und zwar so tief, dass sie sich nicht sofort selbst wieder ausbuddeln kann, sobald der Ex dir ein Kompliment macht oder einmal im Kino das Popcorn bezahlt.

Sex ist tabu

Die ganze Friends-with-benefits-Sache ist in der Theorie eine super Idee, doch in der Realität funktioniert sie selten. Schon gar nicht, wenn man mal zusammen war. Natürlich ist es in der Praxis viel leichter, den Ex nachts um drei mit einem betrunkenen Booty Call aus dem Bett zu klingeln, als sich auf die mühselige Suche nach einem neuen Bettgenossen zu machen, wenn der Körper nach spontaner Befriedigung verlangt. Ihr wisst, was euch Spaß macht, nichts ist mehr peinlich, und durch die Trennung ist vielleicht sogar der Reiz der Anfangstage wieder da. Doch am Ende ist auch die aufgewärmte Leidenschaft irgendwann nur noch so prickelnd wie drei Tage abgestandenes Dosenbier und führt lediglich dazu, dass ihr eure ohnehin nur langsam verheilenden Wunden immer wieder von Neuem aufreißt—bis sie zu tiefen Narben werden.

Damit Liebe zu Freundschaft werden kann, braucht es einen klaren Schnitt und kein ewiges Hin und Her. Außerdem ist der Sex mit dem Ex nicht unbedingt ein Beweis für eine unbezwingbare Leidenschaft, sondern oftmals lediglich ein Zeichen für die eigene Bequemlichkeit und für die Angst davor, sich auf jemand anderen, noch unbekannten einzulassen. Seid nicht so konservativ und blickt nach vorne. Dass ihr einander so gut kennt, kann dabei übrigens ganz hilfreich sein. Bevor dir also deine Hormone den Text für die nächste versaute SMS an deinen Ex diktieren, erinnere dich lieber daran, dass das angebliche Objekt deiner Begierde seine Fußnägel im Bett schneidet oder zum Einschlafen Benjamin-Blümchen-Kassetten hört.

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Foto: Franca Gimenez | Flickr | CC BY-ND 2.0

Eifersucht geht gar nicht

Wenn die Freundschaft für alle Beteiligten funktionieren soll, seht außerdem zu, dass ihr eure Gefühle so weit wie irgend möglich im Griff habt. Mal hat man sich gut arrangiert oder glaubt das zumindest, bis irgendwann die neue Freundin oder der neue Freund am Horizont auftaucht. Eine neue Beziehung kann eure Freundschaft auf eine harte Probe stellen und die niedersten Instinkte in euch zu Tage fördern: Neid, Missgunst und quälende Eifersucht. Doch diese Gefühle haben mit Liebe nichts zu tun. Es sind nur die automatischen Zuckungen des besitzergreifenden Tentakeltiers in eurem Innern, das um jeden Preis verhindern will, dass jemand euch eure Stellung streitig macht.

Keiner verlangt von euch, dass ihr mit den neuen Partnern euer Ex-Liebeleien Bruderschaft trinkt, aber für ein gewisses Maß an Respekt solltet ihr euch nicht zu schade sein. Wenn niemand die Lage unnötig verkompliziert, könnt ihr unter Umständen sogar eine Menge Spaß zusammen haben. Manche Patchwork-Familien funktionieren ja schließlich auch ganz wunderbar.

Warum Sex mit dem Ex eine beschissene Idee ist.

Genießt eure neue Freiheit

Wenn ihr all die Hindernisse, die eurer Freundschaft im Wege stehen könnten, mit vereinten Kräften aus dem Weg geräumt habt, werdet ihr mit den großartigen Vorteilen einer harmonischen (Ex-)Beziehung belohnt. Ihr müsst euch nicht mehr über entgegengesetzte Lebenseinstellungen und Zukunftspläne streiten, sondern könnt euch einfach so akzeptieren, wie ihr seid. Euren gemeinsamen Interessen könnt ihr dafür genauso zusammen nachgehen wie früher. Da ihr euch weiterhin gut versteht, müssen euch eure Freunde nicht immer getrennt einladen, und ihr braucht euch keine Sorgen darüber machen, dass sich euer Freundeskreis plötzlich halbiert. Wenn du willst, kannst du dich sogar weiterhin mit den Eltern deines Ex treffen, auch wenn du inzwischen nicht mehr ihre potentielle Schwiegertochter und Hoffnung auf lang ersehnte Enkelkinder bist.

Manchmal geht die Liebe nicht weg, sie verändert sich nur, und es ist beruhigend zu wissen, dass etwas bleibt, wenn wir einen schweren Verlust erlebt haben. Genauso beruhigend wie zu wissen, dass es jemanden gibt, der uns so liebt, wie wir sind. Der uns in den Arm nimmt und für uns da ist, wenn wir ihn brauchen. Der für uns nicht nur ein Ex ist, sondern ein Freund.