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Popkultur

​Das sind die besten Momente aus Conan O’Briens Berlin-Besuch

Das Berlin-Special von 'Conan' zeigt, warum Klischees immer besser als die Realität sind.

Screenshot: Team Coco

Viele Deutsche schauen gerne amerikanisches Fernsehen. Umgekehrt ist das leider nicht so der Fall: Obwohl Jan Böhmermann mit seinen englischen Musikvideos wirklich alles versucht. Ein Resultat daraus ist, dass der gemeine Amerikaner erschreckend wenig über Deutschland weiß. Autos, Wurst, FKK und Oktoberfest—die paar Klischees müssen reichen.

Umso aufregender also die Nachricht, dass Conan O'Brien eine ganze Spezialfolge seiner Show in Deutschland gedreht hat! Endlich die Gelegenheit, dem amerikanischen Publikum ein Bild vom echten Deutschland zu vermitteln! Deutschland, mit all seinen Licht- und Schattenseiten (z.B. Mario Barth), mit seiner kulturellen Vielfalt (Sarah, Pietro) und seiner anregenden Debattenkultur (Matussek redet mit sich selbst), seiner Innovationsfreude (PKW-Maut!) und seiner facettenreichen, von der Geschichte vielfach schillernd gebrochenen Identität!

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Erm, nein. Was in Conans Show dann wirklich vorkommt, sind vor allem: Autos, Wurst, FKK und Oktoberfest. Aber nach nur wenigen Sekunden merkt man, dass genau das perfekt ist. Das Berlin, durch das Conan da wandert, hat zwar überhaupt nichts mit dem zu tun, was die meisten Menschen in dieser Stadt wirklich erleben. Aber das völlig überzogene Zerrbild dieser Stadt und ihrer Menschen ist natürlich viel sympathischer als die Realität—und vor allem sehr viel lustiger. Das hier sind die besten Momente aus der Show:

Der Moment, in dem Conan mit einem Haufen Vietnamesen in einer "authentischen Berliner Gaststätte" (dem Hofbräuhaus) Trinklieder singt

Sein Reiseführer, der in Deutschland völlig unbekannte aber ziemlich großartige YouTuber Flula Borg, hat Conan gerade "Einer geht noch rein" beigebracht und es ihm als "One more can fit inside you" übersetzt. Nachdem er Conan vorher schon gezwungen hat, nicht nur beim Prosten, sondern auch beim Trinken permanent Augenkontakt zu halten ("If you do not do this, I will not drink with you, I will pour this into my testicles!"), ist die Stimmung jetzt schon so homoerotisch aufgeladen, dass Conan sich eine Gruppe vietnamesischer Touristen zur Hilfe holen muss. Gemeinsam singen dann alle das Lied falsch, und alles fühlt sich sehr schön, sehr authentisch deutsch und sehr richtig an.

Der Moment, wo der Sänger einer LGBT-Band Conan erklärt, er wirke nicht wirklich wie jemand, der andere Leute penetrieren kann

Ein bizarrer, aber gleichzeitig bis ins Mark erschütternder Diss, den der Sänger von Wilde-Renate-Hausband "Sado Opera" Conan da mit auf den Weg gibt. Die beiden machen ein paar Scherze darüber, dass Conan erst nach dem Konzert penetriert werden will, und als Conan sagt, er könne ja vielleicht auch jemanden penetrieren, legt der Sänger ihm die Hand auf die Schulter und sagt: "Du siehst nicht wirklich aus wie jemand, der andere Leute penetrieren kann." Dass er dann noch "Das ist aber ein Kompliment!" hinzufügt, macht die Gemeinheit perfekt.

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Der Moment, in dem Conan dem Wurstmacher erklärt, warum ihre Jobs ähnlich sind, nur dass er eben Leute zum Lachen bringt, statt echte Würste zu machen, also dass eben die Lacher der Zuschauer sozusagen seine Würste sind, und Conan dann nicht aufhören will, das zu erklären, bis der Wurstmacher irgendwann weggeht, weil er jetzt Wurst machen will.

Der tiefsitzende Minderwertigkeitskomplex des Medienmenschen gegenüber dem Handwerker wurde noch nie so schonungslos ans Tageslicht gebracht.

(Hier klicken, falls das Video nicht geht)

Alles, was in der Schuplattler-Episode passiert

Es ist natürlich eine besondere Frechheit, dass Conan zu faul ist, nach München zu reisen, den ganzen Oktoberfest-Scheiß aber trotzdem mitnehmen will und deshalb einfach ein Schuhplattler-Trio im Berliner Hofbräuhaus auftreten lässt. Es ist eine Frechheit, und es wird jedes Verständnis von den Nuancen deutscher regionaler Kultur auf Jahrzehnte beschädigt haben, aber es ist trotzdem großartig. Und zwar alles an dieser Episode: Die Dynamik zwischen Conan und dem Vater der beiden Tänzer, dass Conan ins Gesicht geschlagen wird, und dieses eigenartige Ding, wo die beiden Brüder sich gegenseitig auf sehr akrobatische Art und Weise den Arsch versohlen. Außerdem ist das die Gelegenheit für die besten beiden Sprüche, die Conan während seines ganzen Berlin-Trips macht (ich will sie aber nicht verraten, damit es es selber noch anschauen könnt):

Das sind die absoluten Highlights, aber im Grunde lohnt sich fast jede Minute dieses Reiseberichts. Ihr könnt sehen, wie Conan von einer Domina etwas Manieren beigebracht bekommt, wie ihm sein Herz in einem Trabi gebrochen wird oder wie ihm ein FKK-Fan zeigt, was echte Coolness bedeutet. Und ein geiles Auto darf er zwischendurch auch noch fahren (die Autobahn konnten sie natürlich nicht auslassen). Auch wenn es nicht echt ist: Es ist ein großartiges Deutschland, das Conan da kennenlernt. Und nächstes Mal schafft er es vielleicht sogar ins Berghain.

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