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The Moral Compass Issue

Call Of Duty: Modern Warfare 3

Das ist es nun, das beste Spiel aller Zeiten. Zumindest wenn man nach reinen Absatzzahlen geht. Kein Spiel hat sich jemals in so kurzer Zeit so häufig verkauft wie MW3, und bis MW4 erscheint, wird sich das wohl auch nicht so schnell wiederholen. Ob es...

Plattform: Playstation 3, Xbox 360, PC
Publisher: Activision Das ist es nun, das beste Spiel aller Zeiten. Zumindest wenn man nach reinen Absatzzahlen geht. Kein Spiel hat sich jemals in so kurzer Zeit so häufig verkauft wie MW3, und bis MW4 erscheint, wird sich das wohl auch nicht so schnell wiederholen. Ob es das aber zum besten Spiel aller Zeiten macht? Nun, MW3 ist bestimmt kein Spiel, das viele oder hohe Ansprüche stellt, es gibt keine Metahandlung, Rätsel oder generell irgendetwas anderes abgesehen davon, umherzurennen und Leuten ins Gesicht zu schießen. Aber das spielt erstmal keine Rolle, denn das Spielprinzip ist sich zumindest seit dem ersten Teil treu geblieben und war damals bereits schon so brillant, dass es gar keinen Grund gibt, das zu ändern, außer ein echter Krieg verwüstet unseren Planeten und unterbricht die Serie. MW3 schließt nahtlos daran an, wo uns MW2 verblutend am Boden zurückgelassen hat. Der Krieg, den Oberbösewicht Markarov zwischen Amerika und Russland angezettelt hat, ist noch immer in vollem Gange und ist auf den gesamten Globus übergesprungen. So kämpft man sich gleich zu Beginn durch die Ruinen Manhattans, dann in London entlang der Themse zum House of Parliament, in Hamburg muss man einen Brückenkopf in der Hafencity errichten und in Berlin bekommt man Beklemmungen, denn anstatt einer generischen und gleichgültigen Kulisse kämpft man sich hier durch Trümmer einer Stadt, durch die man eben noch selbst gegangen ist und über deren brennenden Dächern bedrohlich der Fernsehturm thront. Das Ganze wird einem grafisch zwar mit einer nun doch schon etwas betagten Engine präsentiert und es gibt definitiv Spiele da draußen, die besser aussehen, doch MW3 versöhnt einen damit, dass es zu jeder Zeit im Spiel ordentlich kracht und dem Auge gar keine Zeit bleibt, auf dem Bildschirm nach Anzeichen von Schwächen zu suchen. Ständig explodiert etwas, Hochhäuser sacken unter einem weg, Flugzeuge stürzen mit einem an Bord ab, Panzer stürzen durch Parkhäuser und das alles bei anständigen 60 fps. Es gibt nur wenige Spiele, die einen von Level zu Level durch so eine Achterbahn jagen und kaum einen Moment zum Luftholen lassen, bevor einem wieder die Kugeln um die Ohren fliegen. Schusswechsel gehen dabei leicht von der Hand und das Gameplay und Setting verändert sich schnell genug, sodass keine Langeweile aufkommt. Auch die Gegner-KI wurde im Vergleich zum Vorgänger ordentlich aufgebohrt. Zwar gibt es noch immer Momente, in denen euch die Typen direkt in euer Mündungsfeuer rennen, doch im Vergleich zum Vorgänger kommt dies weitaus seltener vor. Doch gerade deshalb ist MW3 noch immer reinster Kriegsporno. Auch wenn einem im späteren Verlauf des Spiels, die mit Leichen überfüllten Straßen für einen Moment einen Kloß im Hals bescheren, sind die Schockeffekte keineswegs so gravierend, dass einem der Spaß an der immerwährenden Zerstörung vergeht. Wer also einen moralischen Anspruch in MW3 sucht, der sucht vergeblich und hätte das auch schon vorher wissen sollen, bevor er sich deshalb beschwert. MW3 ist einfach, was es ist, nämlich ein lauter, gigantomanischer und perfekter Shooter, der noch immer das Genre definiert und dominiert.