Zwei Jahrzehnte Brooklyn

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Zwei Jahrzehnte Brooklyn

Der Fotograf Hiroyuki Ito hat vor Kurzem sein neues Fotobuch ‚Brooklyn' veröffentlicht, in dem er den visuellen Herzschlag des New Yorker Stadtteils dokumentiert.

Alle Fotos: Hiroyuki Ito

Der japanische Fotograf Hiroyuki Ito zieht jetzt schon seit zwei Jahrzehnten durch die Straßen und Häuserschluchten New Yorks und hat dabei immer seine Leica-Kamera dabei—so hat er schon so ziemlich alles dokumentiert, von Coney Islands Kunstfigur Koko the Killer Clown bis hin zu anonymen Berufspendlern in der U-Bahn. Vor Kurzem hat Ito sein neues Fotobuch Brooklyn veröffentlicht, das fast schon wie eine Art Liebesbrief an den New Yorker Stadtteil anmutet. Ich bat den Fotografen darum, ein paar Worte dazu zu schreiben, was die Gegend für ihn bedeutet und warum er dort immer wieder Fotos macht.

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- Elizabeth Renstrom, VICE-Fotoredakteurin

Brooklyn ist für mich so etwas wie eine Ex-Frau, mit der ich immer noch befreundet bin.

Von 1999 bis 2007 habe ich in Ditmas Park gewohnt, zog dann aber nach Astoria in Queens, nachdem ich vor meiner alten Wohnung mit vorgehaltener Waffe ausgeraubt worden war. Diese acht Jahre waren nicht gerade die glücklichste Zeit meines Lebens. Ich fühlte mich einsam und war verzweifelt, aber die zeitliche und räumliche Distanz machte es mir möglich, den bevölkerungsreichsten Stadtteil New Yorks kennen und schätzen zu lernen. Die Fotos aus dem Buch wurden zwischen 1992—damals bin ich von Tokio nach New York gezogen—und 2015 aufgenommen.

Brooklyn ist riesig und kaum kontrollierbar. Es machen einfach zu viele Leute zu viele Dinge gleichzeitig. Jeglicher Versuch, die verschiedenen Facetten vollständig zu dokumentieren, ist von Vornherein zum Scheitern verurteilt: Egal, wie gründlich man diese Sache auch angehen mag, das Ergebnis ist nie schwarz genug, nie chassidisch genug, nie katholisch genug, nie trendy genug, nie industriell genug, nie was auch immer genug.

Jeder Mensch hier hat sich sein eigenes, durch die persönlichen Erfahrungen geprägtes Bild von Brooklyn gemacht. Da ich kein einköpfiges Statistikamt bin, klappere ich auch nicht jeden einzelnen Block ab und interviewe dabei akribisch alle Bewohner. Stattdessen lasse ich mich einfach durch die Straßen treiben und versuche dabei, den visuellen Herzschlag zu spüren, der Brooklyn zu einem der einzigartigsten Orte dieser Welt macht.

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