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Alle bisher bekannten Details zum Angriff auf die französische Gasfabrik

Heute morgen wurde ein Mann in der Nähe einer Fabrik bei Lyon enthauptet.

Polizeibeamte vor der Fabrik. Screenshot via

Zum dritten Mal dieses Jahr hat ein islamistischer Terrorangriff Frankreich erschüttert.

Nur fünf Monate nach dem Massaker bei Charlie Hebdo in Paris, bei dem elf Menschen getötet wurden, und zwei Monate nachdem ein algerischer Dschihadist mutmaßlich eine Frau in der Pariser Vorstadt erschoss, kam heute morgen in Saint-Quentin-Fallavier nahe Grenoble bei einem Angriff auf eine Gasfabrik ein Mensch ums Leben.

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Die BBC berichtet, dass ein Mann enthauptet wurde. Sein Kopf wurde auf einen Drahtzaun neben seiner Leiche gesetzt, das Gesicht mit arabischer Schrift vollgeschrieben. Berichten von Lokalmedien zufolge wurde eine schwarze islamistische Flagge vor Ort gefunden.

Die französische Zeitung Dauphiné Libéré hat das Opfer als den Leiter einer Transportfirma identifiziert, der sich wegen einer Lieferung bei der Fabrik aufhielt, doch sein Name ist bisher nicht veröffentlicht worden. Von behördlicher Seite gibt es hierzu so weit keine Bestätigung.

Die Fabrik gehört einer US-amerikanischen Firma namens Air Products und produziert Industriegase und Chemikalien für diverse Anwendungen, darunter Landwirtschaft und Medizin. Laut Polizei fuhren zwei Männer gegen 9:50 Uhr einen Pickup-Truck in eine Gruppe Gaszylinder und verursachten so eine Explosion, bei der zwei Menschen verletzt wurden.

Der erste Verdächtige, vom französischen Innenminister Bernard Cauzeneuve als Yassine Sali identifiziert, soll in Gewahrsam sein. „Nach der Tat wurde der mutmaßliche Täter von einem sehr mutigen Mitglied der Sicherheitskräfte von L'Isere neutralisiert. Dieser Mann kam am Tatort an, bewahrte die Ruhe und machte das Individuum unschädlich", sagte Cauzeneuve.

Der Innenminister fügte hinzu, Sali sei den französischen Behörden bekannt gewesen. „Er war aufgrund seiner Radikalisierung aufgefallen, doch es waren keine Verbindungen zu terroristischen Persönlichkeiten bekannt", sagte er.

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Laut Dauphiné Libéré wurde ein zweiter Verdächtiger in seinem nahegelegenen Wohnsitz festgenommen. Cauzeneuve hat allerdings mitgeteilt, dass der zweite Tatverdächtige während des Angriffs von einem Mitglied der Feuerwehr getötet wurde.

Air Products hat eine Pressemitteilung veröffentlicht, die andeutet, es habe sich bei dem enthaupteten Mann nicht um einen Mitarbeiter gehandelt, was dahingehende frühere Berichte bestätigt:

„Wir können bestätigen, dass sich diesen Morgen an unserem Werk in L'Isle-d'Abeau in Frankreich ein Zwischenfall ereignet hat.

Das Wohlergehen unserer Mitarbeiter zu sichern ist uns nun die höchste Priorität. Alle Mitarbeiter wurden evakuiert und sind vollzählig.

Notdienste sind vor Ort und haben die Situation unter Kontrolle. Das Gelände ist sicher. Unsere Krisen- und Notfallteams wurden auf den Plan gerufen und arbeiten eng mit allen relevanten Behörden zusammen.

Weitere Informationen werden veröffentlicht, sobald sie uns erreichen."

Die französische Zeitung Le Monde berichtet, dass man mutmaßt, die Fabrik sei aufgrund der großen Mengen schädlicher Gase und potentiell explosiver Materialien als Ziel ausgewählt worden.

Der Augenzeuge Thierry Gricourt, der in der Nähe der Fabrik arbeitet, beschrieb den Vorfall dem französischen Fernsehen:

„Kurz vor 10 Uhr hörten wir ein ziemlich lautes Geräusch. Wir haben uns nicht allzu viele Sorgen gemacht, denn wir sind in der Nähe des Flughafens Saint Exupery, also hielten wir es einfach für ein besonders tieffliegendes Flugzeug.

Dann, mehrere Minuten später, sahen wir ein sehr großes Aufgebot an Sicherheitkräften—die Polizei und die Feuerwehr, mit vielen Lastern in unserer Straße. Wir konnten sehen, dass mehrere Straßen von der Polizei abgesperrt waren, mit mehreren Beamten an jeder Ecke."

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Der französische Präsident François Hollande, der auf einem Gipfel in Brüssel war, war bei einer Pressekonferenz zugegen und teilte mit, was ihm über den Angriff bekannt war. Er verurteilte ihn als einen „rein terroristischen Angriff" und sagte außerdem: „Zweifellos war es ihre Absicht, einen Angriff, eine Explosion, herbeizuführen."

AFP berichtet, der französische Premierminister Manuel Valls habe den Angriff als „islamistischen Terrorismus" bezeichnet, der zeige, „dass Dschihadisten nach wie vor eine sehr große Bedrohung darstellen."

In Tunesien wurden mindestens 27 Menschen von bewaffneten Männern an einem Strand erschossen. Details über die Nationalitäten der Opfer sind noch nicht bekannt, doch während dem Monat Ramadan sind die Strandbesucher zumeist Touristen und Touristinnen. Hierbei handelt es sich um den zweiten großen Angriff auf Touristen in Tunesien dieses Jahr: Vor drei Monaten wurden im Bardo Museum in Tunis 21 Menschen getötet, wobei es sich ebenfalls größtenteils um Touristen und Touristinnen handelte. Mehr dazu auf VICE NEWS.

Der britische Premierminister David Cameron hat auf die zwei Angriffe reagiert, indem er den französischen und tunesischen Regierungen seine Solidarität ausgesprochen hat. Er sagte: "Wir müssen nicht nur den Terrorismus bekämpfen, sondern auch mit den Ländern zusammenarbeiten, die unter diesem giftigen Gedankengut leiden, diesem Todeskult, der junge Gemüter vergiftet und sie auf diesen Pfad der sinnlosen Gewalt führt." Außerdem ist eine dritte Gräueltat geschehen: Eine Gruppe mit Verbindungen zum Islamischen Staat hat sich zu einer tödlichen Bombenexplosion in einer schiitischen Moschee in Kuwait-Stadt bekannt. Mindestens 25 Menschen verloren dabei ihr Leben, mindestens 202 sind verletzt. In den vergangenen Wochen wurden bereits zwei Terrorangriffe auf schiitische Moscheen in Saudi-Arabien verübt, zu denen sich dieselbe Gruppe bekannt hat. Mehr dazu auf VICE NEWS.

Dieser Artikel wird aktualisiert, sowie uns weitere Informationen erreichen.