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Sex

Danni Daniels und ihr 22-Zentimeter-Penis lassen sich in der Porno-Industrie nichts vorschreiben

Wir haben eine der wohl außergewöhnlichsten Porno-Darstellerinnen der Welt zu ihrer Gender-Identität und zum Stand der Dinge in der Erotikbranche interviewt.

Alle Fotos: bereitgestellt von Dannidaniels.com

Für Danni Daniels hat ihr Dasein als leicht erkennbarer Porno-Star sowohl Vor- als auch Nachteile. „Einmal hat mich ein Fan mit seinen Kindern im Arm in Disney World angesprochen und zu mir gemeint, dass er meine Filme lieben würde", erzählt sie mir. „Es hat schon eine Weile gedauert, bis ich einigen meiner Fans auch mal Kontra geben konnte. Ich meine, am Anfang habe ich noch brav alles unterschrieben und war total nett, aber dann kamen irgendwann Sprüche von wegen ‚Hey, lass uns doch schnell auf die nächste Toilette gehen und dann packst du dort mal dein Ding aus'. Nein, Mann! Es sei denn, du ziehst 5.000 Dollar aus der Tasche. Dann hole ich meinen Schwanz mit Vergnügen hier und jetzt raus und verprügle dich damit."

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Während viele andere Transgender-Pornostars eher dem heteronormativen Spektrum zuzuordnen sind, ist Danni über 1,80 Meter groß, trägt eine androgyne Kurzhaarfrisur und zeigt mit Stolz ihre Tätowierungen. Weil sie sich ein Image aufgebaut hat, das den vorherrschenden Porno-Paradigmen eben nicht entspricht, kann Danni über den Verlauf ihrer inzwischen schon sechs Jahre andauernden Karriere komplett selbst bestimmen. Und dieser Umstand ist in einer Industrie, in der Transgender-Frauen unterbezahlt sind und sich zum Mitmachen bei übertrieben harten Sexszenen gezwungen sehen, schon etwas Besonderes. Danni will sich nicht dem Mainstream anpassen und wurde deshalb auch noch nie vor laufender Kamera penetriert. Dazu betreibt sie zwei erfolgreiche Websites (NSFW!), wo sie ihre Szenen hochlädt und sich ihre Drehpartner selbst aussucht.

Vor Kurzem habe ich mit Danni telefoniert, weil ich herausfinden wollte, wie ihre Tätigkeit in der Porno-Branche ihr dabei geholfen hat, ihre Sexualität und Gender-Identität besser zu verstehen. Ich finde es selbst als Cisgender für die weibliche Welt gut und förderlich, wenn eine Frau mit großen Brüsten und einem 22-Zentimeter-Penis ihr unterwürfige Männer rannimmt. Dannis Szenen ecken an und sie geht damit ein Risiko ein—und das, obwohl sie in einer Industrie tätig ist, in der man meinen könnte, schon alles gesehen zu haben.

VICE: Wie bist du in die Porno-Industrie gerutscht?
Danni Daniels: Mit 16 oder 17 habe ich das Modeln angefangen und war auch in der Vogue sowie in vielen anderen großen Modemagazinen zu sehen. Dann ließ ich mich allerdings tätowieren und begann auch mit meinem Übergang zur Frau und diese beiden Dinge schmeckten meiner Agentur überhaupt nicht. Ich nahm zu und sie meinten, dass ich zu fett und zu alternativ werden würde und sie mich nicht mehr buchen könnten. Die Menge an Umwandlungshormonen, die ich damals genommen habe, war vergleichbar mit der Menge an Hormonen in einer mit Zwillingen schwangeren Frau. Deshalb hatte ich die ganze Zeit Todeshunger und war schlecht drauf—so nach dem Motto „Wer mir mein Essen wegnimmt, wird sterben". Deshalb hörte ich mit dem Modeln auch wieder auf.

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Danach arbeitete ich am Theater. Als die Broadway-Show, bei der ich angestellt war, kurz vor ihrem Ende stand, bekam ich plötzlich Panikattacken. Meine Mentorin hatte das gleiche Problem und half mir dabei, mit meiner Angststörung klarzukommen. Schließlich ist sie dann aber heimlich durch meine Handtasche gegangen und hat eine ganze Packung meiner Xanax-Pillen genommen und sich so umgebracht. Die Person, die mir bei der Selbstfindung geholfen hat, war auf einmal weg.

Zwar hatte ich schon vorher Angebote aus der Porno-Industrie bekommen, aber jetzt war ich an einem Punkt angekommen, an dem ich etwas Befreiendes machen wollte, das mich aus New York wegbringt. Dazu hatte ich damals noch richtig Angst vorm Fliegen und vorm Herumreisen. Ich bin jedoch eine Person, die sich ihren Ängsten stellt. In diesem Fall hat sich das Ganze so zu einem inzwischen sechs Jahre andauernden, rastlosen Abenteuer entwickelt.

„Ich sage immer, dass das, was man in meinen Filmen sieht, geschauspielert ist. Hab Spaß damit, aber glaube bitte nicht, dass das wirklich ich bin."

