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DIE WALL STREET ISSUE

David Glasheen hat an der Börse alles verloren, aber er liebt sie noch immer

Früher war er Vorstandsvorsitzender, heute lebt er in einer Hütte auf einer abgelegenen Insel.

In den 1980ern war David Glasheen der Vorsitzende eines in Sydney ansässigen Rohstoffsyndikats, das auf den Goldabbau in Papua Neuguinea spezialisiert war.

Er war außerdem an der Börse aktiv und hatte ein Vermögen angehäuft, das sich zu Spitzenzeiten auf circa 28,4 Millionen Dollar belief, die er umgehend in ein Luxusgrundstück mit Hafenblick versenkte. Und dann versenkte der Markt ihn.

Am 19. Oktober 1987 fiel der Dow Jones um noch nie dagewesene 508 Punkte, was ­Glasheen 7,25 Millionen Dollar kostete. Es war der Schwarze Montag (in Australien wegen des Zeitunterschieds der Schwarze Dienstag), mit dem der Boom der 80er an einem einzigen Tag beerdigt wurde. Für Glasheen wirkten die Effekte des Tages noch lange nach. „Die nächsten paar Jahre waren verdammt hart", erinnert er sich. „Meine Frau verlor eine Menge Geld und sie gab mir die Schuld dafür. Die Familie zerbrach schließlich 1991 daran." Glasheen landete vor Gericht, verlor, und dann machten sich die Banken über ihn her. 1993 hatte er bereits den Großteil seines Geldes verloren und suchte nach einem Ausweg.

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Noch im selben Jahr lernte er eine Frau aus Simbabwe kennen, die ebenfalls frisch geschieden war. Sie waren also, wie er sagt, emotional in einer ähnlichen Situation und als ein Freund eine Pachtmöglichkeit auf Restoration Island erwähnte, einer unberührten und unerschlossenen 25 Hektar großen Insel vor der Ostküste Australiens, schlugen die beiden zu und bezogen eine kleine Hütte am Strand. Später wollten sie ein Luxusresort mit 60 Zimmern errichten.

„Das Projekt ging nicht lange gut", sagte Glasheen. „Sie kam nicht klar damit." Nachdem die Frau wieder weg war, ließ er sich einen Bart stehen und die Hemden weg. Schon bald fand er sich in einem Krieg mit den ansässigen Aborigines wieder, die ihn daran hindern wollten, das Resort zu bauen. Damit wurde die Hütte zu seiner dauerhaften Unterkunft.

„Der Aktienmarkt ist großartig", sagt ­Glasheen, heute 69. „Es ist die schnellste, einfachste Art, ein paar Dollar zu verdienen." Er gibt dem Markt keine Schuld an seiner gegenwärtigen Situation. Er sei ungeduldig gewesen und er habe sich zu tief hineinziehen lassen. „Ich war nicht clever genug, es kommen zu sehen. Ich war übermütig und versank zusammen mit dem Schiff."

Das Leben auf der Insel ist für Glasheen aber nicht unangenehm. Einen einstigen Außenposten aus dem Zweiten Weltkrieg hat er über die letzten zwei Jahrzehnte in ein bewohnbares Heim verwandelt, das über eine eigene Solarstromanlage und Internet verfügt. Er baut sein eigenes Gemüse an und fängt frische Krabben und Fisch. Er hat hier zahllose Gäste bewirtet, darunter Russell Crowe, der mit seiner Jacht anlegte und zum Abendessen blieb.

Das Einzige, das vielleicht fehlt, ist eine Partnerin, mit der er sein Leben hier teilen könnte. Glasheen hat Annoncen auf verschiedenen Internet-Dating-Seiten gepostet. „Dabei ist aber nicht viel rumgekommen", lacht er. „Eine Weile wohnte ein italienisches Mädchen bei mir. Aber sie sprach von einer offenen Beziehung und ich wusste nicht, was das ist. Ich dachte immer, sie meinte, dass wir keine Geheimnisse voreinander haben."

Glasheen sagt, das Beste an seinem Einsiedler-Dasein sei der Frieden. „Restoration Island ist ein guter Name", sagte er. „Es hat mich jedenfalls in jeglicher Hinsicht wiederhergestellt." Dennoch ist Glasheen immer noch am Markt aktiv und lobt Uran als eine schlaue Investition. Glasheen ist weniger Naturfreund als vielmehr eine Art Yuppie-Flüchtling. Es ist klar, dass ihn eher das Fehlen anderer Optionen hierher verschlagen hat als großartige ideologische Vorstellungen. Als ich ihn nach ein paar Tipps fragte, war er sofort voll bei der Sache.

„Folge einfach den Jockeys", sagt er. „Wenn du erfolgreiche Manager kennst, dann folge ihnen. Wenn sie wieder erfolgreich sind, wirst du Geld verdienen. Es ist einer Frage der Fehlervermeidung. Wenn du die Fehlinvestitionen nach und nach ausschließt und die guten weiterlaufen lässt, wirst du verdienen. Die erfolgreichen Jockeys haben etwas gemeinsam: Sie haben klein angefangen. Sie haben Fehler gemacht und du musst selbst Fehler machen. Du musst verlieren, aber dann kannst du auch Geld verdienen."

Oder eben auf einer tropischen Insel landen, wo du den ganzen Tag lang Krabben isst—vielleicht auch nicht das Schlechteste.