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Al Quaidas Magazin ist haram

Wie oft wurde in den letzten Jahren die Welt des Print-Journalismus für tot erklärt? Keine Ahnung, ich selbst habe irgendwann aufgehört Zeitungen zu lesen, aber anscheinend flammt dort am Horizont ein Schimmer der Hoffnung fü...

Wie oft wurde in den letzten Jahren die Welt des Print-Journalismus für tot erklärt? Keine Ahnung, ich selbst habe irgendwann aufgehört Zeitungen zu lesen, aber anscheinend flammt dort am Horizont ein Schimmer der Hoffnung für die lädierte Branche auf, denn wenn Al Quaida ihr eigenes, englischsprachiges Lifestyle-Magazin auf den Markt wirft, kann es gar nicht so schlecht um die Print-Welt stehen.

Die Medienprofis von Al Quaida haben also ihr neustes Produkt "Inspire" im Segment Hass-und-Zorn-auf-Ungläubige auf den Markt geworfen und man muss sagen, dass es ein ambitioniertes Unterfangen ist, dass sich die im Jemen angesiedelte Al Quaida Redaktion auferlegt hat.  Al Quaida wagt sich in ihrer Publikation an Themen, die vom traditionellen Print-Journalismus üblicherweise außer Acht gelassen werden und versucht somit komplett neue Zielgruppen für sich zu erschließen.  In der Erstausgabe finden sich also Artikel, die sich mit "Make a Bomb in the Kitchen of your Mom", "What to Expect in Jihad" und "the Way to Save the Earth" befassen.  Durch die Kochrezepte, Anleitungen und Erfahrungsberichte wird ganz klar deutlich, wie hoch die Blattmacher den Service-Anspruch ihren Lesern gegenüber einschätzen. Aufgelockert wird das Ganze durch Comics und Neuigkeiten aus der Welt der religiösen Intoleranz und des heiligen Krieges.

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Aufgrund des internationalen Anspruchs und der eher diffus aufgefächerten Zusammensetzung ihrer Leserschaft finden sich in der Ausgabe natürlich vorwiegend Übersetzungen, in denen der tief empfundene Hass gegenüber allem "anderen" jedoch nicht wirklich vermittelt wird oder vermittelt werden kann. Neben dem Al Quaida Starkolumnisten Osama bin Laden, finden sich auch weitere hochkarätige—dem westlichen Leser aber vielleicht eher unbekannte—Namen unter den Gastschreibern dieser Ausgabe.  Zwar schaffte es der Artikel des radikalen geistlichen Anwar al-Awlaki "May our Souls be Sacrificed for You" nicht in die Print-Ausgabe, doch der eher müde Abklatsch seiner sonst so polarisiernden, rethorisch geschliffenen Hass-Predigten zirkuliert in den weiten des Internets. Aber auch in den anderen Artikeln leidet das Magazin an seinem überbordenden, prosaischen Stil, der zwar sehr gut in einschlägige Internetforen passt, doch gedruckt seine Kraft verliert und an der Grenze der Lächerlichkeit hin und her mäandert.

Laut der Daily Mail lief die Markteinführung zudem alles andere als glatt. Das gedruckte Magazin umfasst lediglich 67 Seiten und die ersten Seiten davon kranken an groben Patzern im Layout sowie unleserlichen Text-Kodierungsfehlern.  Im großen und Ganzen kann also gesagt werden, dass das Magazin wohl am Markt vorbei konzipiert und überstürzt produziert wurde. Außer einiger Nischen wird es also wohl kaum die große Masse erreichen. Zudem dürften Rechtsstreitigkeiten absehbar sein, da sich "Inspire" den gleichen Namen teilt wie ein christliches Magazin aus dem Vereinigten Königreich. Online findet sich das Magazin noch nicht, da berichtet wird, dass ein Virus die Webseite bis auf weiteres ausgeschaltet hat, es bleibt also nur abzuwarten, ob  und wann eine Ipad-App folgen wird.