In der Berliner Provinz hat die Fashion Week begonnen!

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Popkultur

In der Berliner Provinz hat die Fashion Week begonnen!

„Berlin, the place to be for fashion", sagt der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit in seinem Grußwort zur Eröffnung der Fashion Week 2014. Ein Jahr zuvor vermeldete der Bürgermeister Berlins zum gleichen Anlass: „Berlin—das ist ,the place to be...

Die Tore der Modehölle haben sich wieder geöffnet und ganz Berlin sowie unzählige mit Easyjet zu diesem Event eingeflogene Blogger taumeln ekstatisch durch die Fashion Week 2014 und machen Selfies von sich in der First Row. Die Shows, bei denen dies passiert, sind dabei eigentlich recht egal, denn sind wir ehrlich: Die Fashion Week Berlin ist und war noch nie auf Augenhöhe mit denen der Metropolen Paris, London oder New York.

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„Berlin, the place to be for fashion", sagt der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit in seinem Grußwort zur Eröffnung der Fashion Week 2014. Ein Jahr zuvor vermeldete der Bürgermeister Berlins zum gleichen Anlass: „Berlin—das ist ,the place to be for fashion'." Leider war das weder damals noch heute wahr.

Selbst Fashion Weeks in Islamabad, Rio etc. verstrahlen mehr Flair, oder zumindest augenzwinkernde Ironie, als das Spektakel, mit dem sich Berlin zweimal im Jahr feiert und all die andere Scheiße, die in dieser Stadt passiert (Flughafendebakel, Flüchtlingsproblematik) versucht zu übertünchen. Aber nun hat sie begonnen, die Woche des Gratis-Schampus, in der nichts so wichtig ist, wie durch irgendeine Bussi-Bussi-Einladung einen Platz auf der richtigen Gästeliste ergattern zu können und ein Selfie zu posten. Wie jedes Jahr beginnt die Fashion Week mit der Erkenntnis, dass zwar 50 Designer angetreten sind, um ihre Kollektionen der Öffentlichkeit zu präsentieren, jedoch große Namen wie schon seit vergangenem Sommer schlicht fehlen. Boss, Rena Lange oder Escada glänzen mal wieder mit Abwesenheit, während die vermeintlich „Großen" wie Kaviar Gauche, Kilian Kerner und Lala Berlin eh bereits zum Inventar der Berliner Fashion Week zählen. Die Farben der Saison lauten Türkis, Rost und „Hautfarben" (unter Kennern „Nude" genannt). Die Schnitte sind vorwiegend puristisch mit klaren Linien, ohne Knöpfe oder ähnlichem Firlefanz. Orange soll das neue Schwarz sein, aber das halte ich für ein Gerücht, das sich verselbstständigt hat. Nach dem ersten Tag haben sich aber dennoch drei Hypes herauskristallisiert: Gespannt wartet man auf das Label Umasan, das mit seiner veganen Mode (Obacht: Trend!) einen Wettbewerb des Berliner Senats gewonnen hat und nun einen der begehrten Runway-Auftritte hat. Ein Auge sollte man auch auf die Newcomer-Designerin Alena Akhmadullina werfen und zu guter Letzt will sich jeder in der Strahlkraft von Georgia May Jagger sonnen, der Tochter von Jerry Hall und Mick Jagger. Ansonsten werden wohl nur die üblichen Prominenten, die es dieses Jahr nicht ins Dschungelcamp geschafft haben oder schon da waren, auftauchen: Micaela hat sich bereits nackig gemacht und Sarah Knappik wurde unter Zetern von der Gästeliste verbannt. Außer der Show von Julian Zigerli, die keine Show im klassischen Sinne war, sondern eine Theateraufführung im ehemaligen Stummfilmkino Delphi, gab es bislang wenig Spannendes zu erleben. Seine Kollektion heißt One and Only, und das Stück war ein von einer Frau gehaltener Monolog über Liebe. Die Models waren neben der Frau arrangiert und zogen sich in Zeitlupe an und aus. Kann man ja mal machen. Ein paar Impressionen der heißen Luft auf der Berliner Fashion Week 2014 findet ihr hier:

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Fotos: Claudia Rech

Hien Le hat die Fashion Week mit seinen tollen schlichten Kleidern eröffnet. Seine Kollektion ist zeitlos und edel. Aber leider konnte das Model in ihren Heels kaum laufen.

Die gesamte Kollektion von Hien Le nochmal.

In der Pause zwischen zwei Shows wird ordentlich geputzt.

2014 trägt man das Dekolleté tief. Und am Arsch.

Fashion is Murder?

Vokuhila ist tot. Lang lebe WTF.

Berlin ist und bleibt eine dreckige Stadt. Da ist das ständige Saugen auf der FW nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Immer wieder wird gestaubsaugt.

Ein Cowboy in Berlin.

Ein Fotograf rennt Georgia May Jagger hinterher und fällt dabei beinahe auf die Fresse.

Schnell in der Pause die Blogs updaten, bevor jemand anderes mit dem Scoop online geht.

Orange Is the New Black. Staffel 2 kommt bald.

Ich habe es geschafft und Georgia May Jagger fotografiert—leider nur ihren Hintern, aber immerhin habe ich den einzigen A-Lister hier vor der Linse.

Hier zwei selbsternannte Fashionistas.

Posen gehört hier zum guten Ton.

Ein Promi mit einem anderen Promi. Und der Frau eines anderen Promis. (Anm. d. Red: Rolf Scheider, Jan-Henrik Scheper-Stuke und Mirja du Mont)

Seit den 80ern das Ambrosia der dünnsten aller dünnen Models.

Enie van de Meiklokjes ist und war immer sympathisch. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Kitschige Rauchszene—New York Style, aber musste wohl sein.

Fotografen haben einen der härtesten Jobs auf der FW. Sie stehen im Rudel in der Kälte herum, um dann alle die gleichen hunderttausend Fotos von den selben Leuten zu machen.

Für diesen Hut mussten zwar keine Singvögel sterben, doch für die Tasche und den Leo-Mantel wurde ein ganzer Safari-Park ausgeräuchert.

Ich öffne gerade mein Goodiebag—eine Tamaris-Fußkette!

Am Ende des Tages schält sich jeder aus dem Designer-Fummel und muss ganz menschlichen Bedürfnissen Tribut zollen.