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Popkultur

Amateure vor und hinter der Kamera

Das Witzige an Amateuren, die Modefotos machen, ist, dass anscheinend niemand von denen jemals auch nur in die Nähe eines echten Modeshootings gekommen ist.
Jamie Clifton
London, GB

Das Witzige an Amateuren, die Modefotos machen, ist, dass anscheinend niemand von denen jemals auch nur in die Nähe eines echten Modeshootings gekommen ist. Es ist, als ob alle ihre Augen schließen, durchdrehen und schreien: „Es ist mir egal, ob die das in Magazinen anders machen, das ist trotzdem richtig!" Und vielleicht haben sie sogar Recht. Vielleicht wäre es den multinationalen Modehäusern lieber, wenn ihre Klamotten an plumpen Models vor Supermärkten in irgendeiner Vorstadt fotografiert werden, aber das bezweifle ich irgendwie. Wenn man die Internetseiten wie Flickr oder Lookbook, wo jeder seine Fotos hochladen kann, durchgeht, wird einem schnell klar, dass dort keiner mitbekommen hat, dass Fotoshoots vorausdenkend und inspirierend sein sollen und nicht klischeebeladen und langweilig. Denn, seien wir ehrlich, wer will schon Kleidung tragen, die von Leuten präsentiert wird, die aussehen, als würden sie gleich wieder in ihr altes Kinderzimmer zurück, dort wie in den letzten vier Jahren alleine essen und sich danach in einem Bett voller eitriger Körperflüssigkeiten in den Schlaf weinen? Genau, niemand. Hier ist eine umfangreiche Liste mit Sachen, die du unbedingt vermeiden solltest, wenn du Modefotos für ein Magazin machen willst.

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Graffiti

Weil Graffiti 2011 immer noch relevant ist, richtig? Klar, wenn du ein aufgeblasener, gelangweilter Teenager mit einem verblendeten Verständnis von Kunst bist. Als Faustregel gilt, dass man Graffiti unbedingt vermeiden sollte, wenn man eine düstere, urbane Optik möchte. Der Ausdruck „Street Art" bedeutet so ziemlich dasselbe wie „Angst vor dem Erwachsenwerden" und das war noch nie inspirierend und wird es auch nie sein.

Im Wald

Wenn du immer noch glaubst, dass einer Gruppe von Bäumen etwas Magisches und Mystisches anhaftet, dann hast du offensichtlich zu viel Alice im Wunderland gesehen und damit hättest du wirklich aufhören sollen, als du zehn Jahre alt warst. Wenn du die Version von Tim Burton Version kuckst, ist das sogar noch schlimmer und ist auf keinen Fall eine Entschuldigung dafür, dass du deine Models mit Mascara und schwarzen Umhängen verzierst und das ganze dann Gothic-Chic-Shoot nennst. Nichts könnte das entschuldigen.

Im Kornfeld

Es gab eine Zeit, da waren diese Bilder cool, aber diese Zeit ist seit 20 Jahren vorbei. Damals haben Amateurfotografen noch analoge Filme benutzt, es sich in den Kornfeldern gemütlich gemacht und Gras geraucht, anstatt die ganze Zeit zu posieren und Sekunden später ihre Hipstamatic-Fotos durch die Welt zu bloggen.

Wasserzeichen

Wasserzeichen gehen immer Hand in Hand mit übersättigten und/oder zu kontrastreichen Nahaufnahmen von hässlichen Menschen, die dich wohl leider nie auch nur ansatzweise in die Modewelt bringen werden. Ich bin mir bewusst, dass ich hier wahrscheinlich Insiderinformationen weitergebe, aber: Die Modewelt bucht keine hässlichen Models. Nur weil du glaubst, dass deine Freundin das hübscheste Mädchen der Welt ist und eine Modelkarriere verdient hätte, heißt das nicht automatisch, dass andere das genauso sehen. Sie ist immerhin mit dir zusammen, einem richtig miesen Fotografen. Und außerdem hat fast jedes Foto, das ich für diesen Artikel gefunden habe, rein zufällig ein Wasserzeichen. Da sollte dir eigentlich ein Licht aufgehen.

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In verlassenen Gebäuden

Damit das klar ist: Heruntergekommene Gebäude sind keine metaphorische Kulisse für den Niedergang der Gesellschaft—es sind einfach nur heruntergekommene Gebäude. Und warum trägt eigentlich jeder, der in so einer Ruine abgelichtet wird, ein langes, wallendes Outfit? Soll das auch irgendeine tiefgreifende Bedeutung haben? Oder sind all die amateurhaften Modefotografen auch noch schlechte, uninspirierte Stylisten? Darauf werden wir wohl nie ein Antwort erfahren.

Im Schnee

Beim ersten Schnee, in jedem beliebigen Landstrich fünf Kilometer außerhalb der Stadt, solltet ihr die Ohren spitzen—neben dem wunderbaren Geräusch fallender Schneeflocken auf ein weiches Bett aus Schnee, hört ihr Tausende Teenie-Mädchen schreien: „Hey Leute, es SCHNEIT! Oh! Mein! Gott! Wir sollten sofort rausgehen und ein paar Modefotos im Schnee machen. Wer hat einen Pelz und Diamantketten??? Lasst uns Eisprinzessinnen sein!!!" Jedes Jahr das Gleiche, ohne Ausnahme.

Sanfte Nacktheit

Halbnackte Körper sind total sexy, wenn das Model darunter tatsächlich nackt ist. Die Tatsache, dass sie sich gefühlvoll in einem Kleidungsstück räkelt, das DU tragen könntest, ist aufregend. Wenn du eine Freundin dazu bringst, ihr Oberteil auszuziehen, ihre Hose aber anzulassen, einen Schal über sie drapierst und so ein Foto von ihr zu machst, törnt das ganz schön ab.

HDR

Wenn du wirklich die Absicht hast, irgendwann mal Fotograf zu werden, ganz zu schweigen von einem Modefotografen, dann tue das nie. Nie. Niemals.