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Wie viel Wahrheit steckt in den ganzen ausgelutschten Drogenmythen?

Jeder hat wohl schon mal irgendwo gehört, dass zum Beispiel ein LSD-Trip für immer andauern kann. Aber stimmen solche Behauptungen eigentlich wirklich?

Collage: Marta Parszeniew

Während des letzten Amsterdam Dance Festivals hat die niederländische Regierung eine Warnung vor der „tödlichen ADE-Pille" herausgegeben, die in verschiedenen Städten im ganzen Land aufgetaucht war. Dem Trimbos Institut zufolge enthielten diese Pillen jeweils zwischen 125 und 300 Milligramm MDMA. 300 Milligramm ist schon eine ziemliche Ansage und katapultiert die Tabletten damit direkt in die „Extrem stark"-Kategorie. Wenn man jedoch mit nur einem Viertel anfängt—was man eigentlich immer tun sollte, wenn man bedenkt, dass eine durchschnittliche Ecstasy-Pille heutzutage 100 Gramm MDMA enthält—, dann wird dich die „tödliche" ADE-Pille auch nicht umbringen. Jeder vernünftige Ecstasy-Konsument sollte inzwischen wissen, dass eine Pille nicht länger mit einer Dosis gleichzusetzen ist, und seinen Konsum dementsprechend anpassen.

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Nie wird von „tödlichem" Wodka gesprochen, denn uns ist bewusst, dass Wodka viel Alkohol enthält, und wir deswegen im Allgemeinen nicht versuchen, eine ganze Flasche davon zu exen. In gewisser Weise ist eine solche Flasche Wodka also nicht weniger tödlich als die extrem wirkungsvollen Pillen, die die niederländischen Medien in Panik ausbrechen ließen.

Solche Schlagzeilen schüren die Angst und halten das Tabu aufrecht, das das Thema des gelegentlichen Drogenkonsums immer noch umgibt. Und Ecstasy ist dabei nicht die einzige Droge, über die voreingenommen und lückenhaft berichtet wird. Deshalb hielten wir es für eine gute Idee, einige der am weitesten verbreiteten Drogenmythen zu untersuchen und zu schauen, wie viel Wahrheit wirklich in ihnen steckt.

Es ist besser, pures MDMA zu nehmen, weil Ecstasy-Pillen auch noch viel Speed enthalten

In den letzten drei Jahren haben Ecstasy-Pillen quasi nichts anderes als MDMA enthalten und der MDMA-Anteil pro Pille ist dabei sogar noch gestiegen. Amphetamine (also Speed) sind darin kaum mehr zu finden. Ab und an enthalten Ecstasy-Pillen aber trotzdem noch Substanzen wie etwa PMMA oder MCPP, was ziemlich scheiße ist. Die Bestandteile selbst sind zwar nicht zwangsläufig gefährlich, aber wenn man das Ganze für MDMA hält und sich noch eine weitere Pille einwirft, weil man (noch) nichts spürt, dann kann das Ganze schnell ziemlich richtig böse enden. Es ist also niemals verkehrt, sich seine Drogen vor dem Konsum testen zu lassen.

Ketamin ist ein Narkosemittel für Pferde

Ketamin wurde anfangs während des Vietnamkriegs in den Gefechtszonen bei OPs noch als Narkosemittel eingesetzt, denn das Mittel wirkt nur kurz und eine Beobachtung der Herztätigkeit ist nicht nötig. Vor Ketamin hatte man noch PCP eingesetzt, aber die Droge verursachte bei den Patienten viel zu intensive Halluzinationen. Dennoch war es wahrscheinlich auch nicht gerade witzig, in ein K-Hole zu fallen, während man im Dschungel am zerfetzten Bein operiert wurde. Aber auch heutzutage wird Ketamin im medizinischen Bereich noch als Narkosemittel eingesetzt und ja, auch von Tierärzten. Wenn man Ketamin jedoch ausschließlich als Narkotikum für Pferde bezeichnet, dann ist das trotzdem immer noch so, als würde man die Babykarotten als richtiges Pferdefutter ansehen.

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LSD ist sehr gefährlich, weil der Trip für immer andauern kann

Wenn es um die Wirkung von LSD geht, dann ist es unmöglich, in einem Trip „festzustecken", denn die psychedelische Substanz wird vom Körper abgebaut und wieder ausgeschieden. Eine aktuelle Umfrage hat zudem gezeigt, dass bei Psychedelika-Konsumenten kein erhöhtes Risiko einer Psychose besteht.

