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Böser Bulle, böser Bulle

Der koksende Drogenfahnder gegen den AfD-Pfeffersprayer

Vor wem hättet ihr mehr Angst? Dem pfeffersprayenden AfD-Wahlhelfer, oder dem koksenden Drogenfahnder, der 1,6 Kilo Koks in seinem Büro versteckt hatte?

Polizisten sind auch nur Menschen. Manchmal sind sie sogar ziemlich schlechte Menschen. Das wird zum Problem, wenn man bedenkt, wie viel mehr Macht so ein Polizist im Verhältnis zu einem Normalbürger hat. Wenn er seiner schlechten Laune mal freien Lauf lässt, kann das für Umstehende gefährlich werden. Hier stellen wir euch ein paar eurer Freunde und Helfer vor, die gerade bei ziemlich schlechtem Benehmen erwischt wurden:

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Der Pfefferspray-Wahlkämpfer

Solche Wahlhelfer braucht das Land: Als ein paar Linke kurz vor der Europawahl letzte Woche einen Stand der AfD in Schwerin mit Konfetti bewarfen, ging einer der AfDler mit Reizgas auf die beiden los—und sprühte ihnen so gekonnt in die Augen, dass beide ambulant im Krankenhaus behandelt werden mussten. In der Stellungnahme der AfD heißt es dazu, die zwei Jugendlichen hätten die Wahlkämpfer angepöbelt und „ihnen dabei massiv Konfetti direkt ins Gesicht“ geworfen. Also habe „einer der Wahlkämpfer zum Schutz Pfefferspray eingesetzt“. Pfefferspray gegen Konfetti—das klingt nur fair.

Woher das AfD-Mitglied die Expertise im Umgang mit Pfefferspray hatte, konnte dann ziemlich schnell geklärt werden: Ulf-Theodor C. ist Kriminaldirektor, ein leitender Beamter im Rostocker Polizeipräsidium, und war unter anderem maßgeblich an den Vorbereitungen für den G8-Gipfel 2007 beteiligt. Ob das Pfefferspray auch aus Polizeibeständen kam, ist noch nicht geklärt.

C. war schon vorher durch seinen besonderen Einsatz für die Partei seines Herzens aufgefallen: Zwei Tage vor der Pfefferspray-Aktion soll er zwei Demonstranten von der Grünen Jugend ein Protest-Plakat weggerissen haben—weil es ihm wohl nicht gefallen hat. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Schwerin gegen den Beamten wegen gefährlicher Körperverletzung. Immerhin, die AfD hat ja ihre sieben Prozent bekommen.

Der koksende Drogenfahnder 

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Foto: DEA | Wikimedia

Der Fall ist schon etwas länger bekannt, zieht aber immer weitere Kreise: Seit Februar sitzt der Chef der Allgäuer Rauschgiftfahndung in Untersuchungshaft, nachdem in seinem Büro anderthalb Kilo Kokain gefunden worden waren. Zu der Durchsuchung war es gekommen, nachdem seine Frau die Polizei alarmiert hatte, weil der Beamte sie nach einem Ehestreit zusammengeschlagen haben soll. Die Frau sei „Opfer schwerer Verletzungen“, gab der bayerische Innenminister zu Protokoll. „Aktuell stellt sich sogar die Frage, ob es sich um versuchten Totschlag handelt."

Im Verhör gab der Drogenfahnder dann an, sich an den Abend nicht erinnern zu können, da er betrunken gewesen sei—außerdem konsumiere er hin und wieder Kokain. Das Kokain in seinem Büro sei allerdings für „Schulungszwecke“ gedacht gewesen. Das wurde vom leitenden Ermittler schon damals als „wenig plausibel“ bezeichnet—zumal der Fahnder nichts darüber sagen wollte, wo das Koks herkam.

Seitdem laufen die Ermittlungen auf Hochtouren und geben immer mehr Anlass, die Geschichte als mehr als nur Alleingänge eines durchgeknallten Mittvierzigers zu sehen: Gegen einen seiner ehemaligen Mitarbeiter wird seit letzter Woche wegen Geheimnisverrats ermittelt. Er soll einen italienischen Drogenhändler vor einer gegen ihn laufenden Überwachungsaktion gewarnt haben. Davor waren zwei Beamte einer Sondereinheit suspendiert worden, nachdem bekannt geworden war, dass einer von ihnen mit einer „Gangsterbraut“ (Augsburger Allgemeine) eine Affäre hatte. Kempten galt früher als Rückzugsort der italienische Mafia—die in Deutschland vor allem im Kokainhandel tätig ist. Noch gibt es keine Hinweise, dass der ehemalige Chef der Allgäuer Rauschgiftfahndung Verbindungen zur Mafia hatte. Trotzdem bezeichnete der Innenminister die Vorfälle als den „gravierendsten Fall seit 20 Jahren“.

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