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Musik

Die beschissenste Band der Welt

Eine PR-Agentur aus Brooklyn hat uns eine Mail geschickt, im Anhang ein Musikvideo.

Eine PR-Agentur aus Brooklyn hat uns eine Mail geschickt, im Anhang ein Musikvideo. Eigentlich nichts Besonderes. Das diese elektronische Nachricht jedoch solches Grauen beinhaltet, konnte keiner ahnen. Abgesehen von unsere Proleten-Phobie, ist Disco Damage einfach eine der schlimmsten Bands, die wir uns seit langem ansehen und anhören mussten. Zum Glück besteht sie nur aus zwei Bandmitgliedern, einem argentinischen Mädchen und einem nordirischen Typen, beide leben momentan in London. Aber diese große Scheiße überschreitet Grenzen, Ozeane, ganze Kontinente. In der bösen Welt des Entertainments müssen wir wirklich mit viel klarkommen. Nehmen wir zum Beispiel Ke$ha, die sich morgens nur mit Alkohol cool fühlen kann, oder Mumford & Sons, die trotz ihres Wunsches nach Harmonie einfach niedlich sind. Im Namen aller jungen Newcomer-Bands wollen wir euch warnen vor dieser Gattung von Black Eyed Peas-Musik, die sich unaufhaltsam ausbreitet. Disco Damage wird nur der Anfang sein.

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DAS VIDEO

Man sieht ein schwules Pärchen, die diesen Proleten offensichtlich ziemlich doof finden. Doch laut unserer Google Recherche, geht den meisten Typen beim Anblick eines selbstbewussten, stilsicheren Teenager ordentlich einer ab. Außer vielleicht, wenn sie auf Ke$ha stehen, doch darüber wollen wir gar nicht nachdenken. Das Video bringt jedes geschmacklose Klischee mit. Betrachten wir das Material, aus dem Fremdschämen gemacht wird.

- „Ein Proll legt seine Füße auf die Zugsitze.“

- „Ein Proll geht dir nicht aus dem Weg, wenn ihr euch auf der Straße begegnet.“

- „Ein Proll tritt gegen die Saftmaschine, weil sie kein Wechselgeld gibt und übertönt damit sogar unsere Gespräche über Angstzustände.“

- „Ein Proll bezahlt seinen Alkohol mit Kleingeld, besäuft sich und kotzt dann überall hin.“

Und seit wann mögen Schwule keine billigen Cocktails? Kommt so etwas dabei heraus, wenn man nachts Videos auf der Old Compton Street dreht und alles mit fluoreszierender, pinker Kotze überzieht?

Daraus können junge Bands folgendes lernen: Steckt eure gesamte Zeit ins Saufen und Rauchen, lauft durch die Stadt und hasst die ganze Welt.

DIE BIOGRAFIE

„Anfang 2007 trafen sich die beiden in einem Club … Kristin war Dichter und arbeitete als Barkeeper im West End.“

ZWINGT MICH NICHT ZU ZITIEREN, OH SCHEISSE:

„Cocktail cunt (Happy hour gives me power)

Cocktail cunt (Happy hour) (Cock-cock-cock-cock-c-c-c-c-c)

Cunt/Cunt/Cunt/Cunt.“

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Wenn man schon einen Song über „Cocktail Cunts“ machen muss, dann doch eher so. Hier sieht man lyrische Perfektion und eine Vielschichtigkeit der Thematik.

„Erste Tracks entstanden in Lauras Homestudio, elektronische Musik mit skurrilen Texten, alle produziert aus den verrückten Köpfen der beiden. Disco Damage stellte alles auf Myspace und schon bald hörte man die Tracks in Amerika, Australien, Japan und überall sonst.“

[Alles Propaganda]

„Disco Damage spielten auf einigen der angesagten Partys in London, von der „Pooldisco“ im Shoreditch House bis zur „Bodytalk“ im Dalton Superstore (die Inspiration für den Track „Fuck the DJ“). Sie meisterten den langen Weg von Lauras Schlafzimmer nach Nord-London…“

[Hetze Hetze Hetze]

Die Busfahrt von Nord-London nach Dalston kostet sieben Pfund.

Daraus können junge Bands folgendes lernen: Nur weil du als Dichter in einer Cocktailbar arbeitest, heißt das noch lange nicht dass du auch ein guter Songschreiber bist. Benutze nie das Wort „skurril“ um dich selbst zu beschreiben, oder jemanden, oder überhaupt irgend etwas. Und gib niemals mit deinen Leistungen an, sonst endest du wie Tom Vek.

