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Klicken, drucken, töten: Die Story der 3D-Druck-Waffenbewegung

Cody R. Wilson ist ein 25-jähriger Jurastudent von der University of Texas, der daran arbeitet, halbautomatische Waffen mit Hilfe von 3D-Druckern herzustellen.

Als 3D-Druck-Novize war ich ein wenig skeptisch, was das Versprechen einer als wahrlich bahnbrechend verkauften Technologie angeht. Ich sah Ende September den Firmenchef von Makerbot, Bre Pettis, auf dem Cover von Wired und während die Neuartigkeit des Prozesses den 10-Jährigen in mir in Erstaunen versetzte, habe ich nicht viel darüber nachgedacht. Dann kam Cody R. Wilson. Wilson ist ein 25-jähriger Jurastudent an der University of Texas, der daran arbeitet, halbautomatische Waffen mit Hilfe von 3D-Druckern herzustellen. Sein Name tauchte das erste Mal in einem Gespräch mit einem Kollegen auf, nachdem Wilson ein Indiegogo-Ideenvideo hochgeladen hatte, das seine geplante Verwendung für einen neuerworbenen 3D-Drucker, den Stratasys vor Kurzem wieder zurückgefordert hat, zeigte. Ich war fasziniert. Wilson schien das artikulierte und technik-schlaue Mundstück einer Bewegung zu sein, die ein großer Teil des Landes für gefährlich und ein Tabu halten würde. Um mehr über seinen Kampf gegen Waffenkontrolle kennenzulernen, flogen wir in seinen Heimatort in Austin, Texas, wo wir Wilson zunächst in seiner Wohnung trafen. Ich war mir anfangs nicht sicher, was ich von ihm halten sollte. Er überprüfte sein Handy alle zehn Sekunden. Er hatte Probleme damit, Augenkontakt herzustellen. Jeden zweiten Satz beendete er mit „Weißt du, was ich meine?“ Er sprach über Themen, die vom Fortschritt der 3D-Druck-Bewegung in der amerikanischen Politik bis hin zur inhärent revolutionären Art von Bitcoins reichten. Um mehr über die Einstellung des Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms gegenüber 3D-gedruckten Waffen herauszufinden, schau dir diesen Beitrag vom Motherboard-Autor Adam Clark Estes an. Bald zeigte uns Wilson auf seinem Computer das CAD-Dokument für seinen Lower Receiver, den waffenrelevanten Teil eines AR-15-Gewehrs. Über uns hing, als ein selbsternanntes, ironisches Statement, eine eineinhalb Meter große Amerikaflagge. Er ist ein fachkundiger Typ. Er sprach ausgiebig von der Entwicklung des Lower Receivers von Defense Distributed. Er erklärte, dass der Fehlschlag ein Teil des wissenschaftlichen Prozesses sei. So wie er sagte, dass es jedes Mal, wenn eines seiner Designs versagt, mehr Aufschluss darüber gibt, welches Design funktioniert. Soziale Nettigkeiten beiseite, wir waren da, um Wilson dabei zuzusehen, wie er ein paar Waffen baut. Um das klarzustellen, Defense Distributed druckt keine ganzen Waffen—auf jeden Fall bislang. Stattdessen konzentriert sich Wilsons Team darauf, AR-15-Lower-Receiver, die die meisten Betriebsteile der Feuerwaffe halten, herzustellen. Es ist außerdem der Teil der Waffe, den die Regierung als die Waffe ansieht. Andere Teile wie Gewehrläufe oder Kolben, vor allem die, für die hochmodularisierte AR-15-Plattform, können öffentlich erworben werden. Oft ohne Alterseinschränkungen oder Backgroundcheck. Wilson konzentriert sich auch auf den 3D-Druck von 30-schüssigen Magazinkästen, in einer Vorahnung auf den Gesetzesentwurf von Senatorin Dianne Feinsteins zu Sturmgewehren, der die Magazingröße beschränken würde. Für Wilson ist die Arbeit teilweise eine Bemühung, bloßzustellen, was er als Sinnlosigkeit der Waffenregulierung versteht. „[Magazine] zeigen sehr viel deutlicher als der Lower Receiver, dass du keine Box mit Feder verbieten kannst“, erklärte er. Einen Lower Receiver zu drucken, braucht sieben Stunden, aber es ist etwas besonders Unheilverkündendes dabei, dem ARS-Plastik zuzusehen, wie es Gestalt annimmt und der Lower Reciever geboren wird.