FYI.

This story is over 5 years old.

Stuff

Auf LSD 30 werden und öffentliche Reden halten

Herzlichen Glückwunsch Gavin, aus Mitleid bekommst du einen schönen LSD-Trip von uns.

Auf LSD ist alles unglaublich, oder? Das Internet ist wie Teletext … auf LSD. Ein Himbeerdaiquiri ist wie Caprisonne … auf LSD. General Butt Naked ist wie Dieter Bohlen … auf viel LSD. Und so weiter. Also dachten wir uns, wir machen ein paar wirklich gruselige Dinge auf LSD, um zu sehen ob an diesen Klischees wirklich etwas dran ist. Dieses Mal: der 30. Geburtstag und eine öffentliche Rede.

Vor der Zahl 30 haben manche Leute Angst. Zu diesem Zeitpunkt musst du deine Träume noch einmal überdenken und sie in die Realität übertragen. Eine Realität, die nun von jüngeren Leuten bevölkert ist, die auch noch cooler und hübscher sind als du.

Anzeige

Gavin Haynes hat seine Jugend in einem südafrikanischen Dorf verbracht. Dort gab es viele Schafe und Rassisten, dort träumte er davon, eines Tages als Rockjournalist durch die Welt zu reisen—was er, schätze ich, geschafft hat, als der damals mit The Twang in Blackpool rumhing. Aber es ist wunderbar, wie die Jahre vorbeifliegen, oder Gavin? Jetzt bist du gleich alte 30 und bemerkst, dass du deine Zwanziger nicht so verbracht hast, wie du es dir vorgestellt hast: in Julian Casablancas Privatjet, wo Groupies dir die Eier lecken. Fakt ist, dass dich deine Karriere zu einer öden Konferenz der Musikindustrie in ein düsteres Hotel in Montreal gebracht hat. Wie deprimierend. Vielleicht beruhigt LSD deine Seele?

Das ist Gavin, er wird heute 30. Alles Gute, Gavin. Aus Mitleid bekommst du ein wenig LSD aus San Francisco.

Das ist Gavin 20 Minuten später an diesem eiskalten Morgen in Montreal, auf die Begegnung mit der Musikindustrie an diesem Tag bestens vorbereitet. Momentan sieht er noch ziemlich gelassen aus.

Als Vertreter Großbritanniens beim M for Montreal Festival geriet Gavin zuerst in eine „Speed-Plauder“-Session. Das ist genau genommen wie Speed-Dating, außer dass du nicht eine Reihe von Drei-Minuten-Gesprächen mit Leuten führst, die verzweifelt auf der Suche nach Sex sind, sondern dass du eine Reihe von Drei-Minuten-Gesprächen mit Leuten führst, die dich verzweifelt davon überzeugen wollen, dass sie Bekannte von Lana Del Rey sind.

Anzeige

Der eigentliche Grund für das Speed-Plaudern ist, dass die kanadischen Bandmanager und Labelleute Gavin überzeugen wollen, sie mit irgendwas Gehaltvollem in die britische Presse zu bringen.

Als Gavin seinen Namen auf die Karte geschrieben und Platz genommen hatte, begannen die Drogen zu wirken.

Abgesehen von Gavins Kommentar, der Handschlag dieses Typen sei „sehr fühlbar“ gewesen, redetet er zu diesem Zeitpunkt noch immer dämlichen, klischeehaften Schwachsinn—ich denke, aus Pflichtgefühl. Nach den ersten, lahmen Gesprächen mit den Speed-Plauderern über den ersten Aufenthalt in Montreal und wie kalt es hier war und so weiter bekam ich Angst, dass der ganze Tag so langweilig bleiben würde. Dann drehte Gavin sich zu mir und murmelte: „Wie schlag ich mich? Ich habe Probleme, den Leuten beim Gespräch zu folgen—ich grinse einfach nur ganz viel.“

Echt jetzt? Sogar als dir der Typ von diesem verstorbenen Bandmitglied erzählte und deswegen ziemlich traurig aussah?

„Oh nein, jemand ist gestorben?“

Dann kam dieser Typ und entmutigte alle mit seiner schrecklichen Aura. Gavin erwähnte, dass der Name der Band, die er managt, wie Adam And The Ants klingt und der Typ blaffte aggressiv: „Ja, die Leute regen sich die die ganze, verdammte Zeit über den Namen auf!“ Ehrlich, es war total komisch.

