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Mode

„Dancehall ist nicht nur Booty Shake“—Warum ihr bald alle afrikanische Tänze üben werdet

Bella und ihre Girls haben ein Ziel: den afrikanischen Tanz in Deutschland zu etablieren. Und wenn sie dafür Flashmobs im Görlitzer Park veranstalten müssen.

Die Afro Flavour Crew in ihren Kostümen. Von links nach rechts: Saba, Alisha, Bella, Fili und Fatou

Neulich lag ich im Berliner Görlitzer Park eine XXL-Cola schlürfend im Schatten und versuchte, meinen Kater zu vertreiben. In der Luft lag der Geruch von Jerk Chicken, und African-Dancehall-Beats hallten aus einem Soundsystem. Dann bemerkte ich eine Gruppe von Jungs und Mädels, die anfingen zu tanzen. Ein Flashmob. Später fand ich heraus, dass die Aktion von der Tanzgruppe Afro Flavour veranstaltet wurde, unter der Führung einer Tänzerin namens Bella. Weil ich so begeistert von der Aktion und den Tänzerinnen war, habe ich sie sofort angesprochen. Da es auch in Deutschland immer mehr Zouk- und Kizomba-Partys—Tanzstile aus dem karibischen und afrikanischen Raum—gibt, die hier immer beliebter werden, habe ich ein paar Tage später Bella und ihre Gruppe getroffen und mit ihnen über ihre große Leidenschaft gesprochen: das Tanzen, und den Einfluss bestimmter afrikanischer Musikstile.

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Der Flashmob im Görlitzer Park, Berlin-Kreuzberg

VICE: African Dancehall ist eine Mischung aus verschiedenen Musikrichtungen, oder?
Bella: Viele kennen unter dem Afrikanischen das, was im deutschen Fernsehen gezeigt wird: Afrikaner, die halt aus dem Busch kommen und dann so einen Tanz machen. Es gibt noch so viel anderes. Generell gibt es viele Tanzrichtungen im Afrikanischen. Zum Beispiel wird in Angola ganz viel Kuduru oder Coupé-Decalé getanzt.

Wie ist es mit afrikanischer Musik in Deutschland und weltweit generell?
Saba: Afrikanische Musik verbreitet sich hier immer mehr. Es kommen immer mehr diese Afrobeats. Auch in Amerika ist das super groß geworden.

Bella: Ich glaube, in Amerika hat—auch wenn er stimmlich nicht der Sänger ist—Akon sehr viel verändert. Er hat vor allem mit seinem Akzent und seinem Stil sehr viel bewegt. Er war eigentlich einer der Ersten, die das kommerziell auch wirklich verbreitet haben. In Berlin gibt es inzwischen auch einige DJs, die diese Musikrichtung spielen. Zum Beispiel gibt es diese Afro-Heat-Veranstaltungen. Aber generell kommt immer mehr nach Deutschland und Europa. Ich organisiere zum Beispiel den African-Dancehall-Flash-Mob, damit die Leute noch mehr kennenlernen, was Afrika so zu bieten hat, vor allem die verschiedenen afrikanischen Tanzrichtungen.

Ich habe gehört, dass der Gründer des Kuduru den Tanz erfunden hat, als er betrunken an einer Bar stand. Die Bewegungen sind alle die eines Betrunkenen?
Saba: Ja, und das finde ich toll am Afrikanischen und am Dancehall. Da gehen irgendwelche Leute auf eine Party tanzen und dann wird irgendwas, das sie dann öfters am Abend gemacht haben, irgendwie benannt, oder auch nach Liedern. Nalinga ist auch zu einem Move geworden.

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Nalinga? Ist das ein Lied?
Saba: Genau, da hat irgendjemand mal zu getanzt und dann ist das zu einem Tanz geworden. Und es ist im Dancehall wirklich so, dass alle Moves einen Namen haben, der von irgendwelchen Liedern kommt.

Bella: Das entwickelt sich alles aus dem Gefühl heraus. Es ist jetzt nicht so, dass man in den Club geht und eine Choreo tanzt, weil man die gerade in der Tanzschule gelernt hat. Man tanzt aus sich heraus. Du kennst ja das Lied von Sean Paul „Give dem a run, give dem a run" (machen Bewegung vom Tanzschritt) So zum Beispiel.

Afro Flavour bei einer ihrer Trainings

Kommt das nicht von einem Film aus den 1980ern?
Fatou: Nein, es ist wirklich nur, dass die Leute in die Disko gehen, eine gute Zeit haben und dann kommt ein Lied wie zum Beispiel „Give dem a Run" und dann machen alle diesen Move und dann heißt der Move halt „Give dem a Run". Oder Azonto auch, daraus entstehen dann immer wieder irgendwelche Tanzarten. Weil die dann sagen: „Oh, das ist cool, lasst uns das auch machen." Dann macht der ganze Club mit, und so etabliert sich ein Tanzschritt.

Saba

Habt ihr noch irgendetwas, das ihr der Welt da draußen sagen wollt?
Bella: Mein Wunsch ist, dass die Leute einfach offener werden für alle Tanzrichtungen, die es auf dieser Welt gibt, und alles probieren, was möglich ist.

Fatou: Und das sie Tanz auch ernst nehmen und nicht nur denken, dass Dancehall nur Booty Shake ist. Da gehört schon viel mehr dazu.

Alisha

Bella