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Die Attentate von Paris dürfen nicht für eine flüchtlingsfeindliche Agenda missbraucht werden

Die Anschläge von Paris waren noch nicht vorbei, als schon erste Stimmen die „wahren Schuldigen" benannten: Flüchtlinge.

Gedenken für die Opfer von Paris in Berlin | Foto: Imago | Eibner

Als die Anschläge von Paris noch lange nicht vorbei waren und als immer noch Menschen starben, meldeten sich in Deutschland schon die ersten Stimme, die genau wussten, wer an allem schuld ist.

Matthias Matussek, Journalist bei der Welt, schreibt auf Facebook:

Paris: Eine erneute Kriegshandlung der Islamisten gegen den Westen, und mit wird schlecht bei den Gedanken, dass wir rund 250 000 unregistrierte Personen im Lande haben…aber die Kanzlerin hat versprochen, diesen illegalen Zustand bald zu beenden und zur Legalität zurückzukehren!

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Und eine Stunde später:

Ich schätze mal, der Terror von Paris wird auch unsere Debatten über offene Grenzen und eine Viertelmillion unregistrierter junger islamischer Männer im Lande in eine ganz neue frische Richtung bewegen.

Dahinter setzt er einen Smiley.

Mittlerweile hat sich der IS zu den Anschlägen bekannt. Vor mehr als einer Woche wurde ein Mann aus Montenegro in Deutschland festgenommen, der sich möglicherweise an den Terrorakten beteiligen wollte.

Was Matussek und alle, die jetzt ins gleiche Horn stoßen, weder vor den Anschlägen noch jetzt verstanden haben, ist, dass die Menschen, die aus Syrien, Afghanistan, dem Irak nach Europa fliehen, vor genau dem Terror fliehen, der in der Nacht von Freitag auf Samstag Paris heimgesucht hat.

Praktisch nichts ist bisher über die Täter von Paris bekannt. Beobachter gehen davon aus, dass die Anschläge von langer Hand geplant waren und dass die Attentäter Paris kannten. Das alles spricht nicht dafür, dass Menschen, die in den letzten Wochen und Monaten nach Europa geflohen sind und in Flüchtlingslagern leben, daran beteiligt waren. Mittlerweile wurde bestätigt, dass mindestens einer der Mörder Franzose war. Schon bei den Anschlägen auf Charlie Hebdo waren die Attentäter französische Staatsbürger.

Geflüchtete als Terroristen unter Generalverdacht zu stellen, ist ein ekelhafter Schachzug, mit dem man den eigentlichen Mördern nur in die Hände spielt. Leute wie Matussek verbreiten nichts als Angst und Hass vor allen und auf alle, die nicht ihr Weltbild teilen. Diese Weltanschauung, die Angst vor all dem hat, was man nicht selbst ist, und dieses „Andere" so weit wie möglich wegschieben will, ist die falsche Antwort in einer demokratischen Gesellschaft.

Stefan auf Twitter.