​Betrunkene Möchtegern-Hooligans haben in Deutschland gegen einen „Salafisten-Grill“ demonstriert
Alle Fotos: Felix Huesmann

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​Betrunkene Möchtegern-Hooligans haben in Deutschland gegen einen „Salafisten-Grill“ demonstriert

„Deine Mutter wurde von einem Esel gefickt!"—In Hagen haben die Hooligans demokratische Debattenkultur gelebt.

Der „Salafisten-Grill" rückte vor einigen Tagen in die Öffentlichkeit, als der deutsche Regionalblog „Ruhrbarone" darüber berichtete, dass dort mehrere Größen der islamistischen Szene Nordrhein-Westfalens verkehren. Auf Facebook-Fotos sieht man den Wuppertaler „Prediger" und YouTube-Star Sven Lau und den Kölner Islamisten Ibrahim Abou-Nagie beim Essen im Magrib Grill. Werbung für den Imbiss „mit extra Raum für Familien und Schwestern" gibt es auch auf dem salafistischen YouTube-Kanal Darul Arqam. Nachdem auch die Bild und rechte Blogs über den Imbiss berichtet hatten, hatte die rechtsextreme Bürgerbewegung pro NRW eine Demonstration in der Stadt Hagen, nahe Dortmund, angemeldet.

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Von den mehr als 200 Menschen, die sich auf Facebook für die Demo angekündigt hatten, sind am Sonntag allerdings nur etwa 70 aufgetaucht. Der Großteil davon: sichtlich betrunkene „Hooligans gegen Salafisten"—nicht zu verwechseln mit „echten", ausgewachsenen Hooligans.

Verwunderlich ist das nicht: Angemeldet wurde die Demonstration von Dominik Roeseler. Der stellvertretende Pro-NRW-Vorsitzende hatte im vergangenen Jahr bereits mehrere HoGeSa-Demos organisiert. Zur Teilnahme aufgerufen hatte außerdem auch der Herner Neonazi und HoGeSa-Organisator Andreas Kraul (der sich in seiner Freizeit gerne über den Holocaust lustig macht).

Ohne Hooligans bekommt die selbsternannte „Bürgerbewegung Pro NRW" außerdem immer weniger Menschen auf die Straße. Intern ist die Partei nach mehreren Skandalen stark zerstritten, in Duisburg ist im März sogar die ganze Stadtratsfraktion von Pro NRW zu den bereits seit Jahren aussterbenden Republikanern übergelaufen. Die leicht zu mobilisierenden Hooligans (und ein ganzer Haufen Leute, die sich für Hooligans halten) scheinen da eine gern gesehene Alternative zu den „besorgten Bürgern" und besser gekleideten Rechtspopulisten zu sein.

Alkohol und Pöbeleien

Vor dem Magrib Grill werden die Teilnehmer von Roeseler erstmal mehrfach auf das Glasflaschenverbot während der Veranstaltung hingewiesen. Manche haben vorgesorgt und ihr Bier in Dosen mitgebracht, andere leeren ihre Bierflaschen am Rande der Kundgebung. Sichtlich betrunken liefern sich einige der Möchtegern-Hools Wortgefechte mit aufgebrachten Unterstützern des Magrib Grill: „Geh zurück in deine Heimat!"—„Das ist meine Heimat, ich hab' den selben Pass wie du, du Hurensohn!"—„Deine Mutter wurde von einem Esel gefickt!"

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Ansonsten beschränkt sich die Außenwirkung der Hooligan-Demo vor allem auf ein immer wieder gegröltes „Ahu" und „Wir wollen keine Salafistenschweine". Auch die antifaschistische Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz wird mit einem lauten „Antifa Hurensöhne" bedacht. Als Dominik Roeseler eine Mohammed-Karikatur in die Luft hält, grölen und klatschen die Hooligans. Von der Seite kommen aufgebrachte Buh-Rufe und wüste Beleidigungen.

Nach einer kleinen Runde durchs Bahnhofsviertel mit ein bisschen Rumgehüpfe und „Humba humba humba tätärrä"-Gebrüll und dem Singen der deutschen Nationalhymne ist die Demonstration dann auch schon vorbei. Wenn das „die Zukunft Deutschlands" ist, die hier marschiert ist, sieht die nicht rosig aus.

Die Zukunft der HoGeSa

Ihren Höhepunkt hatten die „Hooligans gegen Salafisten" bei ihrem aus dem Ruder gelaufenen Großaufmarsch in Köln im vergangenen Jahr. Schon die zweite große Kundgebung der Hools in Hannover bot keinen „Actionfaktor" mehr. Alle HoGeSa-Demonstrationen, die seitdem stattgefunden haben, waren bedeutend kleiner und unattraktiver. Auch als im März mehrere hundert Hooligans bei einer Pegida-Demo gegen Salafisten in Wuppertal waren, wurde die zum Reinfall. Am Ende durfte der Mob nicht einmal laufen.

Nach all den gescheiterten Versuchen, nach den Krawallen in Köln nochmal eine Großdemo mit „Spaßfaktor" auf die Beine zu stellen, setzt die Szene jetzt auf eine als „Tag der deutschen Patrioten" angekündigte Demo in Hamburg. Dort wollen die Hooligans am 12. September vor dem Hauptbahnhof demonstrieren. Es ist bereits abzusehen, dass die Polizei die Demo aus der Innenstadt in irgendeinen Vorort abschieben wird.

Spannend könnte es dort trotzdem werden: Eine rechte Hooligan-Demo in Hamburg bedeutet Action und Krawall. Die traditionell große linke Szene der Stadt mobilisiert bereits dagegen. Bei der letzten großen Neonazi-Demo 2012 in Hamburg waren mehr als 10.000 Gegendemonstranten auf der Straße—darunter laut Polizeiangaben auch über 1000 Autonome, die immer wieder versucht hatten, die Neonazis zu stoppen.