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wrong boner

Taktvoll wichsen oder: Wie ich den Song Boner entdeckte

Wir haben das Karaoke-Masturbations-Spiel „Cock Hero" ausprobiert und den Wrong Boner eine Ausgabe lang zum Song Boner werden lassen.
Cock Hero Logo

Schon mal was von „Cock Hero" gehört? Wenn nicht, ist das kein Wunder—immerhin handelt es sich um eine wenig bekannte und daher besonders elitäre Disziplin des bekennenden Internet-Fappings. Quasi die 36 Shao-Lin-Kammern des Hand-an-sich-legens. Ich persönlich kann damit zwar wenig anfangen—aber eine stetig wachsende (und wichsende, haha) Gemeinschaft an Schwanz-Olympioniken geht hier offensichtlich nach dem gleichen Schema wie im Spitzensport vor: weiter, höher, schneller. Und wie so oft hat eigentlich alles ganz harmlos begonnen.

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Einen Herrenabend mit Whisky und Zigarren in Planung, suchte ich nach ein paar netten Musikvideos, die ich im Hintergrund laufen lassen konnte; idealerweise unverbindliches Gewummer mit ein paar scharfen Hupfdohlen dabei, sowas wie Eric Prydz' „Call on Me" oder Benny Benassi's „Satisfaction". Ihr wisst, was ich meine.

Nach einiger Suche stolperte ich über ein interessantes Video namens „Cock Hero—Mega Flux". 83 Minuten an belanglosen, akzeptabel gemischten Dancetracks, hinterlegt mit zahlreichen Video-Ausschnitten aus einschlägig bekannten Qualitäts-Erotikseiten. Tease, Dance, Hardcore—bunt gemischt, aber weitestgehend passend zum Beat der Musik.

Screenshot von VICE Media

Fein, dachte ich mir, das ist genau das richtige Material für den Beamer, während wir uns schottischen Malt und kubanische Zigarren genehmigen. Doch dann irritierte mich etwas: immer wieder wurden die Begriffe „Normal", „Break", „Edge" oder „You are only allowed to cum when she stares in your eyes" wie übergroße, bunte Karaoke-Untertitel eingeblendet. Was zur Hölle? Und dann dämmerte es mir: Das Ganze war eine aufwändig produzierte Wichsvorlage, die einen mit rhythmischen Anweisungen so lange wie möglich bei der Stange (haha)halten soll. Meine Neugierde war geweckt.

Wenige Mausklicks später war ich bereits im Zentrum des Phänomens gelandet: Cockhero.info heißt die zentrale Drehscheibe für Videos dieser Art, und ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Dutzende Videos, von eifrigen Amateur-Cuttern zusammengestellt, sind hier nach Länge, Datum oder Bewertung sortiert; es gibt sogar eigene Kategorien, die mit illustren Namen wie „Hand to Gland Combat", „Acceleration Challenge" oder „Fake Tits Lovers" für wirklich jeden Geschmack etwas bieten.

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Optional verfügen manche Videos tatsächlich über einen Beat Meter, also einer am unteren Rand wie ein Mittelding aus EKG und Karaoke-Text eingeblendeten Rhythmus-Kurve, die den richtigen Takt angibt. 4/4, Double Time, Triolen oder auch 7/8. Wie mit Lars Ulrich als Schlagmann im Ruderboot. Faszinierend.

Screenshot von VICE Media

Drei Regeln

In der einleitenden Rubrik „Cock Hero—What is?" wird kurz und knapp, aber klar verständlich erklärt, was hier Sache ist. „Cock Hero ist eine Masturbations-Herausforderung, die eine sonsorische Überdosis an Musik, Sound-Effekten und unglaublich heißen Bildern bietet, die dich so nah an den Abgrund treiben, wie du überhaupt nur stehen kannst."

Das klingt wie ein richtiges Werbeversprechen. Es soll also der Orgasmus durch geschickten Einsatz von Rhythmus, visuellen Reizen und Musik so lange wie möglich hinausgezögert werden. Denn: „Wenn du gut genug bist, um es bis ans Ende zu schaffen, wirst du mit einem gehirnerschütternden Orgasmus belohnt, der dir den Atem nehmen wird." Also so eine Art tantrischer Sex. Alleine. Vor dem PC. Und last but not least gibt es auch noch drei Regeln für die richtige Handhabung (das ist ja fast wie bei Fight Club!):

1. Richte deine Augen immer auf den Bildschirm

2. Wichse immer im Rhythmus

3. Wage es bloß nicht, vor dem Ende zu kommen

Punkt 1 und 2 sind jetzt keine besondere Herausforderung für den geneigten Web-Fapper, aber Punkt 3 macht mir ernsthafte Sorgen. Denn bei Laufzeiten von durchschnittlich 45 bis hin zu 167 Minuten(!) stellt sich langsam die Frage nach gesundheitlichen Risiken bzw. sozialer Verwahrlosung.

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Screenshot via VICE Media

Alle Videos sind als Stream verfügbar, die meisten auch als torrent-Download. Selbstverständlich optional auch in HD. Netterweise wird in einer kleinen Rubrik auch noch erklärt, wie man am besten sein eigenes Cock Hero-Video schneidet. Man nehme Musik von hier, Videos von da und verarbeite das Ganze mit Audacity, After Effects und vielen weiteren professionelle Post-Production-Programmen zu einem passenden Clip.

Genaue Anleitungen und Links werden auf ausgesprochen gut verständliche Weise erklärt. Wer also selbst mit Rubriken wie „Hentai" und bis zu fast drei Stunden langen Wichsorgien nicht das Auslangen findet, kann sich so seine eigene Folge Cock Hero produzieren. „The 500 Minutes of Hamsters vs. Midgets" zum Beispiel. Im Dreivierteltakt unterlegt mit André Rieu. Nur als Anregung—wenn man sowas mag.

Was soll ich sagen. Meine Ein-Wort-Review: Ansehen. Ihr werdet nachher nie wieder völlig unbeschwert Musik hören—oder auf der Xbox des kleinen Bruders Guitar Hero spielen—können. Auch, wenn die Mutter mal wieder an den Feiertagen das André Rieu Album einlegt, solltet ihr besser nicht in der Nähe sein. Danke Internet für den Song Boner.