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Bäume sind den Reichen Hamburgs wichtiger als Flüchtlinge

Wenn es darum geht, eine Flüchtlingsunterkunft zu verhindern, ist Natur auf einmal ganz wichtig.

Schön unter sich: Blankenese | Foto: Daspunkt | Flickr | CC BY 2.0

Im schicken Blankenese wohnen die Hamburger, die es zu Ruhm oder wenigstens Reichtum gebracht haben. Und die wollen sich das schöne Zuhause nicht verhageln lassen mit dem Elend der Welt. Eigentlich will die Stadt dort ein Flüchtlingsheim für 192 Menschen bauen—aber die Blankeneser wehren sich—mit ziemlich drastischen Methoden. Allerdings passiert das in Hamburg nicht zum ersten Mal: Auch in Harvestehude wehrten sich ausgerechnet die Gutbetuchten.

Gestern parkten in Blankenese 20 Menschen einfach mal ihre Autos quer, um dem Bautrupp den Weg zu versperren, berichteten der NDR und andere Medien. Im beschaulich grünen Björnsonweg sollen 42 Bäume gefällt werden, um einem Pavillondorf für Flüchtlinge Platz zu machen. Das wollen die Anwohner verhindern, zur Not auch mit Gewalt.

Nicht mal diese Brache sollen die Flüchtlinge bekommen | Screenshot: Google Street View

Schon am Tag zuvor pöbelte jemand die Biologin an, die die zu fällenden Bäume markieren wollte, und nahm ihr die Sprühdose weg—um stattdessen selbst etwa 200 Stämme zu besprühen, wohl, um die Holzfäller zu verwirren. Hat nicht geklappt, denn die wussten, welche Bäume die richtigen sind. Allerdings haben sie nur noch bis Freitag Zeit für den Job: Ein weiterer Anwohner hat mit einem Eilantrag einen kurzfristigen Baustopp erzwungen. Jetzt muss das Verwaltungsgericht schnell entscheiden, und zwar bis zum Wochenende. Danach läuft die Sondergenehmigung zum Bäumefällen aus: Der Bau der Unterkunft würde sich bis zum Sommer verschieben.