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Clowns sterben aus

Die größte Hürde ist wohl, dem eigenen Vater in die Augen zu sehen, nachdem man ihm mitgeteilt hat, dass man eine Karriere als Clown machen will.

Foto via timlewisnm

Weltweit schwindet die Anzahl von Clowns. Ungleich dem ebenfalls vom Aussterben bedrohten europäischen Aal oder dem mexikanischen Wolf sind und waren Clowns schon immer Einzelgänger. Einerseits weil sie mit Absicht Angst und Schrecken verbreiten und zum anderen weil ihr Berufsstand niemals eine akzeptable Karriereentscheidung darstellte.

Die World Clown Association, eine der größten Clown-Gewerkschaften der Welt, hat in den vergangenen zehn Jahren knapp 30 Prozent ihrer Mitglieder verloren. Von vormals 3.500 Mitgliedern ist heute noch ein trauriger Rest von 2.500 übrig. Glen Kohlberg, der Präsident von Clowns of America International, gab kürzlich an, dass Clowns eine sterbende Art sind und es immer weniger Nachwuchs gibt, der die gigantischen, quietschenden Schuhe füllt. „Die älteren Clowns sterben weg. Für die Jugend ist Clownerie nicht mehr cool genug. Clownerie wird für sie erst interessant, wenn sie in ihren späten 40ern oder frühen 50ern sind.“ Oder in anderen Worten ausgedrückt, schlägt niemand den Karrierepfad eines Clowns ein, wenn er zuvor nicht 30 Jahre lang bei allem anderen in seinem Leben gescheitert ist.

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Vielleicht liegt es daran, dass Clowns in jugendlichen Kreisen schlicht eine schlechte Reputation haben. Wer kann schon aus dem Stehgreif drei Clowns aufzählen? Die meisten werden gerade noch Insane Clown Posse nennen können und vielleicht diesen anderen Clown, der in den späten 70ern 33 junge Männer ermordet hat. Clowns haftet deshalb eine Aura des Schreckens an und diese Angst vor Clowns hat sogar einen eigenen Namen: Coulrophobie. Eine Studie der Universität Sheffield, in der 250 Kinder von 4 bis 16 Jahren befragt wurden, fand zudem heraus: „Kinder können Clowns nicht leiden. Einige haben Angst vor ihnen und halten sie für unberechenbar.“ 2006 musste Bestival, ein Festival auf der Isle of Wright, das „Circus“-Thema abschaffen, nachdem Besucher ihr Geld mit der Begründung zurückverlangten, dass sie zu viel Angst vor Clowns hätten.

Neben dem Spaß, sich wie ein Clown zu benehmen, ist es nicht wirklich eine Überraschung, dass Kinder, die an einer wirklichen Karriere interessiert sind, keine Clowns mehr sein wollen. Der durchschnittliche „Event“-Clown verdient ungefähr 100 Euro pro Stunde, während Cirque-du-Soleil-Clowns laut einem früheren Akrobaten zwischen 30.000 und 150.000 Euro im Jahr verdienen. Das natürlich nur nach einer extrem anspruchsvollen Ausbildung in der Clowns-Universität, bei der dem Nachwuchs jedoch nur Wissen vermittelt wird, das sie zu einem Leben im Zirkus verdammt. Obwohl die größte Hürde wohl ist, dem eigenen Vater in die Augen zu sehen, nachdem man ihm mitgeteilt hat, dass man eine Karriere als Clown machen will.

Die Hoffnung stirbt jedoch zuletzt. Nach einem ersten Artikel über die Missstände des Gewerbes in der New York Daily News meldete sich Kohlberg, der Präsident von Clowns of America International, erneut zu Wort und dementierte seine vorherige Aussage. „Wir brauchen keine Angst zu haben, dass es zu wenige Clowns in Amerika geben wird. Jeden Tag gewinnen wir ein neues Mitglied. Die wirtschaftliche Lage hat jeden Industriezweig getroffen und vielleicht haben wir deshalb einige Mitglieder verloren, doch noch immer haben wir Tausende Mitglieder in den Staaten und weltweit.“

Trotz Kohlbergs beruhigendem Statement scheint es nicht so unwahrscheinlich, dass die Clownerie langsam dahinsiechen wird; die Statistiken sprechen für sich selbst. Die größte Frage bleibt jedoch bestehen: Was werden wir in einer Gesellschaft ohne Clowns tun?

Lachen.