Leider können gewisse Drogen aber trotzdem einen psychotischen Schub auslösen. Ein solcher Fall kann eintreten, wenn man bereits genetisch vorbelastet ist oder sich im Laufe des Lebens bereits diverse psychologische Probleme entwickelt haben. Es ist also theoretisch möglich, unter dem Einfluss einer psychedelischen Droge einen Nervenzusammenbruch zu erleiden.

Trotzdem ist es ein bisschen weit hergeholt, wenn man sagt, dass LSD ein gefährliche Droge ist, die Psychosen verursacht. Nehmen wir doch mal an, du weißt nicht, dass du gegen Meeresfrüchte allergisch bist. Eines Tages beißt du dann herzhaft in ein Stück Hummer und deine Kehle schnürt sich zu. Das ist zwar definitiv nicht schön, aber das Meerestier ist deswegen noch lange nicht giftig und dessen Verzehr muss auch nicht als gefährlich angesehen werden.

GHB enthält Rohrreiniger

Es stimmt zwar, dass man für die Herstellung der Droge GHB Rohrreiniger oder irgendeine andere Art Lauge braucht, aber aber wenn Rohrreiniger und GBL im richtigen Verhältnis zusammengemischt werden, dann bleibt außer GHB (eine komplett andere Substanz als GBL oder Rohrreiniger) nichts übrig. Die anderen beiden Bestandteile verschwinden komplett, wobei es aber möglich ist, dass beim falschen Mischverhältnis ein Rest der einen oder der anderen Substanz über bleibt (was bei geringen Mengen im Allgemeinen nicht gefährlich ist).

Also ja, bei der Herstellung von GHB wird zwar Rohrreiniger eingesetzt, aber das bedeutet nicht, dass die Droge letztendlich auch Rohrreiniger enthält. Wenn dem so wäre, dann würde sie sich direkt durch deine Speiseröhre fressen. Das heißt aber nicht, dass es nicht dumm und unverantwortlich und gefährlich ist, GHB zu nehmen. Wirklich.

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Designerdrogen sind nur dazu da, um das Gesetz zu umgehen

Meistens ist das gar nicht mal das Hauptziel, das man mit dieser Art von Drogen erreichen will. Oftmals wurden die Substanzen schon vor langer Zeit entdeckt, aber halt nicht im großen Stile hergestellt oder auf dem Schwarzmarkt verkauft. Diese Mittelchen sind oft noch nicht als illegal eingestuft worden, weil sie zu obskur sind und einfach mit der Warnung „Nicht für den menschlichen Verzehr geeignet" auf der Verpackung verkauft werden können.

Ein gutes Beispiel dafür ist 4-Fluoramphetamin (4-FA), das bereits in den 70er Jahren erforscht wurde. Andere Substanzen wie etwa 25I-NBOMe oder 6-APB waren eigentlich für die Hirnforschung gedacht und tauchten erst später auf dem Drogenmarkt auf.

Es gibt natürlich auch Substanzen, die illegalen Drogen im Bezug auf die molekulare Struktur gezielt ähneln sollen. Dabei handelt es sich jedoch oft um Wiederentdeckungen—zum Beispiel Mephedron oder 5-MAPB. So lange Drogen auch weiterhin illegal bleiben, werden solche Substanzen immer wieder auf dem Markt auftauchen, denn aufgrund von Gesetzeslücken können sie dort legal vertrieben werden.

Ein besserer Ausdruck für Designerdrogen wäre Forschungschemikalien, denn im Grunde sind auch fast alle richtigen Drogen irgendwie „designt". Forschungschemikalien ist eine Bezeichnung für Substanzen, mit denen man sich noch nicht wirklich intensiv auseinandergesetzt hat—das bedeutet allerdings auch, dass die Langzeitwirkungen oft nicht bekannt sind. Allein das sollte schon Grund genug sein, um es mit diesen Mittelchen nicht zu übertreiben.

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Das stimmt zwar, aber dafür müsstest du knapp 700 Kilo Gras wegrauchen—und das in nur 15 Minuten.

Auch wenn wir jetzt hier mit einigen Mythen rund um das Thema Drogen aufgeräumt haben, heißen wir den Konsum solcher Substanzen trotzdem unter keinen Umständen gut. Finger weg von Drogen, Leute!