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Wodka-Energy-Drinks haben dieselbe Wirkung wie Kokain, sagen Forscher

Dummerweise aber auch dieselben Langzeitfolgen für das Belohnungszentrum des Gehirns.
Foto: imago | Enters

Hach, diese Forscher! Verstehen wirklich überhaupt keinen Spaß! Eigentlich sind Ärzte und Forscher doch permanent nur damit beschäftigt, uns zu erzählen, wie ungesund alles, was irgendwie Spaß macht, für uns ist. Und wenn es etwas gibt, auf das Ärzte und Forscher sich so richtig eingeschossen haben, dann ist es die Mischung aus Energy-Drinks und Alkohol.

Mit den grauenhaften Warnungen angefangen haben die Ärzte gefühlt schon zwei Jahre, bevor der erste Partygänger die Mischung überhaupt erfunden hatte. Allerdings hieß es früher vor allem, dass die Kombination enorm gefährlich für das Herz sei. Jetzt stellt sich heraus, dass das Zeug zu allem Überfluss auch noch dein Gehirn nachhaltig verändert.

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Aber der Reihe nach: Zu dem Ergebnis kamen Pharmakologen in den USA, nachdem sie einer ganzen Reihe Mäuse über längere Zeit Alkohol gemischt mit koffeinhaltigen Getränken verabreichten. Dabei stellten sie fest, dass die Mischung so ziemlich dieselben körperlichen und neurochemischen Veränderungen auslöste wie Kokain—und das Belohnungszentrum des Gehirns auf die gleiche Art und Weise nachhaltig beeinflusst.

Die Mischung machte sie aktiver, als jede Substanz für sich genommen das geschafft hatte. Aber gleichzeitig löste sie auch tiefgreifende Veränderungen in den Gehirnen der Mäuse aus. "Es sieht so aus, als wenn die beiden Substanzen zusammen eine Schwelle überschreiten, wonach Änderungen im Verhalten und in der Neurochemie des Gehirns auftreten", erklärt der Studienleiter Richard van Rijn von der Purdue University im US-Bundesstaat Indiana.

Die Forscher stellten bei den Mäusen nämlich erhöhte Mengen des Proteins ΔFosB fest. Das Teil mit dem sperrigen Namen ist so ziemlich das "Sucht"-Protein schlechthin. Es ist sozusagen die biomechanische Voraussetzung für jedes suchtgetriebene Verhalten. Bei jeder Art von Aktivität, die unser Belohnungszentrum stimuliert (Drogen, Essen, Sex, Sport, Glücksspiel) wird ΔFosB ausgeschüttet.

Wenn genug davon da ist, greift es in die genetische Programmierung des Gehirns ein, so dass man erstens mehr von der Stimulation benötigt und zweitens weniger Willenskraft dagegen aufbringen kann—das typische Suchtverhalten eben. Und Kokain ist so ziemlich die Mutter aller ΔFosB-Ausschütter—mit praktisch jeder Nase erhöht sich der Anteil des Proteins im Gehirn, und der Menge sind nach oben offenbar keine Grenzen gesetzt.

Umso interessanter, dass die Energy-Drink-Alkohol-Mischung sehr ähnliche Effekte hatte—mit denselben Langzeitfolgen. So reagierten erwachsene Mäuse, die in der Jugend viel von der Mischung bekommen hatten, weniger stark auf im Alter verabreichtes "Mäuse-Kokain" (Saccharin) als ihre Artgenossen in der Kontrollgruppe—was bedeutet, dass sie mehr Kokain brauchten, um denselben Effekt zu erreichen.

Wenn sich die Ergebnisse auf Menschen übertragen lassen, würde das bedeuten, dass Menschen, die in ihrer Jugend gerne und viel Wodka-Bull getrunken haben, jetzt im Grunde mit denselben abgestumpften Belohnungszentren zu kämpfen haben, wie langjährige Kokain-Konsumenten. Naja, und fürs Herz ist es auch nicht gut gewesen. Aber sagt nicht, ihr hättet von nichts gewusst: Immerhin hat die Mischung alles versucht, euch durch ihren widerlichen Geschmack zu warnen!