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Gesundheit

​Wie viel Alkohol kann ich trinken, bevor ich sterbe?

Hunderte Deutsche sterben jährlich an einer akuten Alkoholvergiftung. Wir haben nachgeforscht, ab wie vielen Drinks bzw. Promille euer Leben ernsthaft in Gefahr ist.
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Symbolfoto: IMAGO / teutopress

Foto: Jess Cole

Es gibt ziemlich viele Gründe, die dafür sprechen, sich ab und an mal so richtig einen hinter die Binde zu kippen. Alkohol kann Gesprächspartner sowohl schöner als auch interessanter machen, bringt Menschen im Allgemeinen näher zusammen, verhilft einem zu spontanen Sexabenteuern und man sieht mit einem Glas Bourbon einfach verdammt cool aus—deswegen wird bei Mad Men auch kein Grüner Tee getrunken. Andererseits: Alkohol kann Leben, zumindest aber Lebern, zerstören. Das Nervengift führt zu Abhängigkeit, Organschäden und unter Umständen sogar Krebs. Ganz abgesehen davon, dass ihr mit Kotze auf dem Shirt und schwankenden Schritts eben nicht mehr Don Draper, sondern eher desillusionierter DSDS-Kandidat seid.

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Während Dinge wie „Sollte ich mehr Shots trinken, obwohl ich nicht mehr laufen kann?" oder „Wie viele Flaschen Wein sind für eine einzelne Person zu viel?" rein optionale und subjektive Entscheidungen sind, gibt es doch einen ganz klaren Punkt, an dem man von Wodka auf Wasser umsteigen sollte. Der, an dem Alkoholkonsum lebensgefährlich wird. Und damit meinen wir nicht die Langzeitfolgen übermäßigen Saufens oder alkoholbedingte Verkehrsunfälle, sondern die Tatsache, dass man sich im wahrsten Sinne des Wortes tot trinken kann. Und das ist kein Euphemismus für „Man, da haben wir uns echt die Kante gegeben." Alkoholvergiftungen resultieren nicht nur in einem Kater, für manche enden sie unter der Erde. Die gute Nachricht: Bis es so weit kommt, gibt es einige körperliche Warnzeichen, die ihr auf keinen Fall ignorieren solltet.

Bist du Alkoholiker?

Grundlegend lässt sich ein Abend des gepflegten Rausches in mehrere promillebedingte Stadien unterteilen. Während wir uns wahrscheinlich alle schon mal in der Exzitation, dem ersten Stadium zwischen 0,2 und 2,0 Promille, befunden haben, bei der wir ein bisschen lauter, lustiger und schwächer auf den Beinen werden, beginnt mit Stufe Zwei, der Hypnose, schon eine Phase, in der das fröhliche Trinken etwas dramatischer wird. In vielen Fällen tritt hier zwischen 2 und 2,5 Promille bereits eine nicht unerhebliche Alkoholvergiftung ein. Ein Zustand, dem euer Körper durch Erbrechen gegenzusteuern versucht. Solltet ihr Kotzen auf der Clubtoilette bisher also als willkommenen Anlass zum unbelasteten Weitertrinken angesehen haben—lasst es lieber und besorgt euch was Alkoholfreies.

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Phase Drei, die Narkose, kratzt zwischen 2,5 und 4,0 Promille bereits am akuten Alkoholtod und kann zu Bewusstlosigkeit oder einem Schock führen. Ein optisches Zeichen für die fortgeschrittene Alkoholvergiftung sind dabei deutlich erweiterte Pupillen. Im fünften Stadium oberhalb der 4 Promille, der Asphyxie, erwarten euch schließlich das Ausbleiben jeglicher Pupillenreaktionen und die Gefahr, ins Koma zu fallen. Kreislaufversagen oder Atemstillstand sind dabei die größte Gefahr für das Leben des Betrunkenen. Zusätzlich besteht auch das Risiko, ohnmächtig zu werden und dabei an seinem eigenen Erbrochenen zu ersticken. Zusammengefasst: der Körper schaltet irgendwann ab und wenn ihr in einem solchen Fall nicht schnellstmöglich in eine Notaufnahme gebracht werdet, war das das letzte Mal, dass ihr eine Bar von Innen gesehen habt.