DIE FOTOS

Nun werden alle Eltern aus dem Norden denken, so etwas passiert mit ihren Kindern, wenn sie zum Studieren nach London gehen.

Daraus können junge Bands folgendes lernen: Zieht euch einfach ordentlich an!

DAS INTERVIEW

Vice: Eure Presseagenten haben uns gestern das Video „Cocktail Cunt“ geschickt. Ich habe überlegt, was wohl die Message sein soll.

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Kristin Neely: Es ist ein Song über Mistkerle die sich zulaufen lassen.

Der selbe Typ spielt mehrere Charaktere. Ist das ein Symbol dafür, dass wir besoffen alle gleich sind?

KN: Sicher. Betrunken ist man eine … Cocktail Cunt.

Wurdest du in der Vergangenheit schon mal mit Cocktail Cunts konfrontiert?

KN: Ich arbeitete eine Zeit lang als Barkeeper im West End. Die Leuten können sehr unhöflich werden, wenn es ein paar Minuten nach der Happy Hour keine günstigen Drinks mehr gibt. Und sie werden Cocktail Cunts!

Laura Fares: Gut gesagt.

Ihr seit mit Klischees nicht gerade sparsam umgegangen. Die Cunt in eurem Video sieht aus wie der typische „Prolet“.

KN: Ja, da hast du recht. In Schottland würde man „Rowdy“ sagen.

Findet ihr Proleten so schlimm?

KN: Nicht zwangsläufig.

Warum sieht er dann aus wie ein typischer Rowdy? Geht es nur darum Leute zu zeigen, die sich im Vollsuff daneben benehmen, oder doch mehr um die Rowdy-Kultur?

KN: Es zeigt nur einen der vielen Stereotypen. Die Leute verstehen überspitzte Stereotypen besser.

Warum hasst er Schwule so sehr?

LF: Er ist einfach ein aggressiver und frustrierter Charakter, er findet alles scheiße, was nicht in sein Bild passt.

Seid ihr homosexuell?

LF: Wir haben erlebt, dass Wut nichts mit sexueller Orientierung zu tun hat.

Warum läuft er die Old Compton Street entlang, wenn er schwule Typen nicht mag?

LF: Old Compton Street ist im Zentrum von London und jedem ein Begriff. Warum sitzt er nicht in einem Pub und belästigt die Anderen? Warum sitzt er nicht im Zug und ist aggressiv zu den Passagieren? Wir wissen es auch nicht genau, das passiert alles täglich.

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Ich vermute, dass ist die Wahrheit. Ich kann mir nicht helfen aber ich empfinde, der Schwulenhass von Proleten steht mehr im Vordergrund, als das „betrunkene Menschen hassen die ganze Welt“-Ding.

LF: Es ist witzig, dass du diesem Detail so viel Bedeutung zusprichst.

Ich finde die Szene mit dem schwulen Pärchen ist schon der Höhepunkt des Videos, oder nicht?

LF: Wirklich? Ich finde die Szene am Ende auf dem Karussell, wo sich alles dreht, ist der Höhepunkt. Aber es ist witzig, dass für dich wieder die Schwulen im Mittelpunkt stehen.

Die Leute verstehen starke Stereotypen. Was ist der Unterschied mich auf die schwule Sache zu reduzieren und euch auf die „Proleten“-Sache?

LF: Wir wollen keinen auf irgendein Klischee reduzieren. Wir haben einfach diesen Charakter als roten Faden durch unser Video gezogen. Es ist eine fiktionale Figur, frei erfunden. Es gibt kein „Sie“ oder „Uns“. Menschen sind Menschen.

Das ist eine schöne Antwort aus dem Kinderfernsehen. Wie auch immer – habt ihr fünf Tips, die ihr Newcover-Bands mit auf den Weg geben möchtet?

LF: Es ist eine ehrliche Antwort. In der heutigen Zeit soll jeder Leben, wie er es gern möchte.

Er

LF: Unsere Tips: 1) Mach es selbst, 2) Bleib du selbst, 3) Nutze alle Social-Networkseiten, wirklich alle, 4) lerne von den Bands, die du bewunderst, 5) Gib nicht auf. Wenn du liebst was du tust, wird alles gut.

Was würdet ihr sagen, wenn Vice sagen würde: „Gebt lieber auf!“?

LF: Wir würden euch danken und es als DJ weiter versuchen.

Daraus können junge Bands folgendes lernen: Macht einfach alles um berühmt zu werden. Bleibt euch nicht treu, habt eine nervige Online-Präsenz, toleriert auf eurem Weg niemanden, hört auf die Tips von anderen Bands und am wichtigsten, wenn Vice euch sagt gebt lieber auf! Dann gebt bitte auch auf!