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Bis so guet

Zweck und Zerstörung

Eigentlich zerstören wir dauernd alles, am liebsten jedoch Hirnzellen

Eines soll eingangs gleich geklärt werden: Wir sind grundsätzlich gegen Zerstörung. Ich meine damit nicht dieses Magazin, irgendeine Partei oder Gruppe, nein, wir als ganze Gesellschaft verurteilen Zerstörung und stellen sie sogar unter Strafe. Widersprüchlicherweise basiert unser ganzes Wirtschaftssystem, ja überhaupt unser tägliches Leben auf ihr.

Wir verpesten die Luft und gefährden unsere Mitmenschen schon während der Autofahrt zur Arbeit, die dann beispielsweise für einen Versicherungsbeamten darin besteht, das Risiko von Zerstörung gegen Geld abzudecken. Weil die Zerstörung überall lauert, gar betrieben und gefördert wird, ist dies ein sehr einträgliches Geschäft. Unseren Lohn investieren wir zu großen Teilen darin, unseren Körper mit irgendwelchen Substanzen kurz-, mittel- oder langfristig zu zerstören. Natürlich beantworten wir diese Zerstörung wiederum, indem wir mit hassverzerrtem Gesicht und neonfarbenen Turnschuhen die angesammelten Fettzellen zu zerstören versuchen.

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Was würden unsere Ärzte tun, wenn wir uns nicht aus etlichen Gründen selbst oder gegenseitig zerstören würden? Nichts. Sie wären in Massen arbeitslos, wenn die ganzen Krankheiten und Gebrechen wegfielen, die wir uns selbst oder anderen zufügen.

Dass Krieg, die ultimative, offen organisierte Form der Zerstörung, ein enorm wichtiger, globaler Wirtschafszweig, der auch von riesiger Bedeutung für die internationale Politik ist, ist fast zu offensichtlich, um es hier hinzuschreiben. Der Vollständigkeit halber sei es aber getan. Selbst ein neutrales Land mit humanitärer Tradition wie das Unsrige, verdient immerhin 0,2% des Bruttoinlandproduktes durch die Herstellung und den Verkauf von Waffen. Waffen, die dann weltweit eingesetzt werden, um politische Systeme zu zerstören und durch andere, vermeintlich bessere zu ersetzen. Dieser Zweck ist offenbar global betrachtet so einiges an Zerstörung wert. An der Physis machen wir übrigens nicht Halt. Wir zerstören Seelen durch Mobbing und ergötzen uns an Fernsehsendungen, die nur den Zweck haben, die Würde von Menschen nachhaltig zu vernichten.

Unsere Handys und Computer sind diesem Zustand der konstanten Zerstörung bestens angepasst, indem sie sich jeweils kurz nach Ablauf der Garantie auf wundersame Weise selbst zerstören um Platz für ein neues zu schaffen. Insofern definieren wir geradezu den Wert eines Zwecks im Rahmen der Zerstörung, die wir bereit sind dafür in Kauf zu nehmen oder zu verursachen. Von deinem letzten Jägi-shot, bis hin zu Hiroshima.

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Die Frage ist konsequenterweise nicht OB, sondern WAS und wie viel davon, wir zu welchem Zweck zerstören. Wir nehmen ein paar Unfalltote pro Jahr in Kauf (plus die Umweltverschmutzung), weil der Privatverkehr diese Kosten offenbar rechtfertigt. Wir lassen Facebook am Unleben, trotz der in den Selbstmord getriebenen Teenager. Gleichermassen wiegen wir die Kosten, welche entstehen würden, wenn Soldaten gezwungen wären die Ordonanzwaffe in eine Kaserne zu bringen, gegen die paar Amokläufer und Selbstmörder auf, die die Ordonanzwaffe zweckentfremdet haben. Wir beschließen Fussball weiterhin stattfinden zu lassen, weil der Sport wertvoller ist als die Schäden, die durch ein paar Hooligans verursacht werden.

Nun, letztes Wochenende haben ein paar Vandalen, die sich auf der Binz-Demonstration im wohlig warmen Schoss der Anonymität wähnten, Schäden in der Höhe einiger hunderttausend Franken verursacht. Wie die Mehrheit an Demonstrationen in Zürich zeigt, war es wiederum nicht möglich - weder für den weit überwiegenden, friedlichen Anteil der Demonstranten, noch für die Polizei (die wir für so was bezahlen) - das zu verhindern.

Man kann also davon ausgehen, dass jede Demonstration potentiell Kosten verursacht. Auch demgegenüber beschneiden wir nicht unsere Verfassung und schränken die Rede-Versammlungs-und Meinungsfreiheit ein. Nein, wir nehmen die Kosten in Kauf, um eben diese wertvollen Freiheiten zu behalten.

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Auch die Binz hat ihren Zweck und ihren Wert, dass wir diesen nicht einmal gegen seine Zerstörung aufwiegen, heißt lediglich, dass wir ihn nicht sehen können oder nicht sehen wollen.

Unsere Hirnzellen zerstören wir dieses Wochenende hier:

Donnerstag:

Streamt Luki Liebe ) ins Longstreet, wir gehen hin oder hören es uns zumindest an.

Freitag:

Sind Tiefschwarz im Cabare. )t . Und wird Penn`s Den eröffnet.

Samstag:

Ist Sneakerness , danach Penn`s Den und danach vielleicht noch zum Balkanexpress, um die neuen Treter auch gehörig einzutanzen.

Sonntag:

Bilden wir uns mal wieder und schauen uns einen Tag lang VBS Dokus an.

Montag:

Wollen wir mal wieder was zu lachen haben - Comedy in der Zukki.