Zu Besuch in einem Schweizer Luxushotel für Katzen
Foto: Michael Sonderegger

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Zu Besuch in einem Schweizer Luxushotel für Katzen

Leiterin eines Luxushotels für Katzen zu sein ist definitiv der beste Job der Welt.

Was wolltest du früher mal werden? Vielleicht Feuerwehrmann, Astronaut oder Ballerina (nur damit auch alle Klischees bedient sind)? Oder wolltest du schon immer diesen langweiligen KV-Job, in dem du Tag für Tag versauerst?

Keine Panik, die Hoffnung ist auch für dich noch nicht verloren. Denn Manuela Baumgartner absolvierte ebenfalls einst eine langweilige KV-Lehre bevor sie Geschäftsführerin eines Luxushotels wurde. Für Katzen. Ja, du hast richtig gelesen.

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Aber wie sieht ein Luxushotel für Katzen aus? Was sind die Aufgaben eines Katzenhoteliers? Und ist das nicht einfach der beste Job der Welt? Fragen über Fragen, auf die nur eine Person die richtigen Antworten kennt. Deswegen war ich bei Manuela zu Hause, habe sie über das Reich der Katzen ausgefragt und nebenbei ein wenig mit den lebendigen Fellknäueln geschmust.

VICE: Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Hotel für Katzen zu eröffnen
Manuela: Im Jahre 2010 eröffnete meine Mutter im Kanton Zürich ein Katzenhotel. Sie sah das damals als Marktlücke und wollte etwas grösseres, schöneres schaffen, als nur kalte Tierheime. Das fand bei den Kunden sofort Anklang. Dort kam ich als Quereinsteigerin zur Tierpflege. Weil ihre Geschäftsidee auf Anhieb funktionierte, beschlossen wir, eine Zweitfiliale hier im Aargau zu eröffnen. Seit 2015 bin ich nun die Geschäftsinhaberin.

Wieviele Suiten gibt es im Hotel?
Also hier sind wir in der Afrika-Suite. Das ist die Gruppen-Suite, für Katzen die keine Futterallergien haben oder Spezialfutter brauchen, wie zum Beispiel Nierenfutter. Es gibt aber auch noch vier Einzel-Suiten—jeweils zu einem anderen Motto eingerichtet, versteht sich.

Wieso Einzelsuiten?
Katzen sind wie wir Menschen Individuen mit ganz verschiedenen Charakteren. Einige sind anhänglicher, verschmuster, andere weniger. Dann gibt es auch Katzen, die eben ein spezielles Futter brauchen oder die sich in einer Gruppe nicht wohl fühlen. Manchmal habe ich auch Zuchtkatzen zu Gast, die in einer Einzelsuite ihre Ferien verbringen.

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Zu welcher Jahreszeit hast du die meiste Kundschaft?
Die Schulferien heissen für mich Hochsaison, wobei die Sport- und Frühlingsferien noch Potenzial haben, aber ich bin auch da zuversichtlich.

Wieviele Katzen treiben sich hier in der Hochsaison herum?
19. Soviel wie meine Ausbildung erlaubt.

Wie sieht dein Alltag so aus?
Eigentlich ziemlich entspannt. Morgens wird als erstes gleich einmal gefüttert. Da können meine Gäste sehr ungeduldig sein und es kaum erwarten bis sie ihr heissgeliebtes Nassfutter serviert bekommen. Danach werden die gebuchten Suiten geputzt. An Entertainment darf es meinen Gästen auch nicht fehlen: Es wird gespielt, getobt und geschmust. Da ich wie erwähnt oft reinrassige Katzen zu Gast habe, darf natürlich die Fellpflege nicht zu kurz kommen. Vor allem die Besitzer von Perser, Maine Coon und Norwegischen Waldkatzen legen grossen Wert darauf. Das Ganze mache ich zwei bis drei Mal am Tag. Nachmittags habe ich Zeit für mich, da Katzen zu dieser Tageszeit in der Regel schlafen. Abends sind die dafür umso aktiver und da bleibe ich dann auch mal länger

Lohnt sich das Geschäft mit den Katzen?
Ja, doch. Ich kann davon leben.

Also ist das dein einziger Job?
Letztes Jahr habe ich noch während der Anlauf-Phase Hunde betreuet, um mir etwas dazu zu verdienen. Aber mittlerweile habe ich genug Kunden.

Was kostet denn so eine Suite?
Eine Einzel-Suite kostet 30 Franken pro Tag. Bringt man zwei Katzen, gibt es einen kleinen Rabatt und man zahlt nur 50 Franken pro Tag. In der Afrika-Suite kostet eine Katze 25 Franken und bei zwei sind es wieder je 5 Franken weniger, also 40 Franken pro Tag.

