Die deutsche Seele ist eine Fußgängerzone

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Die deutsche Seele ist eine Fußgängerzone

Straßenfotografie von Max Sloboda

In Deutschland im Bereich der Straßenfotografie zu arbeiten, ist wahrlich nicht einfach. Strenge Vorschriften in Bezug auf die Privatsphäre, Einverständniserklärungen und ein generelles Misstrauen gegenüber Leuten mit Kamera machen das Einfangen des Moments, der den Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Bild ausmacht, zum Albtraum. Der Fotograf Espen Eichhöfer von der berühmten Agentur Ostkreuz kann davon ein Lied singen.

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Max Slobodda wohnt in Dortmund und wie jeder halbwegs gute Straßenfotograf geht auch er niemals ohne Kamera aus dem Haus. Seine Taktik sieht dabei oftmals folgendermaßen aus: Er reist in andere deutsche Großstädte und macht dort einen auf Tourist, um so hoffentlich weniger Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wenn er seine Kamera in Situationen auspackt, in denen sie vielleicht nicht wirklich angebracht erscheint. Leider geht diese Taktik nicht immer auf. So erzählte er uns zum Beispiel davon, wie drei aggressive Frauen einmal aus einer Bank stürmten und auf ihn losgingen. „Ich konnte es in ihren Augen sehen, dass sie einfach nicht verstanden, warum jemand Schatten fotografieren wollte. Als eine von ihnen drauf und dran war, die Polizei zu rufen, bin ich schließlich abgehauen."

Zwischen guter Straßenfotografie und Voyeurismus besteht ein kleiner, aber feiner Unterschied. Max richtet seine Kamera nicht auf „einfache Ziele" und er versucht, Gesichter so unkenntlich wie möglich erscheinen zu lassen. Seine Bilder zeigen alltägliche Leute, die ihren „normalen" Leben nachgehen. Die meisten Fotos entstehen, während er auf den Zug oder den Bus wartet, und die Ergebnisse bezeichnet er als „absurde Banalität des täglichen Lebens". Diese Thematik ist für Straßenfotografen so etwas wie ein roter Faden oder gar die Essenz, aber in Zeiten, in denen unsere Gesellschaft immer paranoider wird, ist es auch wichtig, mal etwas Abstand zu nehmen und sich daran zu erinnern, wie albern und unbedeutend wir eigentlich sind.

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Mehr von Maxs Arbeiten findest du auf seiner Flickr-Seite