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Das ultimative Beispiel, warum du IMMER Back-ups machen solltest

Google hat 14 Jahre Arbeit des queeren Bloggers Dennis Cooper gelöscht.
Foto: Imago | Christian Odhe

Über 14 Jahre lang konnte jeder in die digitale Werkstatt des Autors Dennis Cooper schauen. Sein Blog The Weaklings war ein Tagebuch über Leben, Sex und Tod in Kurztexten, Essays und Gifs. Der Blog war ein Zuhause für LGBTs und alle anderen, die live an der Entstehung seiner Romane teilhaben wollten. Seine queeren Protagonisten trieb er an die Grenzen des Zivilisierten, von Sadismus bis Selbstzerstörung. Cooper kreierte den Gif-Roman Zach's Haunted House, den wir großartig finden. Auf Kiddiepunk ist er noch online. Der Rest seines Werkes, an dem er 14 Jahre lang gearbeitet hat—das ist fast so viel wie "lebenslang" bei einer Haftstrafe—ist weg. Jetzt steht dort nur noch eine einfache Meldung: Blog wurde entfernt.

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Googles allmächtige Hand hat eingegriffen.

Das ist unter der Blog-URL jetzt zu sehen | Screenshot

Als Zensoren kennen wir in der Vergangenheit den Staat. Google aber ist keine Behörde, sondern ein Privatunternehmen, das sich selbst das Recht einräumt, einen Blog offline zu nehmen. Wir müssen dieser Bedingung zustimmen, wenn wir Googles Produkte benutzen wollen. So auch Cooper, der seinen Blog auf blogger.com, einer Google-Tochter, pflegte. Wie so oft, wenn Google etwas entscheidet, gibt es für die Löschung bisher keine Begründung.

Was könnte der Grund gewesen sein? Cooper selbst vermutet, dass seine Blogeinträge, in denen er Ausschnitte schwuler Dating-Plattformen zusammentrug, für Google ein Problem waren. Als "scheuverwirrte Ich-Prosa der sich meist als Sklaven auf der Suche nach einem Meister präsentierenden jungen Männer" beschreibt Autor Clemens Setz das in der taz. Eine Google-Mitarbeiterin erklärte dem New Yorker, die Löschung könnte den einfachen Grund haben, dass ein Google-Mitarbeiter der Meinung war, der Blog verstoße gegen die Nutzungsbedingungen. Verboten sind etwa Pornografie und Pädophilie.

Schön, dass ihr euch ab jetzt alle dafür einsetzt, dass umstrittener sexueller Content im Netz nicht mehr gelöscht wird. #denniscooper
— Kathrin Passig (@kathrinpassig) 1. August 2016

Schauen wir tiefer in Coopers Inhalte. Sein Romanzyklus George Miles Cycle geht um die Beziehung zu einem jungen Mann. Die Grundlage dafür könnten Coopers eigenen Erlebnisse mit einem Jungen namens George Miles gewesen sein: Als Teenager traf Dennis Cooper einen Jungen, dem er half, aus einem üblen LSD-Trip herauszufinden. Sie hingen miteinander ab, verliebten sich, gingen eine Beziehung aber erst viele Jahre später ein, als Cooper fast 30 und Miles Mitte 20 war.

Die Feuilletons von München bis Washington sind sich einig: Er macht Kunst und nichts Verbotenes. Künstler unterstützen ihn mit einer Petition.

Die Moral von der Geschichte: Mach verdammt noch mal immer ein Back-up, vor allem wenn jahrelange Arbeit und ganze Romane auf deiner Seite stecken.