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Kann es etwas Bescheuerteres geben als ein Museum für Kreationismus?

In diesem Museum wird einem erklärt, dass Darwinismus an der Judenvernichtung schuld war und dass Schinken etwas mit der Existenz von Schwarzen zu tun hat.

Neben dem ausgefallenen, millionenschweren Kreationsimusmuseum in Kentucky gibt es in den USA noch weitere kleinere und vor allem richtig schlechte Museen. Ich habe einen Ausflug nach San Diego gemacht, um mir das Creation and Earth History Museum anzusehen. Ich habe für euch Fotos gemacht, damit ihr auch etwas zu lachen habt.

Bei meiner Ankunft dachte ich sogar für einen kurzen Augenblick, dass dieser Besuch doch ganz nett werden könnte. Draußen fand ich eine ganze Reihe von Dinosauriermodellen vor und am Eingang gab es im Innenbereich eines dieser Elektroplasmadinger, wo Lichtkugeln bei Berührung des Displays deinen Fingern folgen. Sowas lieben wir doch alle. (Obwohl es geklebt hat, weil schon vorher lauter Kinder mit ihren Dreckspfoten daran gespielt haben, und es nach McDonald's roch)

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Dann bog ich jedoch um die Ecke und fand mich im Zentrum der Langeweile wieder. In jedem einzelnen Raum hingen die Wände voller kleiner Schilder.

Sind die Macher dieses Museums noch nie in einem richtigen Naturkundemuseum gewesen? Die sind nämlich DER HAMMER! Ich war schonmal in einem, dort gab es Indoortornados, Pseudoraumschiffrettungen, Roboter, die eigenständig mit Besuchern kommunizieren können … Ich bin da sogar schonmal einen 317-Tonnen-Zug gefahren. Mit einer beschissenen Wand voller Texte kann das Creation and Earth History Museum da bei Weitem nicht mithalten!

Und die Textflut begrenzt sich nicht nur auf die Schilder. Die mit „Insights“ versehenen Computerausdrucke kannst du mit nach Hause nehmen, falls du noch mehr lesen willst.

Und wenn du immer noch nicht genug vom Lesen hast, liefern dir die QR-Codes SOGAR NOCH MEHR Informationen.

Ich hab mir fast alles durchgelesen. (Meistens, indem ich Fotos von den Schildern gemacht habe, um sie dann zu Hause zu lesen. Ich glaube wirklich nicht, dass du an einem Tag genug Zeit hättest, um alles dort zu lesen.) Hier ist eine kleine Zusammenfassung von dem, was ich von den ganzen Zetteln gelernt habe:

- Gott hat das Universum in sieben Tagen erschaffen.

- Es gab nichts Schlechtes auf der Welt, bis dieser Vollidiot Adam einen Apfel gegessen hat.

- Noahs Arche gab es wirklich und sie strandete auf dem Berg Ararat … aber keiner kann sie finden.

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- Die Dinosaurier starben in der großen Sintflut.

- Der Grand Canyon ist der Beweis dafür, dass die Sintflut stattfand.

- Wissenschaftler sind dämliche Heuchler, da sie im Lauf der Geschichte (6000 Jahre) ihre Meinung andauernd geändert haben.

- Kohlenstoffdatierung ist kompletter Blödsinn.

- Rasse und verschiedene Sprachen sind nur entstanden, weil alle vor dem Turmbau zu Babel weggelaufen sind.

- Fledermäuse und einige andere Tiere entstammen nicht der Evolution, weil es keine Fossilien von ihnen gibt. (welche Beweise erbringen dann die Milliarden von anderen Fossilien?)

- Darwin war ein Idiot.

- Und dann noch so Zeug über Gott …

Das alles ist der normale schöpferischer Kram. Man könnte es also in 1000 Wörter auf zehn Schildern zusammenfassen. Das übriggebliebene Geld könnte man für einen Spielplatz mit Dinosauriermodellen ausgeben oder irgendwas anderes, das die jungen Gemüter wirklich beeindrucken würde. Aber nein, das Museum bespaßt dich Raum für Raum mit seinen vollbepackten Schildern.

Die Texte sind keinesfalls kurz oder leicht zu lesen. Der Inhalt ist absolut unverdaulicher Blödsinn, den du mehrmals lesen musst, um ihn zu verstehen.

Hier ein perfektes Beispiel für die einfältigen Formulierungen der Museumsdirektoren. Der Slogan des Museums lautet: „The Creation Museum, a Place Where Observation Makes the Creator an Unavoidable Issue.“

Zum Teufel. Ein Slogan sollte einfach sein: „Just do it“ oder „Ich liebe es“ oder „Nerv mich nicht, Alter“, und nicht etwas, das du viermal lesen musst, um es zu verstehen. Das liest sich alles, als ob es von Google-Translator ins Japanische und wieder zurück übersetzt wurde.

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Sie taten mir fast leid.

Die ganze Atmosphäre im Museum ist für Kinder alles andere als amüsant. Wo auch immer ich Erwachsene beim Lesen der Schilder sah, versuchten ihre Kinder, einen Weg zu finden, der tödlichen Langeweile zu entkommen.