In deinen aktuelleren Filmen nimmst du dir Cisgender-Männer vor. War das schon immer so? Oder hattest du vor der Kamera auch schon mal Sex mit Cisgender-Frauen oder Transgender-Männern bzw. -Frauen?
Für mich waren Pornos eine Möglichkeit, meine Sexualität zu erforschen und herauszufinden, auf was genau ich stehe. Ich bin schon immer ein sehr sexueller Mensch gewesen, aber die Porno-Industrie hat mir trotzdem ungemein dabei geholfen, meine Vorlieben und Wünsche zu entdecken. Ich habe dabei so viel wie möglich ausprobiert, also im Bezug auf Gender-Identitäten und sexuellen Ausrichtungen. Jede neue Herausforderung war dabei total aufregend. Ich weiß jetzt allerdings, dass ich eine heterosexuelle Transgender-Frau bin, die auf Schwänze steht.

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Meine private Sexualität ist jedoch total anders als die Sexualität, die ich vor der Kamera zeige. Für mich ist das nämlich ein sehr intimes und vertrauliches Thema. Ich sage immer, dass das, was man in meinen Filmen sieht, geschauspielert ist. Hab Spaß damit, aber glaube nicht, dass das wirklich ich bin.

Passt dein Penis zu deiner Gender-Identität oder gibt es da Konfliktpotenzial?
In der Porno-Branche ist mein 22-Zentimeter-Schwanz natürlich pures Gold. Er gab mir damals beim Einstieg richtig viel Selbstvertrauen und machte die ganze Sache für mich viel einfacher. Ich musste einfach nur am Set auftauchen, mich ausziehen und schon wurde ich mit Lob überschüttet. Ich habe Titten, einen Schwanz, Tattoos und einen alternativen Look. Außerdem kann ich vor der Kamera immer und immer wieder kommen. So war es mir von Anfang an möglich, mehr Kreativität an den Tag zu legen sowie selbst über meine Szenen und Sexpartner entscheiden zu können.

„Wenn du dich vor der Kamera unterwürfig präsentierst, dann nimmt dich die Branche auch im echten Leben als unterwürfig wahr."

Werden Cisgender-Frauen und Transgender-Frauen mit Vaginas in der Branche anders behandelt?
Auf jeden Fall. Als unterwürfige Cisgender- oder Transgender-Frau behandelt man dich hier wie ein Stück Scheiße oder ein Objekt. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft mir schon ein Haufen Geld dafür angeboten wurde, mich ficken zu lassen. Für 50.000 Dollar würde ich das aber auch jetzt noch machen. Wenn mich jemand anrufen und mir 50 Riesen bezahlen würde, wenn ich mich vor der Kamera richtig hart durchnehmen lasse, dann hätte ich nur noch eine Frage: „Wo muss ich unterschreiben?"

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Aber wenn du einmal eine unterwürfige Rolle annimmst, würde dann nicht dein „Wert" in der Industrie abnehmen?
Ja, das wäre der Anfang des Endes meiner Karriere, weil man dann ganz anders mit mir umgehen würde. Dann wären Anrufe an der Tagesordnung, in denen mir die Produzenten mitteilen, dass sie mir nur die Hälfte meiner geforderten Gage zahlen können. Wenn du dich vor der Kamera unterwürfig präsentierst, dann nimmt dich die Branche auch im echten Leben als unterwürfig wahr. Dann bist du für die Leute nur noch ein Loch, das nimmt, was auch immer man ihm anbietet.

Was hat sich in der Porno-Branche seit deinen Anfängen verändert?
Irgendwie ist das Ganze inzwischen richtig kompliziert geworden und viele der Freiheiten, die das Ganze damals so angenehm machten, existieren heute nicht mehr. Heutzutage muss man so viele Formulare ausfüllen und alles wird besteuert und festgehalten—also kriegt man seine Gage auch nicht mehr bar auf die Hand.

Außerdem wird einem beim Dreh kein Viagra mehr zur Verfügung gestellt. Früher hat man einfach eine ganze Kiste aus Mexiko bestellt, aber heute ist die blaue Pille verschreibungspflichtig und man kann davon Herzprobleme und so weiter bekommen. Die Porno-Industrie hat einfach Angst vor saftigen Klagen und stellt deshalb nichts mehr bereit.

Mit Viagra verhält es sich bei mir genauso wie damals mit Xanax: Es gibt mir Sicherheit und wenn etwas nicht so läuft, wie es laufen soll, dann kann ich mir damit weiterhelfen.

Bei meiner letzten richtigen Szene hatte ich allerdings keine Potenzmittel dabei und musste dann mit einer Frau drehen, die in letzter Minute eingesprungen ist und die ich überhaupt nicht attraktiv fand. Das war die Hölle und sie hat mir dann sogar in den Mund gefurzt. Diese ganze Erfahrung ließ in mir den Wunsch aufkommen, eine Pause einzulegen und ein wenig Abstand von der Branche zu gewinnen.

Munchies: Sex + Food: Highloves Liebestrank

An welchen Projekten arbeitest du derzeit?
Ich bin immer noch auf meiner eigenen Website aktiv und das macht mir auch noch richtig Spaß. Dabei drehe ich jedoch meistens Solo-Zeug und keine richtigen Sexszenen.

Und das macht dir so viel Spaß, weil du dabei alles selbst bestimmen kannst?
Genau. Das Ganze wirkt total entspannend und macht mich dazu noch „exklusiv"—das heißt, ich streiche auch den gesamten Gewinn ein und muss nichts an drei oder vier andere Unternehmen abgeben. Außerdem drehe ich nur dann Solo-Szenen, wenn ich Lust dazu habe. So produziere ich ausschließlich Material, das ich auch wirklich produzieren will und auf das ich richtig stolz sein kann.