FYI.

This story is over 5 years old.

Sex

Der Trennungs-Knigge

Nach einer Trennung verhalten sich viele Menschen wie emotionslose Bulldozer. Darum haben wir einen kleinen Trennungs-Knigge für euch zusammengestellt.
Collage von weinenden Personen
graciehagen via flickr.com

Trennungen sind immer beschissen. Eine Trennung bedeutet meistens, dass einer den anderen mehr gern hat als umgekehrt. Auch wenn eine Beziehung nicht lange gedauert hat, kann es trotzdem schmerzen und einen für die eine oder andere Woche aus der Bahn und geradewegs in einen mehrwöchigen Dawsons Creek-Bingewatching-Marathon werfen. Nach diesem Marathon wünscht man sich, wieder ein Kind zu sein und man unterbricht ihn nur dann kurz, wenn man den Pizzaboten im besten Fall in seiner durchgesessensten, im schlechtesten Fall komplett ohne Hose empfängt. Oft geht es zwar nicht einmal um die Person an sich, oder darum, dass man glaubt, man hat soeben die Chance auf die große Liebe verpasst, sondern darum, dass das Ego schon wieder angeknackst ist.
Und da eine Trennung ohnehin schon schlimm genug sein kann, sollte man sich danach nicht erst recht wie ein Arschloch verhalten, womöglich noch dem armen Würstchen, das man verlassen hat und das ohnehin viel zu schnell an sich selbst zweifelt, ein schlechtes Gewissen einreden oder es absichtlich fertig machen. Auch Racheaktionen, die im ersten Moment immer als die beste Idee erscheinen, sollte man mit Vorsicht genießen.

Anzeige

Weil es trotzdem immer wieder passiert, dass sich Menschen nach einer Trennung wie emotions- und taktlose Bulldozer verhalten, deren Treibstoff sich aus einer perversen Mischung aus Tränen, Hass und Selbstzweifel anderer Menschen zusammensetzt, habe ich einen kleinen Trennungs-Knigge mit Dingen, die ihr auf keinen Fall machen solltet, zusammengestellt, und an den ihr euch halten solltet, wenn euch etwas an eurem Karma liegt oder ihr so etwas wie ein Gewissen habt.

Facebook als Waffe verwenden

Seit Facebook uns auf Schritt und Tritt verfolgt, beeinflusst es leider auch unsere Beziehungen. Wenn die falsche Person ein Bild des Geliebten mit einem Like markiert, kommt es gleich zu einem kleinen Weltuntergang und man denkt, die beiden hätten sowieso schon die längste Zeit eine geheime Affäre. Wenn ihr zu diesen Menschen gehört, habt ihr wahrscheinlich zu viel Gossip Girl geschaut. Auch nach einer Beziehung drückt man dem ehemals Angebeteten gerne mal eins rein, sei es in Form der kindischsten aller Methoden, nämlich dem Unfriend-Button, oder damit, dass man ihn absichtlich damit vollspamt, wie gut es einem jetzt geht und was für ein schönes Leben man hat. Ich weiß nicht mehr, seit wann es üblich ist, dass es bei einer Trennung unbedingt einen Gewinner geben muss und man so tun muss, als wäre das Leben jetzt sowieso viel schöner. Ja, manchmal ist es nach einer Trennung schöner, manchmal aber auch nicht. Und manchmal muss man sein Leid zelebrieren, um es los zu werden.

Aus Rache vor den Augen des anderen herumschmusen

Genauso beschissen, wie jemandem über Facebook eins auswischen zu wollen, ist es, nur mit jemand anderem herumzumachen, damit man jemanden damit verletzen kann. Erstens ist es der Person gegenüber, die man als Rache benutzt, alles andere fair und man fühlt sich danach zwar kurz wie ein Darsteller aus Eiskalte Engel, meistens geht es einem danach aber nur noch schlechter als vorher—ich spreche hier leider aus Erfahrung. Denn danach schlittert ihr mit dieser Person entweder ins nächste Drama oder die Person verliebt sich unsterblich in einen und hängt einem auf ewig an der rechten Arschbacke wie das Notenschlüssel-Tattoo, das man sich mit 16 geheim machen hat lassen. Solltet ihr auf die Idee kommen, aus Rache mit dem besten Freund des Ex schmusen oder sogar ins Bett zu wollen, bitte lasst es bleiben. Ein neues Drama zu erzeugen, nur um das vorige zu vergessen, ist nicht die Lösung eurer Probleme.

