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Die genauesten Aufzeichnungen des CDCs in Bezug auf die Selbstmordrate von LGBT-Jugendlichen stammen aus dem sogenannten "National Violent Death Reporting System" (NVDRS). Dieses System sammelt Daten zu gewaltsamen Todesfällen in 32 US-Bundesstaaten. Im Laufe der kommenden Jahre will man laut Holland aber alle 50 Staaten mit einbeziehen. Dabei muss sich das NVDRS jedoch auf die Akten von Gerichtsmedizinern und der Polizei verlassen. Und das bedeutet, dass die sexuelle Orientierung oder die Gender-Identität nicht konsistent oder einheitlich erkennbar sind. Stattdessen stehen den Forschern nur von Strafvollzugsbeamten durchgeführte, psychologische "Autopsien" zur Verfügung, die auf verschiedenen Vorgehensweisen und auf der Einstellung der Beamten zu marginalisierten Bevölkerungsgruppen basieren."Das NVDRS sammelt seine Daten mithilfe der Berichte von Gerichtsmedizinern und Polizeibeamten", meint Holland. "Wenn ein Polizist Befragungen durchführt, um die Todesumstände besser zu verstehen, dann sprechen sie dabei meistens mit nahestehenden Verwandten, Bekannten und Nachbarn des Opfers. Das bedeutet leider auch, dass wir in unserer qualitativen Analyse nur auf das Wissen dieser Leute sowie deren Aussagen gegenüber der Polizei zurückgreifen können."Die Eingeschränktheit dieser Daten macht die Arbeit von Beamten und Forschern im Bereich der öffentlichen Gesundheit recht kompliziert. Dabei liegt es gerade einigen dieser Menschen sehr am Herzen, dass man solche LGBTQ-Selbstmorde angemessen bearbeitet. Haas hat 2011 zum Beispiel an einer Studie des Journal of Homosexuality mitgearbeitet, bei der man herausfand, dass LGBT-Menschen ihr ganzes Leben lang anfälliger für Angststörungen, Stimmungsschwankungen und psychische Krankheiten sind. Ohne eine sorgfältige Datenerfassung von Seiten der Gesundheitsbehörden ist Selbstmord als lebenslanges Problem in den marginalisierten Bevölkerungsgruppen ein nur schwer zu erkennendes Muster. Und man kann so auch nicht wirklich verstehen, wie sich negative Einstellungen zur Homosexualität bis zu den Schulhöfen durchziehen können."Ich wünschte, es gäbe eine Längsschnittstudie, auf die wir uns hier beziehen könnten", sagt Haast. "Eine Zeit lang gingen Forscher auch davon aus, dass sich das kulturelle Klima verbesserte und Mitglieder der LGBT-Community nicht mehr mit den gleichen Einschränkungen und diskriminierenden Meinungen zu kämpfen hatten. Wir erwarteten, dass solche erschreckenden Zustände zurückgehen würden. Es ist schon erstaunlich, dass es nicht so eingetreten ist. Soweit wir das beurteilen können, sind diese Zustände heutzutage scheinbar immer noch genauso wahrscheinlich und präsent wie damals in 70ern. Genau sagen kann man das jedoch nicht."Letztendlich braucht es eine verständliche und tatsächlich landesweite Datenerfassung, um das wahre Ausmaß der LGBT-Selbstmordrate in unserer sich ständig verändernden Gesellschaft erkennen zu können. "Ob das Leben jetzt besser oder schlechter ist als früher, hängt ganz davon ab, wo man sich befindet", meint David Bond vom Trevor Project, einer Organisation zur Selbstmord-Prävention bei homosexuellen Jugendlichen. So weist er auch darauf hin, dass man in vielen US-Bundesstaaten sogar mehr Anti-LGBT-Gesetze verabschiedet hat, seitdem die Homo-Ehe dank einer letztjährigen Entscheidung des Supreme Courts dort legal ist. "Wenn man als homosexueller Mensch in einer urbanen Gegend lebt, dann ist die Situation für einen besser geworden. Dort ist die Akzeptanz nämlich auf dem Vormarsch und es gibt immer mehr schützende Maßnahmen. In abgelegenen und konservativen Gegenden ist das jedoch nicht immer der Fall."Indem sie Schulen und Kommunalverwaltungen dazu auffordern, LGBT-integrierende Maßnahmen zu treffen und Selbstmord-Präventionsprogramme ins Leben zu rufen, tun Lokalpolitiker und Organisationen wie eben das Trevor Project viel dafür, um das Leben von homosexuellen Jugendlichen zu erleichtern. So lange sich die Datenerfassung der CDC und anderer Behörden jedoch nicht verbessert, bleibt erstmal abzuwarten, ob die verstärkte Akzeptanz von LGBT-Menschen auch genau dort greift, wo sie am ehesten greifen muss—nämlich auf den Schulhöfen und abseits der Großstädte."Soweit wir das beurteilen können, sind diese erschreckenden Zustände heutzutage scheinbar immer noch genauso wahrscheinlich und präsent wie damals in 70ern."