„Ich mochte diesen Typ überhaupt nicht, er war so verschlossen. Er ist definitiv drauf, das konnte ich fühlen. Alle hier sind so offen und es herrscht eine sehr gute Stimmung, aber er war so, so verschlossen.“

Anzeige

Zum Glück kam bald Leben in die Sache. Für dich und mich sieht es so aus, als würde Gavin nur ein kleines, quadratisches Papier in der Hand halten, aber für Gavin war diese klitzekleine Visitenkarte der Weg zur Erleuchtung. „Yeah, alles wird jetzt 3D. Und diese Karte … schau sie dir an … es ist wie damals, als ich im Tate Modern Martin Creeds „Lights Going On and Off“ gesehen habe … Ich liebe es!“

Als dieser Gentleman sich als Manager eines Künstlers vorstellte, der „ein Mix aus Supertramp und Queen, der in China wirklich eine große Nummer ist“, brach Gavin in schallendes Gelächter aus. Aber als er Kopfhörer angeboten bekam und sich die Musik kurz anhören konnte, war er entzückt.

„Wir müssen den Chinesen eine helfende Hand reichen. Alle reden dauernd nur über die Menschenrechte, wie wäre es mit einer watteweichen Vorgehensweise? Ich bin bereit für die Gemeinschaft aller Nationen.“

Ich bin mir nicht sicher, warum Gavin hier so austickt, aber ganz ehrlich: Es könnte alles in diesem Raum sein. Es war kein guter Raum.

Gavin verfiel bei diesem Mädchen definitiv in Schwärmerei. Aus diesem Grund entschied er in seinem kaleidoskopischen, geistigen Zustand, es ihr schwer zu machen. Bevor sie überhaupt eine Chance hatte, ihn anzusprechen, sagte er: „Richtig, ich bin hier, um deine Band bekannt oder nieder zu machen—also, was hast du für mich?“ „Nun ja, ich manage eine Band namens Plaster, sie sind … “ „Ich muss dich gleich hier unterbrechen, denn ich interessiere mich nur für Bands mit dem Anfangsbuchstaben T. Hast du irgendwas mit T? Oder was, das auf Y endet? Oder muss ich dich nun bitten, zu gehen?“ Er lachte, sie nicht. Als ich sie später zufällig noch einmal traf, gab sie zu, dass sie sich beim Veranstalter über uns beschwert hatte.

Anzeige

Nachdem wir das Speed-Plaudern schnellstmöglich verlassen hatten, steuerten wir schnurstracks zu Gavins nächstem Termin. Auf dem Weg dorthin tippte er mir auf die Schulter und lachte ohne Erklärung. Schließlich entdeckte ich den Grund für unsere Verzögerung.

Super, Gavin.

Dieses Foto zeigt noch einmal ganz deutlich den Sinn dieser ganzen Aufgabe.

Als ich Gavin fragte, ob er sich beim Anblick dieser Kinder alt fühle, wirkte er sehr ruhig. „Ja, aber im Moment würde ich mich einfach gerne mit einen Haufen Bücher hinsetzen und wirklich etwas lernen.“

Als nächstes gingen wir zur diesem Medien-Netzwerk-Ding, bei dem wir mit Leuten strategische Verbindungen eingehen sollten, um uns selbst zu helfen und die Musikindustrie am Leben zu halten. Aber die Stimmung war am Tiefpunkt und Gavin sah besorgt aus: „Das ist ein schrecklicher, kleiner Kerker. Ich fühle eine Menge Paranoia hier drin, fühlst du sie auch?“

Um dem emotionalen Zwiespalt seiner Seele Ausdruck zu verleihen, schlug ich Gavin vor, auf die Bühne zu gehen und vielleicht ein paar Worte darüber zu verlieren, wie es ist, 30 zu werden und festzustellen, dass das Spiel aus ist.

