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Music

Die Pilzsymphonie von Herrn Hálek

Václav Hálek war bereits fest als Konzertpianist und Komponist in der klassischem Musikszene Tschechiens verankert, als Gott ihm den Auftrag erteilte, der Musik von Pilzen zuzuhören und daraus Pilzmelodien zu komponieren.
Mr. Hálek's Fungus

Als er von Gott angerufen wurde, war Václav Hálek bereits fest als Konzertpianist und Komponist in der klassischem Musikszene Tschechiens verankert. Glücklicherweise verlangte Gott nicht, dass sich der flammende Katholiken für das Priestertum entscheidet oder seine Glaubensgenossen im Krieg gegen den gottlosen Kommunistenstaat anführt. Hálek wurde zu einem einfachen, mit seinem Beruf verbundenen Akt der Hingabe aufgefordert. Er sollte der Musik von Pilzen zuhören und sie für all diejenigen aufschreiben, die sie nicht hören können. Welche Pilze genau er anhören sollte? Jeden verdammten Einzelnen. Bislang hat Hálek fast 6.000 Pilzmelodien beisammen, die er direkt von den Pilzen transkribiert hat (oder von einem Bild des Pilzes, wenn gerade die falsche Saison ist). Hinzu kommt die Komposition einer gesamten „Mykokosmischen Symphonie“—die die kommunistischen Behörden pflichtbewusst unter dem „Louie-Louie“-ähnlichem Verdacht verboten, dass sie eine geheime subversive Botschaft enthalten könnte, die ihnen entgangen ist. Denn wer zur Hölle würde eine ganze Symphonie nur für Pilze schreiben? Nun, genau der Mann, der jeden Morgen so lange einen Pilz anstarrt, bis er ihm vorzusingen beginnt. Eine Handvoll Arten aus Háleks Pilzwerk wurden bereits aufgeführt und aufgenommen (auf archive.org gibt es eine schöne Auswahl von boletus und amaritas, die du dir hier anhören kannst). Ein Großteil des Werks liegt allerdings noch in Form von fortwährend wachsenden Stapeln aus Notenpapier in Háleks Haus herum und wartet geduldig wie ein schlafendes Skletorium darauf, in dem von Pflanzen und Tieren überschwemmten Musikkanon des Westens einen Platz für Pilze zu erkämpfen und ihrem Komponisten die Stellung als Lorax des Pilzreichs zu sichern: Fungax.