Die Debatte um die Homoehe muss endlich aufhören
Foto: Sasha Kargaltsev | Flickr | CC BY 2.0

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Die Debatte um die Homoehe muss endlich aufhören

„Wer alle Autos Mercedes nennt, schadet dem Mercedes und hilft den anderen nicht." Die Ehe zwischen Mann und Frau ist also der Mercedes und ich bin ein Fahrrad, oder wie jetzt? Die Ehe ist kein Mercedes, liebe Bild.

Die Debatte um die Homoehe ist ein Zombie, dem endlich mal jemand den Gnadenschuss geben sollte. Ich spreche hier nicht von einem gefährlichen 28 Days Later-Rennzombie, der dir schreiend hinterherläuft, bis du zusammenbrichst und dich dann auseinanderreißt. Sondern eher von einem dieser klassischen George-Romero-Zombies, bei dem es schon ziemlich lange her ist, seit er wieder aufgewacht ist, demzufolge ist er schon leicht angegammelt, sein Gehirn noch kaputter und er kann nur noch immer wieder und wieder gegen die Wand laufen, weil er nicht mehr dazu in der Lage ist, irgendwas wahrzunehmen, was um ihn herum passiert.

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Schon 2013 waren 35% der wahlberechtigten Personen in Österreich für das Adoptionsrecht von homosexuellen Paaren. 41% stimmten „voll" für die Heirat zwischen Homosexuellen, während sich 20% mit einer „überwiegenden" Zustimmung zurückhielten. In hoffentlich nicht allzu fernen Zukunft, wird es in Österreich der Regierung zuviel werden mit den Bauchschmerzen, die vollständige Gleichstellung wird kommen und diese Debatte wird endlich, endlich zu Ende sein.

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Bis dahin müssen wir aber alle irgendwie mit diesem leicht nach Verwesung riechenden Zombie klarkommen, der Homoehendebatte heißt und der einfach nicht den Ausgang findet. Weil wir Zombies so gern haben, haben wir uns die häufigsten Argumente nochmal (Oh Gott, ich hoffe so sehr, dass es das letzte Mal ist) für euch angesehen.

Vater, Mutter Kinder. War doch immer schon so.

Der aktuelle Beitrag, „ Fortschritt braucht Vater, Mutter, Kinder" in der FAZ entspricht in etwa der Denke der klassischen Konservativen. Schließlich war es schon immer so. Vater, Mutter, Kind, denn „zwar bringt auch nicht jede Ehe Kinder hervor, wie Karlsruhe messerscharf beobachtete, doch ist die Verbindung zwischen Mann und Frau nun einmal die einzige, die Kinder hervorbringen kann." Blümchen und Bienchen, Eizelle und Spermium. Hab ich auch in der dritten Klasse gelernt. Aber was hat das jetzt mit irgendwas zu tun? Verbieten wir jetzt Adoptionen im Allgemeinen? Zwangsverheiraten wir alleinerziehende Mütter oder Väter? Nein tun wir nicht.

1957 hat angerufen. Es will sein Familienbild zurück.

Überhaupt ist es nicht diese blumige „Verbindung zwischen Mann und Frau", die „Kinder hervorbringt". 1957 ist vorbei. Mann und Frau haben Sex. Eine Eizelle wird befruchtet. Und daraus entsteht unter Umständen ein Kind. Oder eine Frau lässt sich künstlich befruchten. Oder eine Frau will oder kann aus welchen Gründen auch immer ihr Kind nicht bei sich selbst aufwachsen lassen und gibt es zu Pflegeeltern oder zur Adoption. Oder eine Lesbe benutzt das Sperma eine Freundes. Oder ein schwules Paar und ein lesbisches Paar tun sich zusammen und bekommen so ein Kind. „Wer Fortschritt will, braucht Vater, Mutter, Kinder", sagt die FAZ. Aber eigentlich steht kein einziges dieser Kinder dem „Fortschritt" im Weg.

Was wird nur mit diesem Land passieren, wenn die das dürfen?!

Wenn gar nichts mehr hilft, dann kommt ein Autovergleich, wie in diesem Kommentar in der Bild: „Wer alle Autos Mercedes nennt, schadet dem Mercedes und hilft den anderen nicht." Die Ehe zwischen Mann und Frau ist also der Mercedes und ich bin ein Fahrrad, oder wie jetzt? Die Ehe ist kein Mercedes, liebe Bild. Die Ehe ist die Ehe. Und egal wieviele schiefe Metaphern ihr dafür findet: Es werden nicht weniger heterosexuelle Paare heiraten, wenn es auch homosexuelle dürfen. Und es werden auch nicht weniger Kinder zur Welt kommen. Für heterosexuelle Paare wird sich nichts ändern. Nichts. Für niemanden wird dich irgendetwas ändern, außer für homosexuelle Paare. Die dürfen dann heiraten.

Aber die Ehe ist doch heilig.

Ebenfalls ein Argument der Bild: „Die Ehe zwischen Mann und Frau ist kein Liebes-Zertifikat, sondern in allen Kulturen dieser Welt Ausdruck für die wichtigste Keimzelle der Gesellschaft: Verantwortungsgemeinschaft UND Fortpflanzung." Spätestens seit Foucault kann man davon ausgehen, dass die Ehe, wie sie heute dargestellt wird, eine Erfindung des 18. Jahrhunderts ist. Liebe und Sex fanden vorher hauptsächlich außerehelich statt. Ehen waren bis zu dem Zeitpunkt Zwangsgemeinschaften, um den Wohlstand und Stand zu schützen. Die Ehe ist eine Institution wie jede andere auch. Warum sollte man sie deswegen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe verwehren?

Alle kommen in die Hölle

Der Vatikan nennt die Eheöffnung in Irland allen Ernstes eine „ Niederlage für die Menschheit". Jetzt könnte man denken, die spanische Inquisition wäre vielleicht eine Niederlage für die Menschheit gewesen, oder der Missbrauchsskandal, oder dass es bis 1992 gedauert hat, bis die katholische Kirche Galileo Galilei rehabilitiert hat. Nein. Die Homoehe in Irland. Menschen, die sich lieben, dürfen heiraten. Das ist offensichtlich ein großes Problem für die alten Männer in Rom, die so gerne bodenlange Roben tragen.

Stefan arbeitet auch auf Twitter für die Homolobby.


Titelfoto: Sasha Kargaltsev | Flickr | CC BY 2.0