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Die Buchhandlungskette Thalia verdient an rechtspopulistischer Literatur

Für Thalia ist das überhaupt kein Ding. Ihrer Meinung nach tragen sie so zu einer "ausgewogenen Mischung verschiedenster Perspektiven" bei. Okey-Dokey.

Foto: imago | SKATA

"Mit großer Macht kommt große Verantwortung." Diese Weisheit sollte nicht nur für Spiderman gelten, sondern auch für reale Menschen und Unternehmen außerhalb des Comic-Universums. Apple hat zum Beispiel Macht. Schon lange verkloppen die Kalifornier nicht nur Computer—mit ihrem iTunes-Store entscheiden sie auch maßgeblich über den Erfolg von Musikern oder Filmen. Was sie nicht anbieten, wird weniger gekauft.

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Bei Buchhandlungen ist es ähnlich. Sie sind ein perfektes Beispiel für die Regel, dass auch das Angebot die Nachfrage bestimmen kann: Oft wird man auf ein Cover erst aufmerksam, wenn man auf den Büchertischen stöbert. Wie etwa auf Beuteland Deutschland. Die systematische Plünderung Deutschlands seit 1945 oder Grenzenlos kriminell. Was uns Politik und Massenmedien über die Straftaten von Migranten verschweigen von Udo Ulfkotte. So sehen nämlich Büchertische in einer deutschen Thalia-Buchhandlung aus, wie die taz berichtet. 

Der Autor Ulfkotte publiziert seine rechtspopulistische Ideologie beim Kopp-Verlag, was wie die Faust aufs Auge passt. Kopp bringt nicht nur esoterischen Wahnsinn wie das Penis Power-Buch mit Anleitung zur "Superpotenz" heraus, sondern auch allerlei braun eingefärbten Verschwörungsmüll. Schon seit letztem Jahr hat der Verfassungsschutz ein Auge auf den Verlag geworfen. Und auch das Innenministerium Baden-Württembergs bestätigt, dass das Angebot des Kopp-Verlages Bücher umfasst, "die von rechtsextremistischen Verlagen herausgegeben werden oder von rechtsextremistischen Autoren stammen". Die Schriften bedienten sich "naturgemäß rechtsextremistischer und antisemitischer Argumentationsmuster".

Aber all das scheint dem "Marktführer im Sortimentsbuchhandel", wie Thalia sich selbst nennt, scheißegal zu sein. Mehr noch: Man beruft sich auf die Meinungsfreiheit und erklärt gegenüber der taz: "Vielmehr geht es uns bei der Auswahl der Titel, die in der Rubrik 'Aktuelles' zu finden sind, um eine ausgewogene Mischung verschiedenster Perspektiven zu einem aktuell diskutierten Thema, sodass Leser die Möglichkeit haben, sich umfassend zu einem Thema zu informieren, sich mit verschiedenen Blickwinkeln auseinanderzusetzen und sich so eine eigene Meinung zu bilden." Dazu gehörten auch Buchtitel, die "umstritten" seien.

Thalia verfolgt also in Wahrheit einen Bildungsauftrag. Wer hätte das gedacht? Man hätte glauben können, dass die Buchhandlungskette sich nach den Erfolgen der AfD und Stimmungswelle gegen Flüchtlinge ein paar Extra-Euros verdienen will, indem sie auch die passende Literatur bereitstellt. Frei nach dem goldenen Gebot der Wirtschaftslehre: Die Nachfrage bestimmt das Angebot.

Mit großer Macht kommt große Verantwortung. In dem Falle wäre es die Verantwortung, brauner Literatur keine Plattform zu bieten. Oder wenigstens so ehrlich sein, und nicht einen auf Bildungsauftrag machen.