Wieso sind Christen komplett unfähig, ein Museum zu entwerfen, das Kindern gefallen könnte? Das obere Bild hab ich neben dem Ausgang gemacht. Der kleine Junge, der von seinem Vater vom Boden hochgezogen wird, versuchte wegzurennen, wurde aber geschnappt, bevor er die Tür erreichen konnte. Kurz nachdem ich das Foto gemacht hatte, wurde er wieder hineingetragen, während er versuchte, sich an der Wand festzuhalten und „NEEEEEIIIIIN!“ schrie. Armer Junge.

Das Mädchen im Hintergrund hatte mehr Glück beim Abhauen.

Ich glaube, sie haben wirklich versucht, diesen Ort durch vereinzelte Ausstellungsgegenstände kindgerecht zu gestalten. Ich glotze jetzt schon seit zehn Minuten auf dieses Foto, um die Bedeutung dieser Gegenstände zu entschlüsseln, aber irgendwie bin ich noch verwirrter als vorher.

Bitte, falls jemand weiß, was das bedeutet: Bitte melde dich bei mir.

Dieses Schild erklärt uns das Alter der Erde aus christlicher Sicht („Gott verfolgte mit der Erschaffung der Erde und des Universums ein Ziel“) und dann aus Sicht der Naturwissenschaft („Das Leben entstand spontan aus dem Nichts und dieses Leben hat sich über einen extrem langen Zeitraum aufgrund eines natürlichen Prozesses und durch Zufall zu der Artenvielfalt auf der Erde entwickelt, dazu gehört auch der Mensch“). Du kannst richtig spüren, wie sie beim Tippen der naturwissenschaftlichen Sicht mit den Augen gerollt und den Zähnen geknirscht haben.

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So wie eine frisch geschiedene Mutter ihre Kinder gegen den Vater aufhetzten würde. Sie mag ja recht haben, aber solange sie den Vater immer einen „Versager“ nennt, kommt sie nicht so glaubwürdig rüber.

Komischerweise präsentiert sich das Museum dann auf einmal wie ein ganz normales Museum. Die historische Zeitleiste geht von dem Turmbau zu Babel zum Ishtar-Tor über.

Dann lernst du mehr über die alten Ägypter und Griechen und die Gründerväter.

Der verrückteste Teil im Museum ist auf der Hälfte des Rundgangs, wo Fiktionen als Fakten verkauft werden. So wie Scientologen es vor ihnen taten, scheinen Kreationisten es leid zu sein, ihre Ansichten begründen zu müssen. Daher versuchen sie, den Wettbewerb (der Museen) zu manipulieren.

„Darwinismus versorgte Hitler mit wissenschaftlichen Begründungen für seinen perversen Plan, gewisse Rassen zu vernichten“, heißt es hier. Außerdem sei die Evolutionstheorie verantwortlich dafür, dass es Stalin gab, Abtreibungen stattfinden und der Holocaust passiert ist.

Ich finds ziemlich krass, den Holocaust anzuführen, nur um deine seltsamen Theorien besser verkaufen zu können …

Dann verschwinden auf einmal alle Spuren des kreationistischen Blödsinns und machen Platz für ein Museum über den menschlichen Körper.

In diesem Bereich (der mehr als die Hälfte des Museums einnimmt) werden Gott, die Schöpfung oder die Evolution kein einziges mal erwähnt. Es gibt einfach nur allgemeine Informationen über die Biologie des Menschen. Ich habe einige Sätze auf den Wänden gegoogelt, und sie stammen alle wortgenau aus einer medizinischen Enzyklopädie. Wie faul ist das denn? Und wie verwirrend?

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Ich habe mehrere Theorien dazu, warum das Museum überhaupt existiert:

1. Sie mischen wahre Fakten darunter, um glaubwürdiger rüberzukommen, so dass du denen am Ende glaubst, dass Darwin die Abtreibung wirklich erfunden hat.

2. Um Schulklassen aus der Umgebung für Ausflüge anzulocken.

3. Um dich psychisch fertig zu machen. Um dich mit Wörtern und Informationen zu bombadieren, bis dein Gehirn durchdreht und du dich zu ihnen bekehrst.

(Ich glaube, es ist eine Kombination aus allen dreien.)

Außerdem bin ich mir nicht ganz sicher, ob die die Bedeutung der Wörter „Fun“ und „Facts“ überhaupt verstehen. Jeder Bereich hatte eine Zusammenstellung von „Fun Facts“, die aber überhaupt keine Fakten und absolut nicht lustig waren.

Dann war es endlich vorbei. Ich hatte mehrere Stunden dort verbracht und war nonstop mit Informationen bombadiert worden. Als ich erschöpft und ganz benommen durch den Souvenirladen schlenderte, sah ich in einem Buch ein Kapitel über Evolution und Rasse, das mir für die nächsten 48 Stunden einen Lachanfall bescherte. Ich konnte vor Lachen nicht mal weiterlesen und habe nie rausgefunden, ob Schinken nun der Grund für die Existenz von Schwarzen ist.

Schlussfolgerung: Besuche nicht das Kreationismusmuseum. Lach eigentlich noch nicht mal darüber. Es ist eine VERDAMMTE FALLE—es ist wie ein Ort, an dem eine Million bescheuerte Bücher an der Wand kleben.