Osama bin Laden

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Zu Hause bei Osama bin Laden

Kürzlich veröffentlichte Fotos zeigen die primitiven Lebensverhältnisse von bin Laden in der Tora-Bora-Berggegend von Afghanistan, wo er 1996 noch wohnte.

Vor Kurzem wurden seltene, fast 20 Jahre alte Fotos von Osama bin Laden in seinem Versteck im Tora-Bora-Höhlenkomplex veröffentlicht. Diese Bilder ermöglichen uns einen nie da gewesenen Einblick in den Lebensstil und die Lebensumstände des al-Qaida-Anführers während der Zeit seines Feldzugs gegen die USA.

Die Fotos, auf denen bin Laden durch die zerklüftete Berglandschaft wandert und Waffen in der Hand hält, sind bei der Gerichtsverhandlung des 52 Jahre alten al-Qaida-Kommandanten Khalid al-Fawwaz wieder aufgetaucht. Der wurde im Februar wegen eines Bombenanschlags von 1998 auf die US-Botschaft in Nairobi—dabei starben 224 Menschen—verurteilt. Die Bilder dienten bei der Verhandlung in New York als Beweismittel.

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Geschossen wurden die Fotos im Jahre 1996, als der damalige Fotojournalist Abdel Bari Atwan das Gelände besuchte. Durch sie haben wir die Möglichkeit, einen Blick auf das Leben des berüchtigten Terroristen in den verschneiten afghanischen Bergen zu werfen, bevor er infolge der Anschläge vom 11. September von dort fliehen musste.

Fünf Jahre vor dem Terrorakt wollte bin Laden die arabische Welt über seine Kriegserklärung gegen die USA aufklären. Er setzte sich mit Atwan in Verbindung, der damals Gründer und Chefredakteur von Al-Quds Al-Arabi war—eine unabhängige arabische Wochenzeitung, die in London veröffentlicht wurde. Atwan hatte zuvor schon über bin Ladens erste Fatwa vom August 1996 berichtet, in der gegen die Stationierung von US-Truppen in verschiedenen Ländern protestiert wird. Einen Monat später tauchte al-Fawwaz—der als bin Ladens Stellvertreter galt—in Atwans Büro auf und bot ihm an, ein Interview mit bin Laden zu führen.

Bin Laden hielt sich in den 80er Jahren zum ersten Mal in Afghanistan auf. Die schäbige Zwei-Zimmer-Behausung in Tora-Bora war aus Lehm und Steinen gebaut. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, in Europa Asyl zu suchen, antwortete bin Laden in dem Interview mit Atwan, dass er „ eher sterben würde, als sich in irgendeinem europäischen Staat niederzulassen."

2001 musste bin Laden aus seinem Versteck flüchten, weil US-Truppen auf der Suche nach ihm das Gebiet durchstreiften.

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Laut mehreren Berichten ging bin Laden des öfteren mit seinen Leibwächtern in der verschneiten Berglandschaft wandern.

Dieses Foto zeigt bin Laden im Tora-Bora-Gebiet—mit einem Grinsen im Gesicht und einer Kalaschnikow in der Hand.

Der Mann links ist der in Syrien geborene Abu Musab al-Suri, ein mutmaßliches al-Qaida-Mitglied und ehemaliger Verbündeter bin Ladens. Rechts ist der britische Journalist Gwynne Roberts zu sehen.

Abu Musab al-Suri, der eigentlich Mustafa Setmariam Nasar heißt, gehört zur zweiten Generation der Dschihad-Bewegung.

Der späte al-Qaida-Anführer nahm seine Ansprachen oft vor islamischen Büchern auf. Mit den Interviews wurde 1996 begonnen, als bin Laden seine erste Fatwa verfasste. Danach gab er noch weitere Interviews, um seinen Hass auf die USA publik zu machen.

Laut Berichten lebten auch bin Ladens drei Frauen und zwölf Kinder auf dem Gelände. Aufgrund des Mangels an Lebensmitteln und anderen notwendigen Gütern hatten sie schwer zu kämpfen. Die einzige Wärmequelle war ein Holzofen.