Fürs Protokoll: Hier ist Gavins etwas ausschweifende Rede. „Freunde, die ihr alle hier versammelt seid! Es gibt schlimmere Wege, 30 zu werden. Ich habe mich gefragt, ob mir mein Leben davon läuft. Habe ich genug Spaß? Man muss über den Bereich des Möglichen und den Bereich des Wahrscheinlichen philosophieren. Ich denke, ich bin glücklich. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich in meinen Zwanzigern genug Spaß hatte. Ich meine, nach allgemeinen Kriterien betrachtet hatte ich ein ganz gutes Leben.“ Von diesem Moment an wirkte Gavin sehr zittrig und wollte sich hinsetzen. Es ging schief.

Anzeige

Er machte unglücklicherweise den Fehler, sich auf dem Stuhl des grausamen Starbloggers Arjan Writes ausruhen zu wollen. Der sah Gavin verloren umherschweifen und befahl ihm eindringlich: „SUCH DIR DEINEN EIGENEN TISCH!“

Ich habe Gavin über den Tag hinweg begleitet und beschlossen, ihm eine kleine Überraschung vorzubereiten, um den Tag abzurunden. Wie auch immer, sobald er merkte, dass etwas hinter der gelben Tür auf ihn wartete, tippte er mich wieder und wieder an. „Was hast du getan?! Was hast du getan, du Arschloch?!“ Das zeigte, dass die Paranoia dieses undankbaren Bastards auf seinem Gipfel war. Ach, Gavin …

ÜBERRAAASCHUNG!!!

Der Mann, der Gavin den Kuchen reicht, ist der Bruder des echten Mr. Hudson. Endlich, die letzten Hürde der Jugend war eine Chance für Gavin, mit der Crème de la Crème des Rock`n´Rolls zu feiern.

„Oh wow! Oh wow! Oh wow!" kreischte er, während über den Boden zu seinem Geburtstagskuchen robbte.

Happy Birthday, altes Haus.

Nach zehn Minuten Feiern (die Gäste führen hilflose Unterhaltungen, während Gavin wie gelähmt auf dem Fußboden sitzt) und Tanzen (unter Vermeidung jeglichen Blickkontaktes mit Gavin) zu klassischen Cowboy-Melodien, die aus irgendeinem Telefon strömen, schlägt Mr. Hudsons Bruder vor, die Tür nach nebenan zu öffnen, wo eine weitere Überraschung auf uns wartet.

Mr. Hudsons Bruder, du gemeiner Scheißkerl! Du hast einen sensiblen Mann, vollgepumpt mit LSD, in ein privates Geschäftstreffen voller, nicht besonders begeisterter Kanadier stolpern lassen.

Anzeige

Das war ein wirklich schlimmer Moment für Gavin, der plötzlich anfing, total zu zittern. „Ich will diesen Bericht jetzt zu Ende bringen", murmelte er flüsternd vor sich hin. Keine Angst Gavin, es ist fast vorbei.

Ich brachte Gavin zurück in seinem Raum, um sich abzukühlen. Er war jetzt seit gut sechs Stunden drauf.

Schließlich ließ ich Gavin einfach um sein neues MacBook herumkriechen, dass er sich selbst als Geburtstagsgeschenk gekauft hatte. Als er das Touchpad anpackte, ertappte er sich dabei, wie er alle Arten neuer Befehle entdeckte, die bis zuletzt nicht auf seinem alten PC möglich gewesen waren und es war der Zeitpunkt, an dem ich merkte, dass es das ergonomische Design eines MacBooks … auf LSD war, was für seinen ultimativen Höhepunkt sorgte. „Man muss es ein bisschen wie mit einer Klitoris machen, sehr
,Was passiert, wenn ich das mache?‘-mäßig“ freute er sich. „Oh nein! Ich habe beinah meine Notizzettel in den Papierkorb geworfen!", lachte er.

Ich hätte gedacht, der ganze Industrie-Kongress wäre total langweilig gewesen. Aber als ich Gavin fragte, ob er sich in irgendeinem Moment gelangweilt hätte, erwiderte er: „Warum sollte ich mich gelangweilt haben? Ich bin der Star der Show"

Für weitere Trips mit VICE geh' auf:

Auf LDS bei Occupy Wall Street

Auf LSD in einer verlassenen Militärbasis

Auf LSD im Vergnügungspark

Auf LSD bei den Druiden

Auf LSD bei der London Fashion Week

Auf LSD mit Kevin Smith