So tun, als hätte man sich nie gekannt

Im Grunde gibt es zwei Typen von Menschen. Die, die nach einer Trennung beste Freunde bleiben wollen und so tun, als wäre nichts vorgefallen und diejenigen, die so tun, als hätten sie dich nie gekannt—was wohl den Gipfel des Arschlochtums darstellt. Nachdem sie dich erst mal auf Facebook gelöscht haben, ignorieren sie dich auch im echten Leben zu Tode und tun so, als hätten sie dich noch nie gesehen, auch nicht nackt oder weinend oder im Vollrausch, während du dir die Seele aus dem Leib kotzt. Welche Sicherung brennt bei manchen Menschen nach einer Trennung durch, sodass sie sogar die normalsten Höflichkeitsformen vergessen? Ein „Hallo, wie gehts?" sollte doch für einen Menschen drin sein, den man bis vor kurzem noch mochte oder vielleicht sogar ein kleines bisschen geliebt hat.

Denken, dass man den ewigen Fick-Freifahrtschein besitzt

Mein letzter Ex-Freund, mit dem ich ausnahmsweise länger als drei Tage zusammen war, hat die Frechheit besessen, mich ein paar Monate nach der Trennung mitten in der Nacht zu fragen, ob er nicht vorbeikommen könne und wir „ficken einfach ein bisschen und können danach noch tratschen". Nein, können wir nicht. Wir haben uns nicht umsonst getrennt. Und nur weil ich eine Zeit lang gerne mit dir Sex hatte, heißt das nicht, dass das bis zum Ende meines Lebens so sein wird, denn sonst wären wir wahrscheinlich noch zusammen, du unverschämter Penner. Seitdem ich ihm das in vermutlich genau diesem Wortlaut mitgeteilt habe, habe ich nichts mehr von ihm gehört. Das liegt entweder daran, dass er sich jetzt auf einem anderen Kontinent befindet oder daran, dass er kapiert hat, dass es eine Frechheit ist, zu denken, man hätte auf ewig Gebrauchsrecht an sämtlichen Körperöffnungen des anderen.

So tun, als wäre man selbst der Arme

Diese Menschen sind meine Lieblingsexemplare. Erst schießen sie dich aus dem völligen Nichts ab, werfen dir grundlos an den Kopf, wie scheiße und unerträglich du bist und lassen dich einfach stehen. Wenn sie merken, dass dir die Trennung aber doch nicht ganz so viel ausmacht, wie sie gerne hätten, machen sie einen auf gequälte Seele, jammern dich mit ihrem Scheiß voll und erzählen dir jeden Tag, wie entscheidungsschwach sie sind, wie schwierig ihr Leben gerade ist und dass sie eigentlich eh mit dir zusammen bleiben möchten, ABER es einfach beim besten Willen nicht geht. Diese Menschen verkraften es einfach nicht, wenn jemand es halbwegs gut wegsteckt, dass sie sich verpisst haben. Übrigens ein guter Tipp—die beste Rache, wenn man es so nennen will, ist, sich nicht allzu viel anmerken zu lassen. Vorausgesetzt, man will sich überhaupt rächen. Denn die meisten Menschen, die denken, sie hätten einen in der Hand und gehen als Sieger der Beziehung hervor, können den Knacks im Ego, den man ihnen damit verpasst, um einiges schlechter verkraften als man selbst.

Ich weiß zwar nicht viel darüber, wie man sich verhalten muss, um eine erfolgreiche Beziehung zu führen, ohne nicht nach kürzester Zeit vom anderen völlig entnervt zu sein, weil es sich als Single ziemlich gut lebt. Was ich aber weiß, ist, dass man sich nach einer Trennung nicht zusätzlich so verhalten muss, dass man den anderen in einen Zustand versetzt, den nur Kirsten Dunst aus der Zeit kennt, in der sie Melancholia gedreht hat.

Teilt euer Leid mit Verena auf Twitter: @verenabgnr