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Drogen

In Großbritannien wächst Cannabis auf öffentlichen Plätzen

Die Aktionen von "Feed the Birds" verstehen sich als friedlicher Guerilla-Protest gegen die Drogenpolitik im Vereinigten Königreich. Bisher hat die Regierung ihre Meinung über legalen Cannabis-Konsum jedoch nicht geändert—dabei ist das ozeanische Klima...

Diese Cannabis-Pflanzen in der Näher der Tower Bridge erreichten eine beachtliche Größe, bevor sie ausgerupft wurden.

Bisher hatten britische Aktivisten im Kampf für die Legalisierung von Cannabis kein besonderes Glück. Die Politiker scheinen den tausenden Aktivisten, die sich jedes Jahr im Hyde Park versammeln und im Regen high werden, nicht viel Aufmerksamkeit zu schenken. All die anderen Proteste und Petitionen im Land waren meist zu klein, um das Interesse der Medien zu erregen, geschweige denn für einen echten Wandel zu sorgen.

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Angesichts der Ansätze zur Dekriminalisierung und Legalisierung anderer Länder, besonders Uruguays und einer Reihe US-amerikanischer Staaten, haben britische Aktivisten ihre Proteste verstärkt und einzelne Gruppen durch die Organisation UK Cannabis Social Clubs vernetzt, die zuletzt die Initiative Feed the Birds ins Leben rief. Mitglieder der Initiative pflanzen an allen möglichen öffentlichen Plätzen Marihuana an, um die Debatte über Marihuana-Gesetze in Gang zu setzen.

Letzte Woche habe ich mich mit Finn* getroffen, dem Initiator von Feed the Birds. Während wir an der Themse spazieren gingen, pflanzte er Samen und erklärte mir, was man sich bei der Kampagne gedacht hat.

Alle Pflanzen auf dem Weg von der Embankment-Station bis zur London Bridge wurden ausgerissen. Deshalb sät Finn weitere Pflanzen.

VICE: Hey Finn. Was genau ist Feed the Birds?
Finn: Es ist ein Kollektiv von Gleichgesinnten, die denken, dass dies ein guter Weg ist, um die Diskussion und das Bewusstsein rund um die Prohibition und die derzeitigen Gesetze voranzutreiben. Indem wir in der Öffentlichkeit Samen säen, zeigen wir, dass die Gesetzgebung gescheitert ist. Außerdem gestalten wir einen friedlichen Guerilla-Protest, der im ganzen Land rund um die Uhr durchgeführt werden kann. Bislang gab es furchtbar viele Protestgruppen, aber keine einzelne Gruppe, die alle Bereiche [des Cannabis-Konsums] abdeckt. All diesen Gruppen bietet Feed the Birds eine Platform.

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Was für einen Beitrag kann die Kampagne hinsichtlich einer Änderung der Cannabis-Gesetze leisten?
Sie regt eine Diskussion an und zeigt den Leuten, dass in Großbritannien ein öffentlicher Anbau möglich ist. Großbritannien hat beste Klimavoraussetzungen für den Anbau der Pflanzen. Außerdem haben Menschen, die zu diesem Thema viel zu sagen haben, die Möglichkeit, sich körperlich bei den Protesten gegen die Gesetze zu beteiligen, statt hinter einem Computer zu sitzen und auf Seiten wie Facebook Predigen abzuhalten. Darüber hinaus wollen wir eine Anlaufstelle einrichten, bei der Leute faktische und wissenschaftliche Informationen über Hanf und Cannabis erhalten.

Eine weitere Pflanze an der Themse.

Und was hat man von dem Anbau?   
Bisher sind die Konsumenten abhängig vom Schwarzmarkt. Durch unsere Samen sollten sie innerhalb von drei Monaten komplett unabhängig sein und sich nicht mehr an Straßendealer wenden müssen.

Was für Samen verwendet ihr?  
Wir verwenden ausschließlich Cannabis-Samen—unsere Hanf-Lieferung wurde aus „unbekannten“ Gründen verschoben. Wir geben je nach Region bestimmte Sorten aus. In Schottland zum Beispiel eine Sorte, die Kälte und Feuchte standhält und eine kürzere Blütezeit hat.

Wie wird die Organisation finanziert?
Wir brauchen noch mehr finanzielle Mittel—im Moment haben wir gar keine Finanzierung. Die einzigen Gelder, die wir generiert haben, kommen aus dem Verkauf von T-Shirts auf einer Kickstarter-Seite. Wir finanzieren uns also selbst. Die meisten unserer Samen bekommen wir durch Spenden.

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Samen, die von einem Unterstützer von Feed the Birds gespendet wurden. Unter anderem: White Widow, Dutch Passion, Weird Sleeve, Smelly Berry und Black Sugar.

Wie viele Samen habt ihr bisher ungefähr verteilt? 
Millionen? Ich kann dir ehrlich gesagt keine gesicherten Zahlen nennen.

Seid ihr auf starke Widerstände gestoßen? 
Nicht wirklich. Die Polizei hat nicht wirklich etwas gegen uns unternommen. Wahrscheinlich stehen sie unter zu großem Zeitdruck, um sich auf Leute zu konzentrieren, die diese Pflanzen anbauen. Aber es sind viele Pflanzen ausgerissen worden.

Eine Weedpflanze sprießt auf einer belebten Straße in London.

Wie wird es mit Feed the Birds im nächsten Jahr weitergehen?
Im Idealfall sollte es eine gut organisierte Website geben, auf der die Leute durch ein hohes Maß an Information mehr über die positiven Aspekte einer Wiedereinführung von Hanf in der Umwelt erfahren. Ich würde mir wünschen, dass es eine große politische Diskussion gäbe. Ich denke, sobald man die Fantasie der Politiker anregt und ihnen in vor Augen führt, was aus dieser Industrie werden könnte, könnte sich das Ganze in die richtige Richtung bewegen. Auch Wirtschaft, Umwelt, Gemeinschaften und Medizin würden davon profitieren.

Was Feed the Birds angeht, denke ich, dass wir in den Hintergrund treten und mit unseren normalen Leben weiter machen werden, wenn das Verbot aufgehoben werden sollte. Sobald die Konsumenten, die auf der Suche nach einer Alternative zu Alkohol oder pharmazeutischen Drogen sind, nicht mehr bestraft werden, wissen wir, dass wir unseren Job vernünftig gemacht haben—wir haben die Regierung und die Öffentlichkeit über die Vorteile von Hanf und Cannabis aufgeklärt.

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Cannabis mitten in London.

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Seit der Legalisierung in Colorado und Washington wurden die heilenden und lindernden Effekte von Weed von vielen gefeiert. Wie eine kürzlich von uns durchgeführten Studie gezeigt hat, könnte ein steuerliche und regulierende Politik im Bezug auf Kannabis, einen netto Gewinn von 8,3 Milliarden Euro pro Jahr einbringen.

Während Feed the Birds vielleicht noch in seinen Kinderschuhen steckt, ist jede Aktion, die zu einer Reform der Gesetzte im Umgang mit Cannabis in Großbritannien führen könnte, und neben den potenziellen Einnahmen für den Staat, auch Erleichterung für Kranke bringen könnte, sicherlich eine gute Sache.

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