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Die Englischmatura ist in vier Bereiche aufgeteilt: Lesen, Hören, Sprachverwendung im Kontext und Schreiben. Zwei dieser Bereiche spielen jeweils zusammen und zählen 50 Prozent zur Note. Ist der eine Teil negativ, kann dieser noch durch den dazugehörigen zweiten Teil kompensiert werden. Hat jedoch der_die Schüler_in genau hier eine Schwäche, kann der negative Teil nicht kompensiert werden und sind die anderen drei Bereiche trotzdem positiv, ist die Matura insgesamt negativ. Außerdem gibt es gewisse Zeitvorgaben, wie lange Schüler_innen für jeden Bereich brauchen dürfen. Nehmen wir nun das Beispiel Mathematik (mal abgesehen von den unglaublich kompliziert formulierten Typ-2-Aufgaben, bei denen man, auch wenn man gut in Deutsch ist, das Gefühl hat, eine Fremdsprache zu lesen): Fünf Funktionen müssen den passenden Gleichungen zugeordnet werden. Vier davon wurden richtig zugeordnet, eine jedoch falsch. Laut dem neuen System bekommt man hier null Punkte. Wer allgemein die verlangten „Grundkompetenzen" (Typ 1) nicht aufweisen kann, ist automatisch negativ—rein theoretisch sogar mit mehr als 70 erreichten Prozent auf die ganze schriftliche Arbeit. Doch ist es nicht eine Kompetenz, wenn ich in der Lage bin, mir meine Zeit selbst einzuteilen, um mehr Zeit für meine Schwächen zu verwenden? Ist es nicht überhaupt eine Kompetenz, meine Schwächen zu kennen und mich auf meine Stärken konzentrieren zu können? Die Verantwortlichen haben uns gezeigt, dass niemand perfekt ist. Also darf auch keine Perfektion von Schüler_innen verlangt werden.Die Zentralmatura hat so ihre Macken. Betrachtet man die eigentliche Idee, erkennt man sie nach der Umsetzung nicht wieder. Es werden Entscheidungen getroffen, die in keiner Weise unseren Wünschen entsprechen. Mehr als peinlich sind das fehlende Mitspracherecht, die Unsicherheiten und die „Ups, das hätte nicht passieren sollen"-Momente. Doch ehrlich gesagt freue ich mich schon, wenn bei meiner Deutschmatura die größte Sorge die sein wird, dass alle Angaben zeitgerecht und vollständig ankommen, die erwünschte Sicherheit (ähnlich der eines Bombenentschärfungseinsatzes) keine Probleme bereitet und kein Text eines Nationalsozialisten bearbeitet werden muss. In meiner Position als Versuchskaninchen fühle ich mich ja schon irgendwie geehrt.Die Zentralmatura hat so ihre Macken. Betrachtet man die eigentliche Idee, erkennt man sie nach der Umsetzung nicht wieder.