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Popkultur

„Analsex“ ist nicht der meistgesuchte Begriff in Niedersachsen, liebes Internet

Wir wollen da mal was klarstellen.

Illustration: Vom Weltenschummler liebevoll kommentierte Version unserer Originalgrafik

Mittlerweile ist es vier Tage her, dass wir unser großes Deutschland-Psychogramm unter dem Titel „Was man aus den Google-Suchen über Deutschland lernen kann“ veröffentlicht haben, und das Ding hat immer noch nicht aufgehört, für Wirbel zu sorgen. Zuerst haben wir uns natürlich ziemlich gefreut, dass so viele Menschen unsere „Tiefenanalyse“ gelesen und an ihre Freunde verschickt haben, und als die ersten Blogs den Artikel ihren Lesern vorsetzten, waren wir auch noch sehr geschmeichelt.

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Mit jedem Tag verbreiteten aber immer mehr Blogs und Webseiten (von Reddit bis zu focus.de) die Geschichte; wir bekamen Anfragen von Münchner Sachbuchverlagen, und gestern Abend konnten wir sogar Aiman Abdallah von Galileo bewundern, wie er mit breitem Lächeln von unserer Analyse berichtete, während hinter ihm in großen Buchstaben das Wort „Analsex“ von unserer Karte prangte. Und so langsam wurde uns etwas mulmig, weil ein Teil der Leser und Blogger die Karte und den Artikel anscheinend gründlich missverstanden hatte. Also müssen wir jetzt mal klarstellen: Das Ganze war nicht zu hundert Prozent ernstgemeint.

Einige (wenige) haben es natürlich schon verstanden: Die Begriffe, die wir den einzelnen Bundesländern zugeordnet haben, stellen nicht die in dem Bundesland meistgesuchten Begriffe dar (die meistgesuchten Begriffe sind in allen Bundesländern sowas wie „facebook“, „yotube“ und „amazon“—ziemlich langweiliges Zeug). Nein, das sind einfach Begriffe, die wir relevant fanden, und von denen wir dann nachgeschaut haben, in welchem Bundesland sie am meisten gesucht werden.

Also: „Analsex“ ist nicht die Nummer 1 unter den Suchbegriffen der Niedersachsen. Aber die Niedersachsen sind in Deutschland Nummer 1, wenn es darum geht, nach „Analsex“ zu suchen. Trendsettter, sozusagen.

In der Einleitung des Artikels hatte ich auch (mehr oder weniger) ausdrücklich darauf hingewiesen:

Inspiriert von einem amerikanischen Forschungsprojekt haben wir uns daran gemacht, Hunderte von Suchbegriffen einer Tiefenanalyse mit Google Trends zu unterziehen, um herauszufinden, welche Begriffe in welchem Bundesland öfter als in allen anderen gesucht werden.

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Das „Forschungsprojekt“, das sich hinter dem Link verbirgt, ist ein Spaßartikel, den die PR-Abteilung einer amerikanischen Immobilien-Webseite nach genau dieser Methode zusammengeschustert hat (was aber eine ganze Reihe von deutschen Webseiten nicht davon abgehalten hat, unsere Inspiration als seriöses Forschungsprojekt zu zitieren. Die Zeit hat für den einen Klick offensichtlich nicht gereicht).

Wie gesagt, so ernst gemeint war das nicht. An alle, die jetzt enttäuscht sind, weil sie wirklich geglaubt hatten, dass die Bayern wirklich den ganzen Tag und ausschließlich nach „Schnabeltassen“ und „Zellulitis“ googeln—tut uns leid. Ist nicht so, sie tun es eben nur öfter als alle anderen Deutschen. Dasselbe gilt für alle Begriffe: Sie sagen vielleicht ein bisschen was über das Bundesland aus, weil sie diesem Bundesland offensichtlich mehr bedeuten als den anderen. Und je kleiner das Bundesland, desto aussagekräftiger ist ein Trend (was hat es mit dem Atomkrieg auf sich, Rheinland-Pfalz?).

Was ist da los, Sachsen? Screenshot von Google Trends.

Um ein echtes Psychogramm der Bundesländer zu erstellen, müsste man nicht nur jedes Wort in der deutschen Sprache durch Google Trends jagen, sondern auch noch die Unterschiede in den Bevölkerungszahlen rausrechnen. Also, falls irgendwo ein verzweifelter Sozialwissenschaftler noch ein Thema für seine Doktorarbeit sucht: bitte sehr. Nur unser Artikel war nicht als Doktorarbeit gemeint.

Das wollten wir jetzt schnell mal klarstellen, bevor es weiter falsch herumerzählt wird und am Ende wirklich jemand versucht, daraus ein Sachbuch zu machen—weil das Thema im „Streiflicht“ der Süddeutschen eigentlich ziemlich gut aufgehoben ist.

Nur eines sollte trotzdem klar sein: Hessen ist und bleibt das härteste Land. Suck it, Thüringen.