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Popkultur

Nach dem Angriff in Würzburg glüht das Internet vor dummen und rassistischen Kommentaren

Ein Militärputsch gegen Merkel wäre nur einer von vielen Vorschlägen, die selbsternannte Experten nun posten.

Das Blut ist noch nicht trocken, die Polizei hat alle Hände voll zu tun, die Motive und Hintergründe des Attentats in Würzburg überhaupt erst zu ermitteln, doch die sozialen Medien laufen natürlich heiß. Für den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wäre eine kluge Form der Reaktion auf die Tat, sich "nicht an Spekulationen [zu] beteiligen", und da hat er ausnahmsweise mal Recht.

Nur für gewöhnlich schalten Angst und Hass und Wut jene Hirnareale aus, die für kluge und überlegte Handlungen zuständig sind. Dumpfe Instinkte gewinnen die Oberhand. Und mit Klugheit hat Rassismus seit jeher nicht viel am Hut. Den Beweis treten zahlreiche Kommentare an:

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Der Klassiker Nr.1: Rassistische Beleidigungen – Flüchtlinge sind Tiere

Wenn ein Amerikaner einen Amoklauf veranstaltet, wie es dort leider regelmäßig passiert, kommt kaum jemand auf die Idee, alle US-Bürger als Tiere zu bezeichnen. Warum denn auch? Die haben Netflix. Zivilisation pur. Die Flüchtlinge? Fuck it, alles Hunde.

Der Klassiker Nr.2: Merkel ist Schuld! Sofortiger Rücktritt! Neuwahlen!

Klar, warum auch nicht?! Hätte auch schon längst passieren müssen. Schließlich sterben täglich Dutzende Menschen auf der Autobahn, weil sie zu schnell ineinander fahren. Wer wenn nicht Merkel hätte ein Tempolimit schon vor Jahren einführen können? Aber die Politiker machen einfach nichts.

Das führt uns zum nächsten Punkt, nämlich der perfekten Lösung, wie man auf einen 17-jährigen Jungen reagiert, der ein Attentat begeht: Das Militär muss her und soll die Regierung stürzen!

Militärputsch wie in der Türkei

Screenshot: Facebook-Seite Focus

Alternativvorschlag: Wir könnten die USA bitten, für uns ein paar Atombomben zu zünden.

Wo war eigentlich Rambo, wenn man ihn braucht?

Ein Vollprofi hätte den Mörder einfach mit einer Konservendosen erschlagen. Alles kein Problem:

Das Renate-Künast-Dilemma:

Wie schwer eine Positionierung zu dem Vorfall in Würzburg fällt, zeigt eine Frage, die die deutsche Politikerin Renate Künast via Twitter in den öffentlichen Raum stellte und die seitdem die Gemüter heftig erhitzt:

Tragisch und wir hoffen für die Verletzten. Wieso konnte der Angreifer nicht angriffsunfähig geschossen werden???? Fragen! — Renate Künast (@RenateKuenast)18. Juli 2016

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Die AfD NRW ist geradezu exemplarisch für die Befürworter der Todesschüsse:

Was richtige Hardliner dann wie folgt formulieren, …

… formulieren C-Promis wie der Moderator Niels Ruf in abgeschwächter Form:

voll schade um den. der hätte doch noch supigut im krankenhaus amok laufen können. blöde wildwest-bullen! — Niels Ruf (@NielsRuf)19. Juli 2016

Es gibt aber auch entgegengesetzte Stimmen:

Hier auszumachen, ob man zu #TeamKünast oder nicht gehört, ist wesentlich schwerer als die Frage, ob ein Militärputsch eine adäquate Reaktion auf Würzburg wäre. Und der Zwiespalt um die Todesschüsse wird auch wohl nicht die letze harte Nuss sein, die wir alle hier zu knacken haben.

Thumbnail: Imago