Rund 14.500 Menschen starben 2012 in Deutschland direkt oder indirekt an übermäßigem Alkoholkonsum. Das sind viermal so viele wie bei Verkehrsunfällen. Durch eine direkte Alkoholintoxikation kamen 2013 laut der Gesundheitsberichterstattung des Bundes 633 Personen zu Tode—davon war allerdings nur eine Person jünger als 25.

Bei 50 Prozent der Opfer betrug die so genannte Letaldosis 4,0 Promille—das sind bei einem 80 Kilo schweren Mann um die 6 Liter Bier, 3 Liter Wein oder ein bisschen weniger als eine Flasche Wodka. Auch bei Alkoholvergiftungen sind Frauen mal wieder die Benachteiligten: Bringt eine Dame 60 Kilo auf die Wage, kratzt sie schon nach knapp 2 Litern Wein oder einer halben Whiskey-Flasche an der magischen 4-Promille-Grenze. Im Internet gibt es viele Möglichkeiten, für sich selbst zu testen, in welchem Alkoholstadium man sich gerade befindet oder ab wie vielen Drinks es für einen kritisch werden könnte.

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Ein Raum voll mit Alkohol

Wenn euer Keller so aussieht, solltet ihr euch vielleicht im Allgemeinen Gedanken über euer Leben machen. Foto: annieisokay | Flickr | CC BY-ND 2.0

Das Problem bei diesen Rechnern: Sie können gar nicht zu hundertprozent verlässlich sein, selbst wenn ihr Gewicht, Größe und Geschlecht korrekt angebt. Euer potentiell tödlicher Promillewert hängt nämlich nicht nur von diesen Faktoren, sondern auch dem zeitlichen Abstand der jeweiligen Getränke, eurem allgemeinen Gesundheitszustand, eurer Alkoholtoleranz und euren Genen ab. Während manche auch mit 6 Promille noch dazu in der Lage sind, durch den Club zu schwanken oder unter dem Grölen ihrer Freunde die S-Bahn vollzukotzen, macht bei anderen der Körper schon bei 3 Promille nicht mehr mit.

Grundlegend stellt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen fest, dass die höchste Blutalkoholkonzentration 45 bis 75 Minuten nach dem Konsum eintritt. Wer also zehn Bier am Stück kippt, weil er sich noch nicht angemessen betrunken genug fühlt, könnte eine Stunde später überraschend zusammenklappen. Und entgegen landläufiger Meinung sind die exzessiven Rotweintrinker unter uns kein Stückchen besser als die Saurer-Apfel-Shot-Fraktion. Aus medizinischer Sicht ist laut der DHS die Art des konsumierten Alkohols nämlich absolut unerheblich: „Für den Körper zählt einzig die Menge an Reinalkohol, die ihm zugeführt wird."

Aufpassen solltet ihr trotzdem bei hochprozentigen Mischgetränken: „Wenn Leute Wodka trinken, merken sie die Wirkung oft erst verzögert. Da der Geschmack des Alkohols in Longdrinks als nicht so präsent wahrgenommen wird, trinkt er sich wie Wasser", erklärt Professor Singer von der Stiftung Biomedizinische Alkoholforschung.

Vielleicht hilft es euch, allgemein zu wissen, dass ihr nur im ersten Schwips-Stadium so richtig Spaß habt. Dann, wenn ihr noch laufen, reden und gesellschaftlich vertretbare Selfies machen könnt. Alles danach ist meistens sowieso nur noch ein trauriger Versuch, den Pegel zu halten, um die anderen Verzweiflungstrinker um euch herum ertragen zu können.

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