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Sex

​42 Prozent aller Menschen auf Tinder sind in Beziehungen und es ist völlig egal

Tinder ist vor allem eines: die Suche nach Bestätigung.
Titelbild von "i saw you on tinder" Trastevere 2014 via photopin

Eine neue Studie behauptet, dass 42 Prozent der Menschen, die auf Tinder sind, entweder verheiratet oder in Beziehungen sind. Wirklich überraschend ist diese Erkenntnis zwar nicht, wenn ich bedenke, wie viele Pärchen-Selfies oder Familienfotos mit Kleinkindern ich auf Tinder schon gesehen habe—trotzdem ist die Zahl höher, als ich dachte.

Die Zahlen dieser Studie müssen aber nicht so einfach bedeuten, dass diese 42 Prozent unweigerlich diejenigen Arschlöcher sind, die ihre Partner betrügen, indem sie sich per App eine schnelle Nummer organisieren. Tinder ist viel weniger, als die Suche nach einem schnellen Fick—nämlich Zeitvertreib, plumpe Unterhaltung und vor allem Selbstbestätigung.

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Das weiß wahrscheinlich jeder, der selbst auf Tinder ist oder schon des öfteren angemeldet war und die App immer wieder gelöscht hat—so wie ich. Die Essenz von Tinder ist doch schlicht und einfach die Tatsache, dass man dort die einfachste Form der Bestätigung erhält, die es gibt. Und wenn man sie vom Partner gerade nicht kriegt (oder sich nach ein bisschen Flirt-Zustimmung sehnt), holt man sich die Bestätigung eben auf Tinder, wo einem nur diejenigen Menschen angezeigt werden, die einen gut finden und man diejenigen, mit denen man (noch) kein Match hat, völlig ausblenden kann.

Ich finde, als vergebener Mensch auf Tinder zu sein, unterscheidet sich mittlerweile nur mehr minimal davon, einem Facebook-Account zu haben. Hier stalkt einfach jeder jeden anderen Menschen, egal, ob in einer Beziehung oder nicht, und versendet auch das eine oder andere Mal Nachrichten, die der Partner lieber nicht sieht (auch, wenn sie noch so harmlos sind, aber eben: Flirten und so). Durch Dating-Apps wie Tinder wird die Hemmschwelle, sich in den unendlichen Weiten an Optionen—natürlich nur rein hypothetisch—umzusehen, um einiges herabgesetzt. Zu einem Klick oder einem Swipe nach rechts überwindet man sich dann doch um einiges leichter, als dazu, jemanden zum reinen Ego-Push im Club aufzureißen, obwohl man in einer Beziehung ist.

Auf Tinder zu schauen, ob das Mojo noch funktioniert und ob da rein hypothetisch noch was gehen würde, finde ich völlig legitim—solange es dabei bleibt. Im Grunde ist Tinder wie ein Spiel, in dem es ums Sammeln, Upleveln und Raiden geht und wo man einfach so viele Matches wie möglich zusammenträgt, auch wenn man niemals auf eine Nachricht antwortet oder von selbst jemanden anschreiben würde. Und wenn schließlich keine neuen Personen mehr in der Nähe sind, ist das Level zu Ende und das Ego gepusht.

Verena ist nicht mehr auf Tinder, aber dafür auf Twitter: @verenabgnr


Titelfoto: "i saw you on tinder" Trastevere 2014 via photopin (license)