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Mode

Mit Skins in Madrid

Junge Spanier werden wieder politischer. Ob es da nun einen direkten Zusammenhang gibt oder nicht, in den letzten zwei Jahren ist die Skinhead-Szene auf beiden Seiten des politischen Spektrums in Madrid gewachsen.

Junge Spanier werden wieder politischer. Ob es da nun einen direkten Zusammenhang gibt oder nicht, in den letzten zwei Jahren ist die Skinhead-Szene auf beiden Seiten des politischen Spektrums in Madrid gewachsen. Junge Menschen kehren zurück zu der polarisierten Politik der 70er und zeigen ihre Identität durch britische Skin-Mode.

Wir hatten ein paar Bier und Whiskey-Colas mit den Skinheads in diesen Bildern. Sie haben, zusätzlich zu einem beindruckenden Look, die Sicht, dass es nicht nur ein Trend ist, Skin zu sein, sondern eine Lebenseinstellung: "Du wirst kein Skin, du wirst als solcher geboren" haben wir die ganze Nacht über gehört.

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Facundo, 20, und seine Freunde Eva Maria Iñigo, Mary, Martha und Bora gehören zu einer Art Gang und hängen in den entlegenen Straßenwinkeln und auf den Plazas in der Stadt rum. Sie leben ein ganz normales Teenagerleben, sie trinken, werden high und ficken, mit dem einen Unterschied, dass sie auch immer nach der Polizei oder Schlägereien mit Neo-Nazis Ausschau halten müssen.


VICE: Was bedeutet es für dich Skin zu sein?
Facundo: Es bedeutet, dass man Arbeiterklasse ist, das ist das wichtigste. Ich bin arm. Mein Vater repariert Stereoanlagen und meine Mum ist Putzfrau. Ich bin stolz darauf. Geld bedeutet gar nichts.

Wo geht ihr aus?
Wir trinken normalerweise an Orten wie dem Chueca und Argüelles, aber zurzeit auch immer öfter in besetzten Häusern wie La Magdalena, La Cacique und dem Dragon.

Was für ein Problem habt ihr mit der Polizei?
Spanien ist nicht London, wo man sich anziehen kann, wie man will. Es ist ziemlich konservativ. Als ich letztens im Baskenland war, wurde ich von der Polizei zusammengeschlagen.

Nur wegen deines Aussehens?
Ja. Die Chance, dass mich jemand anhält und durchsucht, ist viel höher als bei einem Nicht-Skin. Es ist praktisch verboten, in Spanien SHARP zu sein. Zwei meiner Freunde müssen für Jahre im Gefängnis wegen nichts. Sie haben einfach nur um 2 Uhr nachts auf der Straße getrunken. Da bald Wahlen sind, ist zum Beispiel eine Menge Polizei auf der Straße und besetzte Häuser werden zwangsgeräumt. Und mit den ganzen Faschisten wird es ziemlich unangenehm in Madrid.

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Wieviele Skins sind Faschisten hier in Madrid, was denkst du?
Ich würde sagen 70% sind antifaschistisch und 30% sind Neo-Nazis. Klar ist, dass es Nachbarschaften gibt, in die ich nicht gehen kann: Pinto, Alcala de Henares, San Sebastian de los Reyes und La Moraleja. Dort ist es nicht sicher für mich. Das sind Gegenden, in denen du in die Arme der Neo-Nazis läufst. Madrid ist ein Kriegsgebiet. Du musst vorsichtig sein, wenn du soziale Kontakte knüpfst. Es gibt immer Leute, die dich hintergehen wollen oder dir von hinten eine Flasche über den Kopf schlagen.

Was für Musik hörst du?
80er-Jahre-Punk meistens. Eskorbuto, Trapera La Banda del Rio, La Polka Records … Das ist viel offener heutzutage, manche hören Punk und Hardcore, aber trotzdem auch Reggae. Ich glaube, es gibt ein paar Sachen, die man nicht verbinden sollte, so wie dieses neue Genre, welches sich "Reggae against Communism" nennt, es ist total gestört–Rassisten-Reggae. Das ist aber eine sehr kleine Szene verglichen mit den Nazi-Mods, weil diese einfach überall sind. Es ist total widersprüchlich! Du musst auf etwas stehen und stolz darauf sein. Ich war auf Oi!-Konzerten, aber das war irgendiwe nicht meins. Soul und Skinhead-Reggae find ich ziemlich cool.

Mehr Bilder der Skins hier

FOTOS: SILVIA VARELA
TEXT: PAUL-SIMON GEDDIS