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Das Klügste, was wir bisher zum Einsatz der Bundeswehr in Syrien gelesen haben

Wenn ihr wirklich wissen wollt, was ihr von dem Krieg halten sollt, dann lest das hier.
Foto: imago | ppfotodesign

Vor wenigen Minuten hat eine Mehrheit des Bundestags entschieden, dass die Bundeswehr in Syrien eingesetzt werden wird. Nachdem die Bundesregierung das Mandat für den Einsatz bereits formuliert hat, war das keine große Überraschung. Und damit ist Deutschland jetzt im Krieg.

Nachdem Europa es jahrelang vorgezogen hat, sich aus dem syrischen Bürgerkrieg mehr oder weniger herauszuhalten, haben die Anschläge am 13. November in Paris offenbar alles geändert. In weniger als drei Wochen ist die deutsche Regierung von einer kategorischen Ablehnung militärischer Unterfangen in Syrien zur Mobilmachung übergegangen.

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Viel wurde darüber geschrieben, wie es dazu kommen konnte und was das genau bedeutet. Und weil es manchmal schwer ist, in der Flut aus Artikeln den Überblick zu behalten, haben wir versucht, hier die besten Analysen und Kommentare für euch zusammenzusuchen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit—aber mit der Garantie, dass ihr eure Freunde danach in jeder Kneipendiskussion in Grund und Boden analysieren könnt:

Zu den Auswirkungen des Terrorismus auf die Gesellschaft

Blumen am Bataclan. Foto: imago | Starface

„Wir müssen uns an die Bedrohung gewöhnen" - rp-online
Peter Neumann hat nicht vor, euch zu schonen. In diesem Interview erklärt der Politikwissenschaftler, dass wir uns in den kommenden Jahren auf mehr Terrorismus einstellen müssen—und was wir dagegen tun können. Aber: „Es ist immer noch wahrscheinlicher, vom Blitz getroffen zu werden, als bei einem terroristischen Anschlag zu sterben."

Man darf der Kriegslogik nicht auf den Leim gehen - Süddeutsche Zeitung
Kurz nach den Anschlägen von Paris schrieb Heribert Prantl in der Süddeutschen diesen Artikel, in dem er die Auswirkung von Terrorismus auf unsere Rechtssysteme analysiert—von RAF bis IS. Und er erklärt, warum dieselben Reflexe immer falsch sind: „Der Krieg—auch der Drohnenkrieg—ist die Globalisierung und Entgrenzung des nationalen Strafrechts."

Wer uns totschiesst, den schweigen wir tot - Neue Zürcher Zeitung
Schafft die Berichterstattung über Terrorangriffe Anreize für mehr Terror? In diesem ziemlich provokanten Text schlägt der Schweizer Moderator Stephan Klapproth vor, die Pressefreiheit bei Terroranschlägen so zu verstehen, dass man nicht mehr berichtet, als unbedingt notwendig ist—und so den Terroristen den „medialen Aufbläheffekt" zu nehmen.

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Zur Frage, ob man den IS durch Luftschläge besiegen kann

Russische Bomben, die über Syrien abgeworfen werden. Foto: imago | ITAR-TASS

They fear our unity more than our airstrikes - The Guardian
Nicolas Hénin war 10 Monate lang Geisel des IS, er kennt die Gruppe also besser als die meisten Entscheidungsträger. Trotzdem warnt er in diesem beeindruckenden Text eindringlich vor den Konsequenzen weiterer Bombardierungen: „Auch nach allem, was mir passiert ist, halte ich den IS immer noch nicht für die Priorität." Eine deutsche Zusammenfassung gibt es hier.

Nur mit Bodentruppen - FAZ
Ziemlich nüchtern nimmt Lorenz Hemicker die Strategie der Koalition auseinander, analysiert die Stärken und Schwächen des IS und kommt zu dem Schluss: Militärisch wäre die Miliz zu besiegen. Aber die Kosten wären enorm hoch, und das Nachspiel noch blutiger.

Zur deutschen Beteiligung am Krieg

Die Frauen der Stunde. Foto: imago | Christian Thiel

Nur von Krieg wollen sie nicht reden - Welt
Sind wir jetzt eigentlich im Krieg oder nicht? Thorsten Jungholt nimmt die Sprache unserer Politiker unter die Lupe und erklärt genau, wie die deutsche Regierung das Völkerrecht völlig neu auslegt, um in diesen Krieg ziehen zu können.

Merkels Krieg - Spiegel Online
Wenn Jakob Augstein sich mal in Fahrt geschimpft hat, hält ihn nichts mehr auf. Manchmal geht das in die Hose, manchmal trifft er voll ins Schwarze—wie hier, wo er ganz klar warnt: „Natürlich erhöht diese Beteiligung am Krieg in Syrien die Terrorgefahr in Deutschland."

Der Feind sitzt auch in unseren Köpfen - Süddeutsche
Wie soll eine Demokratie auf einen Feind reagieren, der sich erklärtermaßen an keine Regeln hält? Indem sie sich noch fester an die Regeln klammert, meint Andreas Zielcke. Und konstatiert, dass es uns von Guantanamo über Drohnen bis zum französischen Ausnahmezustand leider nie gelungen ist.

Warum dieser Krieg eine gute Idee ist

Vielleicht fragt ihr euch langsam, warum wir bisher nur Artikel empfohlen haben, die den Krieg für einen Riesenfehler halten. Wir können euch nur sagen: Wir haben lange nach klugen Artikeln gesucht, die überzeugend erklären, warum dieser Einsatz eine gute Idee—oder zumindest notwendig—ist. Wir haben aber keinen einzigen gefunden. Wenn ihr welche kennt, postet sie gerne in die Kommentare.