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Welche Art von Leuten bringen Katzen in ein Luxushotel?
Das ist ganz unterschiedlich. Von ganz jung bis ganz alt ist alles mit dabei. Viele Familien natürlich. Ich habe auch deutsche Kunden, die regelmässig ihre Familie besuchen und deswegen meine Dienste in Anspruch nehmen. Ich hatte sogar australische Kunden, aber die sind jetzt wieder nach Australien gezogen.

Sind Katzen für dich mehr Geschäft oder Leidenschaft?
Beides. Katzen sowie Hunde begleiten mich schon mein ganzes Leben lang. Die Gesellschaft vom Tier ist für mich das Grösste. Es gibt nichts Ehrlicheres.

Wünschst du dir manchmal, eine Katze zu sein?
Katzen und Hunde haben natürlich ein schönes Leben, wenn ich da so an meine eigenen zwei Katzen und an meinen Hund denke. Das haben sie sich ja auch verdient. Aber für mich ist es, so wie es ist, schon ganz OK.

Im Internet gibt es diesen Wettkampf zwischen Katzen- und Hundemenschen. Sind Katzen für dich die besten Tiere der Welt?
Alle Tiere sind gut, es gibt kein bestes Tier. Katzen sind natürlich sehr interessant und ich arbeite unheimlich gerne mit ihnen zusammen und als Haustier würde ich auch eher Katzen als Hunde empfehlen. Aber wer bin ich, dass ich eine Gattung über eine andere stellen kann.

Kennst du den Film Cats vs. Dogs?
Ist das nicht so ein Kinderfilm?

In diesem Film möchten Katzen die Weltherrschaft an sich reissen, werden jedoch von Hunden (den wahren Freunden des Menschen) aufgehalten. Dort angeknüpft: Denkst du, Katzen sind im Grunde böse?
Das ist Nonsense. Klar finde ich es nicht toll, wenn ich sehe, dass meine Katze mit einer Maus spielt, aber das liegt nun mal in der Natur der Katze. Aber ansonsten sehe ich nichts Böses in ihnen.

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Das Interview führten wir in der Afrika-Suite.

Hast du schon einmal von der Theorie gehört, dass Katzen ihre Besitzer töten würden, wenn sie es könnten?
Man sagt ja, dass der Mensch der Dosenöffner der Katze ist. Klar, sie kommt nur zu einem, wenn sie etwas braucht. Katzen sind eigenständige Wesen. Aber ich bezweifle, dass meine Katze mich würde umbringen wollen. Wer stellt solche Theorien auf?

Das Internet. Hast du zum Schluss noch eine schräge Katzenstory?
Oh ja, eine Story ist wirklich komisch. Einmal hatte ich eine schwarze Katze, die Ferrari hiess. Er gehörte einer jungen Familie, die ihn während der Umzugstage hier lassen wollte. Sie hatten mehrmals Probleme mit dem Hauswart, weswegen sie sich schliesslich entschieden haben, umzuziehen. Anscheinend lockte er ihre Katze immer zu sich nach Hause, fütterte sie und liess sie danach nicht mehr gehen. Auch nicht, als sie nach der Katze gefragt haben. Sie mussten Ferrari sogar schon mit Hilfe der Polizei da rausholen.

Jedenfalls rief der Hauswart während dieser Tage hier an und erkundigte sich nach Ferrari. Ich habe ihm selbstverständlich keine Auskunft gegeben, weil mich der Besitzer gewarnt hatte. Einige Stunden später rief seine Frau an und wollte unter falschen Vorwänden „das Hotel besichtigen". Da ich aber ihren Nachnamen kannte, habe ich sie sofort durchschaut. Am gleichen Abend klingelten zwei komische Leute an meiner Haustür und wollten mein Hotel besichtigen. Um 19:00 Uhr. Daraufhin rief ich sofort die Polizei und den Besitzer an. Sie sind dann schnell verschwunden aber ich bekam trotzdem während der Zeit, in der Ferrari hier war, immer wieder komische Anrufe.

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Sascha wäre nur allzu gerne eine Katze: @saschulius

VICE Schweiz auf Twitter: @ViceSwitzerland

Dieser Teil gehört ebenfalls zur Afrika-Suite

Die Polar-Suite

Die Mexiko-Suite

Die Pink-Paradise-Suite

Manuela bekommt oft Bilder von Katzen geschenkt

Die Küche

Er heisst Pablo

Pablo mochte mich