FYI.

This story is over 5 years old.

News

Abschiebungen aus Deutschland auf 13-Jahre-Rekordhoch

Seit 2003 mussten nicht mehr so viele Asylbewerber das Land verlassen. Auch nach Syrien und Afghanistan wird abgeschoben.

Eine Abschiebung 2015. Flüchtlinge werden mit einer bulgarischen Airline ausgeflogen | Foto: Gustavo Alabiso

Bisher wurden dieses Jahr in Deutschland 19.914 abgelehnte Asylbewerber abgeschoben. Schätzungen besagen, dass es bis Ende des Jahres 26.5000 sein werden. Das wäre die höchste Abschiebungsquote seit 2003.

Der Rheinischen Post liegen Unterlagen der Bundespolizei vor, die diese Zahlen belegen sollen. Den größten Teil der Abschiebungen machen abgelehnte Asylbewerber aus Ex-Jugoslawien aus. 14.529 Menschen wurden in diesem Jahr bisher nach Albanien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Mazedonien und Kosovo abgeschoben—Staaten, die seit 2015 als sichere Herkunftsländer gelten. Außerdem wird auch nach Russland, Ukraine, Rumänien und Georgien abgeschoben.

Anzeige

2016 wurden 426 syrischstämmige Menschen abgeschoben, mehr als doppelt so viele wie 2015. Auch Afghanen müssen das Land verlassen. Bisher sind es 199—im vergangenen Jahr waren es 178. Viele dieser Menschen gehen allerdings nicht zurück in ihre Heimat, sondern müssen Deutschland in Richtung anderer EU-Länder oder Drittstaaten verlassen. Zurück nach Afghanistan mussten demzufolge 2016 erst 27 Menschen ausreisen. Gleichzeitig haben dieses Jahr allerdings aber auch 3.000 Menschen Deutschland freiwillig in Richtung Afghanistan verlassen.

Graffiti in München | Foto: imago | ecomedia | robert fishman

Das ist keine große Überraschung: Gerade Menschen aus Afghanistan befinden sich in Deutschland oft in einer prekären Lage und werden kaum mit Integrationsmaßnahmen wie Sprachunterricht oder Möglichkeiten zur Berufsausbildung gefördert. Die Regierung betont dabei besonders gerne, dass Afghanen nur bedingt Chancen auf Asyl haben, weil Sicherheit in den Zentren des Landes garantiert werden könnte. Innenminister de Maizière hatte erklärt, dass Flüchtlinge aus Afghanistan nicht erwarten könnten, dass sie in Deutschland bleiben dürfen. Gleichzeitig zahlt die Bundersregierung Familien, die freiwillig nach Afghanistan zurückkehren, bis zu 4.000 Euro "Förderung". Wie man sich denken kann, ist das Leben in Afghanistan allerdings nicht unbedingt einfach. Das bestätigt selbst der afghanische Präsident Karsai: "Afghanistans Sozialindikatoren sind immer noch besorgniserregend. Wir haben eine der höchsten Kindersterblichkeitsraten und eine der niedrigsten Lebenserwartungen der Welt. Die Analphabetenrate—vor allem bei Frauen—ist viel zu hoch".

Offenbar aber kein Grund für Deutschland, die Praxis gegenüber afghanischen Flüchtlingen zu ändern. Insgesamt sollen fünf Prozent der in Deutschland lebenden afghanischen Asylbewerber das Land wieder verlassen. Das wären insgesamt 12.000 Menschen.

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.